KÖLN - Zwischen 40 000 und 50 000 potentielle Schüler zwischen 14 und 18 Jahren gibt es für Kölns jüngste Bildungseinrichtung - die jetzt eröffnete "Jugend-Computerschule", die die Kölner Stadtsparkasse anläßlich ihres 150jährigen Bestehens stiftete. Sie soll kostenlos "Informationen über die Grundlagen und Möglichkeiten der EDV als Beitrag zur Wirtschaftserziehung der Jugend" vermitteln und kann von Schulklassen, Auszubildenden, Jugendverbänden und Einzelinteressenten besucht werden.
Die Idee zu der Computerschule stammt vom Vorstandsvorsitzenden Sparkasse, Fritz Hermanns: "Die Jugend soll spielerisch in die Handhabung der Technik hineinwachsen um so den Belangen der modernen Gesellschaft gerecht werden zu können." Die gemeinnützig "Stiftung Jugendcomputerschule" will eine Informationslücke schließen, die bei allgemein- wie berufsbildenden Schulen wegen unzureichender Maschinenausstattung, Fehlen von Programmen und Mangel an Kenntnissen besteht - an den sieben Kölner kaufmännischen Berufsschulen gibt es beispielsweise nur eine einzige Lehrerin mit spezieller Org/BDV-Ausbildung.
Zwölf IBM-Terminals
Die Jugendcomputerschule bietet zur Zeit einen Ein-Tages-Grundkurs zur Einführung in die EDV an: Aufbaukurse sollen folgen, die näher über Programmierung und EDV-Berufe informieren und - als letzte Stufe Anregungen für die selbständige Nutzung kleiner Rechner bieten. Die Ausstattung: Unterrichtsraum mit Projektoren und Gruppenarbeitsräume mit zwölf IBM-Bildschirmterminals 3277. Die Programme für den Unterricht am Terminal, zwei Broschüren zum programmierten Unterricht und zwei Tonbildschauen wurden für insgesamt rund 60 000 Mark von der Kölner "Arbeitsgruppe Informatik" entwickelt - das ist erst das Grundkurs-Material.
Der Aufwand ist insgesamt erheblich: Obwohl die Sparkasse schon 1972 eine Million Mark stiftete, konnte erst jetzt der Betrieb aufgenommen werden. Die Erträge aus dem Vermögen, jährlich rund 80000 Mark, mußten erst einige Zeit angespart werden - der laufende Betrieb kostet nämlich etwa 150 000 Mark im Jahr zuzüglich Investitionen. Die Stiftung hofft deswegen auf weitere Mittel.
Die Terminals sind jetzt über eine 2400-Baud-Zweidrahtleitung der Post an das Rechenzentrum der Sparkasse angeschlossen - Antwortzeiten zehn Sekunden und mehr. Aber Ende des Jahres zieht die Schule in das neue "Haus der technischen Dienste" der Sparkasse um. Dort befindet sich auch das Rechenzentrum, so daß die Terminals im Local-Betrieb laufen können.
RZ nicht gestört
"Die Coursewrighter-Programme für die Schule belegen 30 K auf irgendeiner Platte - die Dialoge laufen so mit und stören gar nicht. Unser normaler Betrieb geht von weiter", erklärt RZ-Chef Heinz Zündorf, einer der beiden Geschäftsführer der Schule. Angeschlossen sind die Terminals derzeit an die 370/158 (1,5 MB) der Sparkasse; sie laufen im konservativen Remote-Betrieb. Später sollen sie wie die Kassenterminals unter ITS/IMS auf die nur für TP-Anwendungen reservierte 370/145 (1 MB) übernommen
werden.
"Die Lehrer, die bisher da waren, sind begeistert", berichtet Werner Oletzky, Ausbildungsleiter der Sparkasse und zusammen mit Zürndorf Stiftungsgeschäftsführer. Eine Vereinbarung mit den Kölner Schulräten sieht vor, daß der Besuch der Computerschule für Schulklassen grundsätzlich möglich ist. "Jetzt müssen wir die vielen Lehrer überzeugen, die noch eine Scheu vor dem Computer haben", erklärt Oletzky. Seine Hoffnung setzt er gerade auf die, die selbst Informatik-Kurse geben: "Da werden die Schüler motiviert - und dann bekommen wir unsere Informatik-Kurse von", erklärte der Fachlehrer eines Kölner Gymnasiums, das selbst einen DEC-Rechner hat, aber in einem Jahr nur einen Informatik-Kurs durchführte.
Programm für einen Schultag
So läuft das Programm für den der Kölner Jugend-Computerschule ab - Beginn 9 Uhr, Ende 16 Uhr:
10 Min. Begrüßung
15 Min. Film "Computer" - Übersicht über Anwendungsmöglichkeiten
6o Min. Arbeiten am Terminal
15 Min. Pause
20 Min. Film "Mensch und Computer" - Übersicht über DV-Funktionen
40 Min. Bildlernprogramm "So funktioniert DV" - programmierte Unterweisung in Buchform
15 Min. Pause
30 Min. Tonbildschau "Datenträger", verbunden mit programmierter Unterweisung in Buchform
60 Min. Mittagspause
30 Min. Arbeiten am Terminal (binäres Zahlen-Prinzip)
30 Min. Tonbildschau "Zahlungsverkehr über Computer"
15 Min. Pause
60 Min. Arbeiten am Terminal (Codieren von Informationen)
10 Min. Film "Das Programm"
20 Min. Schlußtest am Terminal
M. Pauly