Die Vulkan Gruppe virtualisiert ihre Desktops mit Zero Clients

08.11.2012
Das PC-Zeitalter ist bei Vulkan beendet. Das Unternehmen hat mit Zero Clients und Desktop-Virtualisierung nicht nur den Administrationsaufwand gesenkt, sondern spart auch noch Geld - dank der niedrigeren Stromrechnung.

Erst die Server, dann die Desktops - dieser gängigen Reihenfolge bei der IT-Virtualisierung folgte auch Vulkan, eine international agierende Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Herne. Der Zeitpunkt für die Desktop-Virtualisierung war gekommen, als mehrere hundert Firmen-PCs vor dem Austausch standen. Seitdem werden die Desktops mit Citrix XenDesktop virtualisiert und die PCs so weit wie möglich durch Zero Clients des Herstellers Pano Logic ersetzt. Dies ist, wie man bei Vulkan festgestellt hat, die stromsparendste und am einfachsten zu administrierende Art der User-Verwaltung.

Schon seit einigen Jahren setzt Vulkan vereinzelt auf die Anwendungsvirtualisierung und stellt den Beschäftigten seiner ausländischen Niederlassungen unter anderem SAP Business One aus der Private Cloud zur Verfügung. Die Server im eigenen Rechenzentrum in Herne werden seit 2009 mit VMware virtualisiert. Heute laufen dort auf drei physikalischen Servern 150 virtuelle Anwendungs-Server. Mitte 2010 hatte das IT-Team die Server-Technik gut im Griff und konnte sich fortan um die Desktops kümmern. Mehrere hundert Firmen-PCs hätten zu diesem Zeitpunkt turnusgemäß erneuert werden müssen, parallel standen Release-Wechsel auf Windows 7 und Microsoft Office 2010 an. Drei Vorhaben, die Vulkan zu einem Projekt verbunden hat. Die Aufgaben der Virtualisierung sind dabei klar getrennt: Auf der Server-Seite kommt VMware zum Einsatz. Für alles, was mit Desktops zu tun hat, ist Citrix das Produkt der Wahl. So wurden XenApp und XenDesktop in Verbindung mit der Zero-Client-Lösung von Pano Logic eingeführt.

Die Virtualisierung beschleunigt den Windows-7-Rollout

Vulkan ist ein gutes Beispiel für eine Entwicklung, die auch verschiedene Analystenhäuser in der Vergangenheit wiederholt vorhergesagt haben, wie etwa Mark Bowker, Senior Analyst der Enterprise Strategy Group: Durch den Windows-7-Support werden sich virtuelle Desktop-Anwendungen rascher verbreiten, da der Rollout dadurch erleichtert wird. Zudem lassen sich erhebliche Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen erzielen. Ein Administrator kann vielleicht ein bis zwei Office-Arbeitsplätze am Tag umrüsten, inklusive Datenübernahme. Wenn es dann um die Erneuerung mehrerer hundert PCs geht, noch dazu in Verbindung mit unternehmensweiten Release-Wechseln, gilt es zu überlegen, wie sich dies beschleunigen lässt - vor allem, wenn die eigene IT-Abteilung nur aus wenigen Personen besteht.

Thin Clients waren zu schlecht kalkulierbar

Thin Clients waren der erste Ansatz; dabei testete das IT-Team die Produkte mehrerer Hersteller. Die Versuche liefen allerdings kostenmäßig aus dem Ruder: Während des Betriebs stellte sich immer wieder heraus, dass nachträglich zusätzliche Lizenzen, etwa für bestimmte Bildschirmauflösungen, nötig waren. Insgesamt erwies sich der Ansatz mit Thin Clients als zu schlecht kalkulierbare Variante für die Desktop-Virtualisierung.

Zero Clients waren bei Vulkan bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Das Systemhaus Lynx IT-Systeme brachte dann das Konzept von Pano Logic als Alternative für den Ersatz der bisherigen Endgeräte am Arbeitsplatz ins Spiel. Der Zero-Client-Ansatz hat eine Reihe von Vorteilen. Zunächst befindet sich am Arbeitsplatz keine Intelligenz, so dass keine unerwarteten zusätzlichen Lizenzen erworben werden müssen. Die Geräte werden über eine einfache Terminalverbindung mit dem Pano Controller verknüpft. Als zentrale Komponente verwaltet das Management-Tool Anwender und virtuelle Maschinen, übernimmt Connection Brokering, Active-Directory-Anbindung sowie die Zuordnungen der virtuellen Maschinen und Zero Clients. Der Pano Controller ist im dahinter liegenden Citrix Xen Hypervisor integriert. Das Konfigurieren eines Arbeitsplatzes dauert so nur noch 30 Minuten. Da jede Anwendung zentral installiert wird, arbeiten alle Anwender mit identischen Release-Ständen.

