CeBIT 2004

Die Messe lockt den Mittelstand

16.03.2004
Von Johannes Klostermeier

Die Aachener Firma Trovarit (Halle 5/A46) bietet allen, die in der Angebotsvielfalt den Überblick vor allem über die vielen kleineren Anbieter zu verlieren drohen, zum ersten Mal so genannte kostenlose „Guided Tours“ durch den ERP-, CRM- und MESDschungel auf der CeBIT an. Nach einem kurzen Überblick über den Markt und die Kriterien des Einsatzes in der jeweiligen Branche werden die Teilnehmer von einem Experten zu vier ausgewählten Messeständen begleitet. Anmelden können sich Interessierte unter www.it-matchmaker.com.

Ob es der CeBIT dieses Jahr gelingen wird, mehr Mittelständler nach Hannover zu locken, darf dennoch bezweifelt werden, wenn man sich bei einer zufällig ausgewählten Reihe von IT-Leitern umhört. „Wir fahren da nicht hin, das ist kein Thema für uns“, sagt etwa Armin Ritter, Leiter Einkauf beim Armaturen- und Ventilhersteller Pister Kugelhähne (102 Mitarbeiter) in Muggensturm bei Karlsruhe. Der Grund ist simpel: „Wir haben alles, was wir brauchen, kaufmännische Standardsoftware und ein 3-D-Programm.“

So wie Pister geht es laut Meta Group derzeit vielen kleinen Mittelständlern: Nicht neue Investitionen, sondern Kosteneinsparungen, Prozessoptimierung und die wachsenden Anforderungen von Partnern und Kunden bezüglich IT seien die wesentlichen Ziele aktueller Projekte im Mittelstand. Die IT-Ausgaben werden demnach auch weiterhin knapp bemessen sein, so die Meta Group. Dennoch wachse der IT-Mittelstandsmarkt in diesem Jahr um sechs Prozent.

Profi-Lösungen statt Prototypen

Moderne ERP-Programme und damit verbunden Investitionen in Hardware und Infrastruktur sind 2004 die wichtigsten Innovationsbereiche für den Mittelstand, sagt Zacher von der Meta Group voraus. „Sicherheit ist auch deshalb ein ganz großes Thema, weil viele Unternehmen bisher immer nur reagiert haben - die Firmen müssen jetzt aber von sich aus aktiv werden“, so Zacher. Immer wichtiger werden auch Content- und Dokumenten- Management- sowie Archivierungssysteme. „Gerade vor dem Hintergrund der neuen Kreditbestimmungen nach Basel II wollen und müssen viele Firmen ihre Daten transparent halten.“ Technische Neuerungen wie die Tablet-PCUnterstützung, die beispielsweise der Dokumenten-Management- Spezialist Docuware vorstellt, sind hingegen für die meisten Mittelständler noch Zukunftsmusik. Und einen Messebesuch, bloß um auf dem Laufenden zu bleiben, leisten sich nur wenige.

„Wir brauchen keine Anregungen“, meint etwa EDV-Mitarbeiter Markus Lutz von Vetech Ventiltechnik. Das Unternehmen aus Speyer (85 Mitarbeiter) wird dieses Jahr keinen seiner Mitarbeiter nach Hannover schicken. IT-Leiter Uwe-Mirko Demo ist ebenso deutlich: „Wir gehen nicht gerne auf Messen.“ Zwar hätten sie von dem neuen Messeschwerpunkt gehört, doch im Moment seien keine großen IT-Investitionen geplant. „Bei Anschaffungen informieren wir uns im Internet und lassen von unseren Partnern Angebote erstellen“, berichtet Demo aus der Arbeit der Zwei-Mann-IT-Abteilung. Seine Kritik an der Messe: „Die CeBIT ist ein großer Klüngel und ein Jahrmarkt geworden, auf dem es schwer ist, Sachen zu finden, die mich betreffen.“ Was er brauche, sei „ein ruhiger Kreis, um fachgerechte Informationen einzuholen“.