WPC 2012

Die Microsoft-Show - weg vom Biedermann-Image

10.07.2012
Bislang scheint die Computerwelt klar aufgeteilt: Hier der angesagte Hersteller Apple mit seinen coolen Designstücken. Dort der biedere Rivale Microsoft, dessen Software auf hässlichen Plastikkisten läuft. Doch Microsoft arbeitet am Imagewandel.

Es gibt Orte, an denen fühlen sich Nutzer eines Windows-PC als Außenseiter. Ein Starbucks-Café in New York ist solch ein Ort. Die hippen jungen Leute, die dort ihren Cappuccino aus Pappbechern schlürfen und mit ihren Facebook-Freunden chatten, sitzen vor Apple-Notebooks oder tatschen auf ihrem iPad herum. Der Platz der Windows-Rechner ist in den Stockwerken darüber in den Büros.

Die Computerwelt scheint klar aufgeteilt: Apple ist Spaß, Microsoft steht für Arbeit. Doch Microsoft-Chef Steve Ballmer will sich damit nicht abfinden. Der hünenhafte Vollblut-Manager arbeitet am Imagewandel - und nutzt dafür ausgerechnet jene Methoden, die der Erzrivale Apple zur Perfektion getrieben hat: Show, Geheimniskrämerei und Design.

Wer das neue coole Microsoft sehen will, muss sich dieser Tage nach Toronto aufmachen. Dort läuft noch bis zum Donnerstag die jährliche Partnerkonferenz, bei der sich 16.000 Software-Spezialisten aus aller Welt versammelt haben.

"16.000 Freunde, Wahnsinn!" ruft Ballmer der Meute zum Auftakt des Megatreffens entgegen. Die Ränge in der umfunktionierten Sportarena im Herzen Torontos sind zum Bersten gefüllt. Akrobaten des Cirque du Soleil heizen der Menge mit Trommeln und Feuerspielen ein. Dann kommt Ballmer auf die Bühne, in blauem Hemd und dunkler Hose.

"Das ist unser wichtigstes Jahr", verkündet er. Das neue Betriebssystem Windows 8 kommt im Oktober heraus und soll dann in seinen diversen Varianten nicht nur Tischrechner und Notebooks antreiben, sondern auch Tablets und Smartphones. Ballmer will angreifen. Jetzt oder nie.

"Wir scherzen nicht, wenn wir sagen, wir haben Windows neu erfunden", erklärt er. Farbige Flächen auf dem Startbildschirm ersetzen künftig die grauen Menüs, die seit der Einführung von Windows 95 das Gesicht des Betriebssystems prägen. Kachel-Design heißt das.

Anders als Apple kontrolliert Microsoft jedoch nur die Software und nicht das Aussehen und die Ausstattung der Geräte. Die kommen seit jeher von Firmen wie HP, Dell, Samsung oder Lenovo. Und genau das erweist sich beim Wandel der Computerwelt als Nachteil. Weil kein Hersteller ein Windows-Tablet herausgebracht hatte, das es mit Apples iPad aufnehmen konnte, präsentierte Microsoft jüngst seine Eigenentwicklung namens Surface.

Nicht nur beim Material des Gehäuses - es handelt sich um eine Metall-Legierung - ließ sich Microsoft von Apple inspirieren. "Wir seit einiger Zeit an Surface gearbeitet", verrät Ballmer auf der Bühne und brüstet sich: "Wir haben einen tollen Job gemacht, das geheim zu halten." Dann fährt der Microsoft-Chef grinsend fort: "Es gibt noch mehr Geheimnisse." Apple lässt grüßen. (dpa/tc)