Die langsame Abnabelung von Intel Compaq will in Prosignia-Servern K5-Prozessoren von AMD nutzen

03.02.1995

MUENCHEN (CW) - Offiziell will es bei Compaq niemand bestaetigen, fuer Brancheninsider ist es jedoch schon beschlossene Sache: In der naechsten Generation von "Prosignia"-Servern, die mit mehreren Prozessoren rechnen, werden die Texaner "K5"-CPUs von Advanced Micro Devices (AMD) einsetzen.

Aus Houston war zu diesen Informationen nur zu hoeren, man mache zu Produkten, die noch nicht angekuendigt seien, keine Aussagen. Das Design der Compaq-Server schliesse die Nutzung anderer als der Intel-Prozessoren allerdings nicht aus.

Nach den vorliegenden Informationen testete Compaq bereits K5- Chips. Man sei zuversichtlich, dass der Prozessor zum Zeitpunkt seiner allgemeinen Verfuegbarkeit auch fuer entsprechende Server- Applikationen ausgereift sei. Offensichtlich rechnet man bei Compaq damit, dass der K5 im dritten Quartal 1995 in Mengen vorraetig ist.

Compaqs Vier-Wege-Prozessordesign wird entweder auf den Multiprozessor-Spezifikationen "SLIC/ MP" beruhen, die von AMD und der Cyrix Corp. unterstuetzt werden, oder auf einem eigenen Konzept, das allerdings die SLIC/MP-Variante inkorporieren wuerde. Sowohl der K5 als auch der "M1"-Chip, das Pentium-Pendant von Cyrix, wie auch der Pentium-Prozessor selbst unterstuetzen SLIC/MP. Intel stellte aber auch ein eigenes Multiprozessor-Konzept vor, die MPS-Architektur.

Mit den Prosignia-Servern moechte Compaq auf dem Gebiet der Client- Server- und zeitkritischen Anwendungen erste Meriten einheimsen. Der PC-Weltmarktfuehrer positioniert die Systeme als Topmodelle fuer File- und Print-Server-Funktionen. Ausserdem, aeusserten Informanten, koennen die Prosignias als Einstiegs-Applikationsmaschinen dienen.

Der Entschluss, AMDs Konkurrenzprodukt zu Intels Pentium-Prozessor in Rechnern einzusetzen, die fuer die Geschaeftsstrategie Compaqs von einiger Bedeutung sind, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Compaq-CEO Eckhard Pfeiffer hatte bereits Anfang September 1994 auf der ETRE-Konferenz in Barcelona seinem Unmut ueber das Geschaeftsgebaren von Prozessormonopolist Intel Luft gemacht. Mit der nun diskutierten Strategie scheint sich Compaq noch mehr von Intel abzunabeln.

Allerdings wird die Pfeiffer-Company in den kommenden Wochen in ihre Prosignia-Linie auch ein Modell mit dem 100-Megahertz- Pentium-Chip aufnehmen. Dies geht einher mit Verbesserungen der Netz-Management-Programme "Insight Manager" und "Smartstart".

Bezueglich der zu unterstuetzenden Betriebssysteme hat sich Compaq noch nicht geaeussert. Bislang laufen auf den Prosignia-Systemen Windows NT, OS/2, Netware 4.1 und Banyan Vines.