Rentabilität nach zwei Jahren durch die Energieeinsparung

Die anfängliche Kalkulation, dass sich die Lösung angesichts des niedrigen Stromverbrauchs der Pano Logic Cubes von rund drei Watt binnen zwei Jahren amortisieren würde, hat sich inzwischen bewahrheitet. Auch ein wichtiges Signal an die eigenen, weltweiten Kunden und OEM-Partner, von denen immer mehr wissen wollen, wie es ihr Zulieferer mit dem Thema Energieeffizienz hält. Werden weitere Faktoren wie die Citrix-Lizenzen einbezogen, liegt dieTCO des gesamten Desktop-Virtualisierungs-Projekts knapp 30 Prozent unter der, die beim weiteren Einsatz von Fat Clients anstelle von Zero Clients angefallen wäre.

Bei Vulkan ist man sich darüber im Klaren, dass nicht alle Arbeitsplätze im gesamten Unternehmensverbund mit Zero Clients abgedeckt werden können. Rund 75 Prozent sind realistisch, dabei handelt es sich vornehmlich um User horizontaler Standardanwendungen von Office bis ERP. Der Austausch von PCs gegen Zero Clients begann im Unternehmensbereich Couplings, wo das Projektteam in mehreren Abteilungen einzelne User heraussuchte. Umgerüstet wurden zunächst die Arbeitsplätze, an denen schnell Erfolge sichtbar sind - eben solche mit Standardanwendungen. 100 Arbeitsstationen waren drei Monate nach Projektstart in den Divisionen Couplings und Lokring mit Pano Logic ausgestattet. Dann wurden zunächst die anfänglichen Startschwierigkeiten analysiert und beseitigt. Wenn Fehler im Betrieb auftauchen, liegen diese oft gar nicht am Zero Client, sondern es können Probleme im Zusammenhang mit dem Windows- beziehungsweise Office-Wechsel auftreten.

Grafiklastige Anwendungen sind für Zero Clients ungeeignet

In kleineren Schritten geht das IT-Team derzeit weiter und prüft an jedem Arbeitsplatz, ob er sich mit der Zero-Client-Lösung virtualisieren lässt. Insgesamt dreht es sich am Standort Herne um 350 Arbeitsplätze. Von diesen waren zwei Jahre nach Projektstart 200 mit Standardanwendungen über Pano Logic virtualisiert worden, weitere 50 sollen folgen. Es gibt am Standort Herne außerdem rund 100 Notebooks. Diese sollen in Kürze über XenClient virtualisiert werden, das Linux-basierend auf den Notebooks installiert wird. Die Desktop-Virtualisierungslösung von Citrix für mobile Arbeitsplätze ermöglicht es, den Anwendern parallel eine private Windows-Session und eine Arbeitsumgebung zur Verfügung zu stellen. Bis dies realisiert ist, nutzen ausgewählte User das Citrix Access Gateway und greifen per Web-Interface auf zentrale Anwendungen zu.

Für die nahe Zukunft ist geplant, über den Standort Herne hinaus auch Arbeitsplätze in weiteren Niederlassungen durch Zero Clients zu ersetzen - zunächst auf Deutschland begrenzt. Noch sind hier jedoch die Latenzzeiten zu hoch. Deshalb wartet das IT-Team auf weitere Protokollverschlankungen durch Pano Logic, so dass eine ausreichende Performance auch bei schwächeren Leitungsressourcen möglich ist. In bestimmten Szenarien bleibt das Unternehmen bei Fat Clients: Auf ihnen laufen grafiklastige DTP-Programme aus dem Marketing und CAD-Anwendungen aus der technischen Entwicklung. (wh/hi)

Das Zero-Client-Modell von Pano Logic: Die Pano-Systemarchitektur baut auf dem Controller als zentraler Komponente auf. Er verbindet die virtuellen Desktops mit den entsprechenden Server-Ressourcen. Quelle: Pano Logic
Das Zero-Client-Modell von Pano Logic: Die Pano-Systemarchitektur baut auf dem Controller als zentraler Komponente auf. Er verbindet die virtuellen Desktops mit den entsprechenden Server-Ressourcen. Quelle: Pano Logic
Foto: Pano Logic

Die Vulkan Gruppe

Die Vulkan Gruppe beschäftigt rund 1100 Mitarbeiter/innen in 20 Tochterunternehmen und 51 Vertretungen weltweit. Die Gruppe gliedert sich in drei Unternehmensbereiche: Die Vulkan Couplings und Vulkan Drive Tech produzieren und vertreiben hochelastische Kupplungen, Lagerungen, Dämpfer, Wellen und Bremsen für maritime Anwendungen und stationäre Energiegewinnung beziehungsweise Industrieantriebe. Die Vulkan Lokring stellt lötfreie Rohrverbindungen für den Bereich der Kälte- und Klimatechnik her.

Seit 1889 ist das mittelständische Familienunternehmen im alleinigen Eigentum der Familie Hackforth. Als Verwaltungsgesellschaft der Vulkan Gruppe fungiert die Hackforth Holding GmbH & Co. KG. Das Stammhaus der Unternehmensgruppe befindet sich in Herne.