Der Traum vom virtuellen Rechenzentrum

12.03.2003
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Suns Hausaufgaben

Sun Microsystem verfolgt mit dem N1-Konzept für das Rechenzentrum von morgen die Idee, dass sich das heterogene Netzwerk wie ein einziger Computer verhält und statt Rechen- oder Speicherkapazität künftig Dienste anbietet. Damit sollen die Auslastung der Infrastruktur von heute 15 bis 30 Prozent auf 80 Prozent gesteigert, die Verfügbarkeit der Dienste von 99,9 Prozent auf 99,999 Prozent hochgeschraubt und das Verwaltungspotenzial der Administratoren vervielfacht werden. Basis der Sun-Architektur ist ebenso wie bei HPs UDC ein ausgefeiltes Virtualisierungskonzept der Ressourcen, die ebenfalls zu Pools zusammengefasst werden. In Phase zwei von N1 erfolgt die Applikations- und Service-Level-Provisionierung: Die Netz-Services werden den Ressourcenpools zugeordnet. Phase drei nennt sich „dynamisches Policy Management“, bei dem Regeln erstellt werden, anhand derer die Ressourcen automatisch zugeteilt werden.

Sun Microsystems stützt seine N1-Vision ebenfalls auf das Know-how der Terraspring-Mannschaft, behauptet aber, eine modernere Version als Mitbewerber HP zu verwenden. Im Herbst vergangenen Jahres übernahm Sun seine ehemalige Ausgründung. Terraspring liefert die Bausteine für die Provisionierung über die Solaris-Plattformgrenzen hinweg und dient als Basis für die noch zu entwickelnde Management-Software. Bislang ist am Markt nur der „Provisioning Server 3.0 Blades Edition“ für die steckbaren „Sunfire Blades“ als erstes N1-Produkt verfügbar. Dazu Analyst Klagges: „Das ist eine bessere Management-Konsole für Cluster und Assets im Netzwerk.“ Die Software, laut Sun die erste Virtualisierungslösung für Blade-Server, dient der Zusammenstellung, Konfiguration, Verwaltung und Skalierung von Server-Farmen auf Basis der steckbaren Platinen. Klagges sieht hier noch nicht den Technologie-Quantensprung, da hier nur eine einfache

Aufgabe, die Steuerung einer relativ homogenen Umgebung, gelöst sei.

Provisioning: Die drei neuen Konzepte für das Rechenzentrum von morgen enthalten alle das Schlagwort „Provisioning“. Generell versteht man darunter die Bereitstellung von Ressourcen. Service Provisioning bedeutet das zur Verfügungstellen von Services an den Kunden. Dazu wird festgelegt, mit welchen Attributen der Dienst ausgestattet und wann er live geschaltet wird. Application Service Provisioning ist eine Erweiterung des Application Service Providing und enthält zusätzlich zum Basisdienst Informationen über Anwendungs-Zugriffsregeln inklusive Identifizierung und Authentifizierung.

Mit Spannung erwartet er, was Sun bis zum Jahr 2005 angekündigt hat: Service-Provisioning und das Einrichten von Policies. „ Die dynamische Migration von High-Level-Services per Mausklick halte ich für sehr schwer, wenn nicht sogar utopisch.“ Nur Spezialisten wie Bea Systems gelinge dies heute auf der Basis von Java-2-Applikations-Servern, aber dann in genau angepassten Umgebungen. Frank Gillet, Analyst bei Forrester, begrüßt deshalb Suns im Dezember 2002 vereinbarte Kooperation mit Bea, die mehr Know-how über Web-Services ins Unternehmen bringen soll. Gillet diktiert Sun folgende Hausaufgaben ins Heft: Systemheterogenität, Management-Plattform und eine Partnerschaft mit EDS bei den Services.