Preispolitik wird immer undurchsichtiger

Die IBM "buendelt" wieder: Keine Listenpreise fuer Mainframes mehr

19.02.1993

Branchen-Insider befuerchten eine zunehmende Intransparenz des Marktes und zweifeln an der Legalitaet dieses Geschaeftsgebarens.

Die Praxis, keine Einzelpreise fuer Hardware und Software zu nennen, sondern alles als Paket oder "Bundle" anzubieten, brachte die IBM Corp. bereits vor 25 Jahren vor den Kadi. Das amerikanische Justizministerium erhob 1968 eine Anti-Trust-Klage gegen Big Blue, in der dem Hersteller unter anderem das "Bundling" als monopolistisches Verhalten ausgelegt wurde, da die Entwicklung einer unabhaengigen Software-Industrie verhindert wuerde.

Damals reagierte die IBM prompt auf diesen Vorwurf: Noch vor Zustellung der Klageschrift verpflichtete sie sich "freiwillig", die Preise fuer Software und Hardware voneinander zu trennen. Nach einem Viertel Jahrhundert versucht die IBM das gleiche noch einmal, so Marktkenner.

Helmuth Guembel, Analyst der Gartner-Group, kritisiert: "Das ist nichts Neues. In England hat die IBM das bereits im vergangenen Jahr eingefuehrt und dort hat das zu absoluter Undurchsichtigkeit und grosser Kundenunzufriedenheit gefuehrt." Der Analyst haelt die jetzige Preispolitk der IBM fuer einen Versuch, den Markt zu manipulieren und zu verschleiern: "Es ist ein Schlag gegen die Markttransparenz, weil die Preise nicht mehr genau vergleichbar sind. Ausserdem vermute ich, dass das hart an der wettbewerbsrechtlichen Legalitaet entlangschrammt." Zwar werde sich die Gartner-Group bemuehen, die Preise "aufzudroeseln", um weiter Preisvergleiche zu ermoeglichen, aber "wenn Hardware, Software und Service zu einem Brei verruehrt werden, haben die Preise nur noch statistische Bedeutung", meint Guembel.