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Deutsche Bank gründet drei Innovation Labs

18.06.2015
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Auf die Erfahrung von Microsoft, HCL und IBM baut die Deutsche Bank im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie: Mit den drei Technologieunternehmen gründet sie „Innovation Labs“ in Berlin und London sowie im Silicon Valley.

Eine runde Milliarde Euro will die Deutsche Bank in den kommenden fünf Jahren für das Thema "Digitalisierung" aufwenden. Einen Teil davon beabsichtigt sie, in drei Innovationszentren zu investieren. Dafür tut sie sich mit jeweils einem etablierten IT-Unternehmen zusammen: in Berlin mit Microsoft, in London mit HCL und im Silicon Valley mit IBM.

Man habe man sich bewusst für solche Unternehmen entschieden, die Erfahrungen mit Startup-Netzwerken und Innovation Labs vorweisen können, heißt es aus dem Konzern. Gemeinsam mit den Partnern sollen pro Jahr rund 500 Ideen von Start-up-Unternehmen evaluiert werden. Wieviel davon voraussichtlich brauchbar seien, lasse sich derzeit nicht abschätzen.

Foto: Deutsche Bank

Digitalisierung in zweierlei Hinsicht

Dabei sollte die Deutsche Bank eigentlich auch auf sich gestellt keine Berührungsängste mehr haben: Dank der vor zwei Jahren angelaufenen Initiative "Startups @ Berlin" befindet sie sich eigenen Angaben zufolge bereits in Kontakt mit rund 800 frisch gegründeten Unternehmen. Allerdings handelt es sich hier eher um Investitionen oder Kundenkontakte.

Die in Gründung befindlichen "Deutsche Bank Labs" verfolgen andere Ziele: Hier sollen Ideen entstehen, die der Bank in zweierlei Hinsicht weiterhelfen: Zum einen hofft der Finanzdienstleiter, auf diese Weise seine internen Prozesse zu beschleunigen, also agiler zu werden. Zum anderen gilt es, innovative Produktideen zu entwickeln, sprich: den Deutsche-Bank-Kunden auch künftig das zu bieten, was sie von einem Finanzdienstleister erwarten. Die Konkurrenz schläft nicht: Neue Finanzdienstleiter aus dem "FinTech"-Umfeld graben den etablierten Banken im lukrativen Online-Bereich das Wasser ab. Sie sind schnell, kundennah und unbelastet von einer Filialstruktur, die Großbanken mit sich herumschleppen.

Brücke zu den Startups

Insofern kann es der Deutschen Bank nicht reichen, nur schöne bunte Apps an die Online- und Mobile-Kundschaft auszuliefern. Sie muss auch die infrastrukturelle Basis für die "Digitalisierung" der vorhandenen Produkte und Services legen. Und zwar für die Privatkunden und für die Investment-Klientel.

Henry Richotte COO und CDO der Deutschen Bank
Henry Richotte COO und CDO der Deutschen Bank
Foto: Deutsche Bank

Bei den Innovation Labs handelt es sich also um eine bankübergreifende Initiative unter der Leitung von COO Henry Richotte, der übrigens auch als Chief Digital Officer fungiert. Sein Kommentar: "Die Innovation Labs bilden eine Brücke zwischen Startups und den verschiedenen Geschäftsbereichen der Bank und ermöglichen damit den Einsatz innovativer Technologien, um unsere Dienstleistungen für Kunden und interne Prozesse zu optimieren."

In den Labs sollen Kernteams aus Mitarbeitern der Bank und ihrer Partner gemeinsam mit Startups und akademischen Einrichtungen daran arbeiten, technische Lösungen für die betrieblichen Anforderungen der Bank und ihrer Kunden zu finden, zu evaluieren und weiterzuentwickeln, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit den Kunden. Wie groß diese Teams sein werden, ist noch nicht spruchreif. Die drei Technologiepartner tragen sowohl Ressourcen als auch Know-how und Geschäftskontakte bei. Alle drei Labs sollen zum Anfang des vierten Quartals 2015 voll betriebsfähig sein.

Testfall Apple Watch

Einen Vorgeschmack darauf, wie sie sich Innovationen im Digital Banking vorstellt, gab die Deutsche Bank, als sie zum Verkaufs-Start der Apple Watch eine App für das neue Endgerät vorstellte. "Meine Bank" ermöglicht es den Deutsche-Bank-Kunden, ihre Konten und Depots zu checken. Außerdem bietet die App eine Filial- und Geldautomatensuche.

Die App "Meine Bank" der Deutschen Bank auf der Apple Watch
Die App "Meine Bank" der Deutschen Bank auf der Apple Watch
Foto: Deutsche Bank

Wie der Finanzdienstleister verrät, verdankt er die rasche Entwicklung der App vor allem der Tatsache, dass er hierfür Abschied vom Wasserfallmodell genommen und mit Scrum eine agile Entwicklungsmethode angewandt hat.