Dezentrale Maskenhaltung als Zusatzfunktion in Emulationspaketen:Der Host sendet nur den Formular-Code

27.03.1981

DARMSTADT- Die Endgeräte der Mainframe-Hersteller weisen in den meisten Fällen ein relativ starres Funktionsspektrum auf. Dies liegt einerseits an der Unzahl der im Felde befindlichen Anwendungsprogramme, andererseits sicher auch an der Unlust der Hersteller, durch zuviel Intelligenz der Terminals sowohl Leistung vom Rechner abzuziehen als auch den Anschluß der Geräte an Fremdsysteme zu erleichtern. Im Gegensatz zu früheren Geräte-Emulatoren, die etwa das Verhalten der IBM 3270 möglichst exakt nachbildeten, gehen heute die Emulations-Anbieter mehr und mehr zu dem Angebot echter Zusatzfunktionen über, um auf diese Weise Flexibilität und damit Attraktivität des eigenen Gerätes zu erhöben.

Die lokale Ablage, Verwaltung und Bearbeitung von Masken ist ein Beispiel für die Erweiterbarkeit frei programmierbarer Systeme im Emulationsbetrieb.

Eine Möglichkeit der lokalen Maskenhaltung besteht darin, daß vom Hostrechner anstelle der Masken nur Codes (Formularnummern) gesendet werden, aufgrund derer die entsprechende lokale Maske geladen wird. Diese Methode erfordert jedoch erhebliche Änderungen der Host-Software, was im Falle kommerziell eingesetzter IBM-Systeme (IMS, CICS) nur selten möglich ist. Werden jedoch auf der Leitung alle Daten wie bisher in beiden Richtungen übertragen, so läßt sich ein kostenreduzierender Faktor nur bei Verkürzung der Anschlußzeit und/oder bei Vorverarbeitung der Eingabedaten (Plausibilitäts(...)trollen etc.) erreichen.

Zur Reduzierung der Verbindungszeit ist folgendes Verfahren denkbar: Über eine Sondertaste markiert der Benutzer den "Speichermodus". In diesem Zustand werden alle Masken einschließlich Eingabedaten zusätzlich auf einer Datei abgelegt, dessen Name bei Eintritt in den Modus erfragt wird. Die einzelnen Masken werden über die jeweilige vorher betätigte Sendetaste logisch miteinander verknüpft. Bei nochmaliger Betätigung der Sondertaste wird der Zustand wieder aufgehoben und die Datei geschlossen.

Auf Betätigung einer zweiten Sondertaste (oder Eingabesequenz) wird ein Dateiname erfragt und anschließend die entsprechende Maskensequenz lokal in Abhängigkeit von den gedrückten Sendetasten zur Verfügung gestellt. Nach Beendigung der Sequenz (letztes Formular) wird automatisch die Verbindung zum Host aufgebaut und der simulierte Benutzerdialog in der kürzestmöglichen Zeit durchgeführt.

Auf diese Weise lassen sich einmal definierte Bearbeitungssequenzen lokal durchführen und abprüfen und erst bei Richtigkeit absenden.

Der Programmteil zur lokalen Abspeicherung der Masken kann Schnittstellen zu Verarbeitungsprogrammen für folgende Eingabeprüfungen enthalten:

- obligatorische Eingabe,

- vorgeschriebene Minimal-Länge,

- nur Alphazeichen,

- begrenzter Begriffsvorrat (bestimmte Firmennamen, bestimmte Artikelnummern etc.),

- Wertigkeitsprüfung (größer, gleich, kleiner),

- Erweiterung von Kurzzeichen zu Texten,

- automatische Zeit-/Datumeingabe

- Prüfziffernkontrolle,

- Bereichsabprüfung (von - bis),

- Gleitkommaprüfung (bei Dezimalzahlen),

- Feldquerprüfung (auf Einhaltung von logischen Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Feldern).

Weiterhin können angeschlossene Programme aus den Einzelangaben Werte wie Gesamtpreis, Mehrwertsteuer, Rabatte, Lieferdatum etc. errechnen und automatisch in die entsprechenden Felder eintragen.

Diese Zusatzfunktionen der Emulations-Software verhindern weitgehend logisch falsche Eingabedaten und verkürzen dadurch ebenfalls den Eingabezyklus am Arbeitsplatz. Die Iokale Haltung, Verwaltung und Bearbeitung von Bildschirmmasken eines bestimmten Terminaltyps (IBM 3270, Transdata 8160 etc.) eröffnet eine Reihe von Möglichkeiten:

þOffline-Datenerfassung

Auf einer Maskendatei (Platte, Diskette) abgelegte Masken in Host-Format werden über einen speziellen Dialog in den Emulator geladen und dort ausgefüllt. Die Eingabedaten werden masken- und transaktionsbezogen überprüft und bei Betätigten einer Sendetaste auf einer Eingabedatei abgelegt.

þDialog-Simulation

Die formal und logisch vorverarbeiteten Eingabedaten (siehe oben) werden maskenweise zum Host übertragen. Die Antworten werden auf einer Antwortdatei abgelegt, von wo sie der Benutzer später abrufen kann.

þEinzelübertragung

Es werden offline erfaßte Daten für eine bestimmte Maske per Dialogaufforderung gesendet. Tritt ein logischer Fehler auf (Interpretation der Host-Antwort), so werden Maske und Eingabedaten angezeigt und Korrekturen sowie erneute Übertragung ermöglicht.

þStapelübertragung

Die gesamte Eingabedatei wird an den Host übertragen. Dieser sendet während dieses Vorgangs keine inhaltsbezogenen Antworten, sondern quittiert nur auf Protokollebene ("Activate Keyboard"). Dies erfordert spezielle TP-Software auf dem Host.

þStapelempfang

Die Antwort zu den Stapeldaten werden separat als Stapel zu einem beliebigen Zeitpunkt an das Terminal zurückgesandt. Die Zuordnung erfolgt über "Stapelidentifier" für Senden/Empfang. Auch hierfür ist, spezielle Host-Software nötig.

þLogische Prüfungen

Während der lokalen Datenerfassung werden nach Maske die eingegebenen Daten feldweise auf formale und logische Richtigkeit überprüft. Dazu werden die Feldbeschreibungen in einer separaten Logikdatei abgelegt. Falsch eingegebene Daten werden erneut angefordert.

þMaskengenerator

Dieses Programm ermöglicht die lokale Erstellung und Ablage von Hostformatierten Masken im Dialog einschließlich der Definition von Logik-Attributen und Transaktionscodes. Die Speicherung erfolgt im gleichen Format wie für Masken, die vom Host gesendet wurden.

Die hier aufgeführten Elemente einer dezentralen Maskenverwaltung stellen nur eine Auswahl aller möglichen Funktionen dar. Bei entsprechender Struktur der Emulations-Software lassen sich eine Reihe weiterer Zusatzleistungen denken.

In Zukunft wird die Palette angebotener Erweiterungen einen stetig an Bedeutung gewinnenden Faktor bei der Abschätzung der Marktchancen eines Emulationspakets darstellen. Langfristig werden die Hersteller mit dem breitesten Angebot bezüglich Bedienerführung, Senkung der Übertragungskosten und lokaler Überprüfung eingegebener Daten auch die besten Marktchancen besitzen.

*Frank Raudszus ist Leiter des Bereichs "Kleinrechner-Software" bei der Datel GmbH Danet, Darmstadt.