S

Die Überlebenden der New Economy

13.02.2003
Von Stephan Schambach

Ausbau zum Softwarekonzern Nun steht Schambach vor der nächsten Herausforderung: Seit einigen Monaten kämpft der einstige Börsenliebling Intershop ums Überleben. „Rückblickend hatten wir nicht die richtigen Systeme etabliert, um auch mit einem Abschwung fertig zu werden.“ Im Gegensatz zu manchen Chefs anderer Internet-Firmen habe er jedoch nicht das Geld eingesammelt und sich aus dem Geschäft verabschiedet. „Wir haben uns zusammengesetzt und die Firma komplett neu entwickelt.“ Einige sehr gute IT-Manager habe man für Intershop gewinnen können: „Die kämen nicht, wenn alles aussichtslos wäre.“ Der Firmengründer hat noch viel vor, denn er will das Unternehmen zu einem weltweit führenden Softwarekonzern ausbauen, was, so Schambach, in Deutschland alles andere als leicht ist. Zu seinen Vorbildern zählen nicht etwa namhafte Personen der IT-Branchen, sondern Michail Gorbatschow und Martin Luther - auch sie mussten sich bekanntlich gegen eine Übermacht durchsetzen.

Doch auch Schambach selbst hat Vorbildfunktion: Die Brüder Alexander, Marc und Oliver Sam-wer hatten den Intershop-Boss 1998 im Silicon Valley aufgesucht, als sie sich nach einem lukrativen Geschäftsmodell für das Web umschauten. Nach ihrer USA-Tour gründeten sie Anfang 1999 das Online-Auktionshaus Alando.de in Berlin und etablierten es als eines der bekanntesten Internet-Companies. Sechs Monate später schluckte die amerikanische Konkurrent Ebay das Berliner Startup, das fortan unter Ebay.de firmierte. Nach der Übernahme entwickelten die Brüder das Versteigerungssystem weiter, auch mobile Anwender sollten mitbieten können. Die Gebotsabgabe per Handy war die Keimzelle für die nächste Firmengrün-dung: Die drei kehrten Ebay.de den Rücken und stampften das mobile Portal Jamba aus dem Boden, von dem sich zahlreiche Mobilfunknutzer Klingeltöne, Spieler, Screensaver und Vorlagen für Bildmitteilungen herunterladen.

Eingespieltes Dreierteam Unternehmer wollten die drei, Alexander, Marc und Oliver, schon immer werden: „Schon im Teenager-Alter stand für uns fest, dass wir eine Firma gründen werden, wir wussten bloß noch nicht, wann und wo“, erinnert sich Alexander Samwer. Im Dreierteam kümmert er sich um die Kommunikation nach außen, Produktentwicklung sowie Partnerschaften. Marc befasst sich mit Rechtlichem und Marketing, während Oliver das Business Development und Finanzen regelt.

So richtig ärgern kann sich der Firmengründer Alexander Samwer über die hiesigen Behörden: „Als wir Tag und Nacht arbeiteten, um Jamba auf die Beine zu stellen, kam ein Amt zu uns und bemängelte, wir hätten eine halbe Toilette zu wenig.“ Und obwohl Jamba! noch Mitarbeiter benötige, sei das Arbeitsamt bisher keine Hilfe gewesen.