Ratgeber: Voice over IP

Der sanfte Umstieg

27.01.2006
Von 


Christoph Lixenfeld, seit 25 Jahren Journalist und Autor, vorher hat er Publizistik, Romanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studiert.

1994 gründete er mit drei Kollegen das Journalistenbüro druckreif in Hamburg, schrieb seitdem für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, Focus, den Tagesspiegel, das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche und viele andere.

Außerdem macht er Hörfunk, vor allem für DeutschlandRadio, und produziert TV-Beiträge, zum Beispiel für die ARD-Magazine Panorama und PlusMinus.

Inhaltlich geht es in seiner Arbeit häufig um die Themen Wirtschaft und IT, aber nicht nur. So beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren auch mit unseren Sozialsystemen. 2008 erschien im Econ-Verlag sein Buch "Niemand muss ins Heim".

Christoph Lixenfeld schreibt aber nicht nur, sondern er setzt auch journalistische Produkte ganzheitlich um. Im Rahmen einer Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung und Computerwoche produzierte er so komplette Zeitungsbeilagen zu den Themen Internet und Web Economy inklusive Konzept, Themenplan, Autorenbriefing und Redaktion.

7. Die Abhängigkeit gering halten

Eine weit verbreitete Angst im Zusammenhang mit der hier diskutierten Technik besteht auch darin, abhängig zu werden, wenn Telefonanschlüsse und Datenleitungen von ein und demselben Anbieter zur Verfügung gestellt werden. Die Freude über das billige Telefonieren könnte dann zum Beispiel dadurch getrübt werden, dass der Lieferant plötzlich den Preis für den DSL-Zugang drastisch erhöht.

Die Empfehlung lautet hier, keine festen, nicht aufschnürbaren Pakete aus Daten und Sprache zu kaufen, sondern beides vertraglich in jedem Fall zu trennen. Dann kann der Kunde nicht nur getrennt kündigen, sondern behält auch detailliert den Überblick darüber, was er genau wofür bezahlt hat. Sollte ein Unternehmen den kompletten Umstieg auf Internet-Telefonie erwägen und dabei auch neue Hardware notwendig werden, dann sollte sich der Anwender nach Möglichkeit nichts Proprietäres aufschwatzen lassen und nichts, was absolut nur dieser eine Anbieter warten und reparieren kann.

8. Sicherheitsaspekte nicht überbewerten

Wenn die Internet-Telefonie nicht über ein eigenes, geschlossenes Intranet - wie bei Filialbetrieben - läuft, sondern über das "öffentliche" Internet abgewickelt wird, besteht theoretisch die Möglichkeit, Gespräche abzuhören. Diese Gefahr ist technisch in etwa so groß wie die, dass jemand Mails unbefugt mitliest. Wer viel Wert auf Sicherheit legt, kann deshalb VPNs - Virtual Private Networks - einsetzen. Die Sprachdaten werden dabei verschlüsselt, und es wird eine Zugangskontrolle durchgeführt.

Allerdings erfordert das Verfahren einen gewissen technischen und damit auch finanziellen Aufwand. Anwender sollten deshalb zunächst offen die Frage diskutieren: Wie viel Sicherheit brauche ich wirklich? Und hätte überhaupt jemand Interesse daran, Gespräche abzuhören? Die zweite Frage, die der Ausfallsicherheit, muss ebenfalls unter dem Kostengesichtspunkt betrachtet werden: Laufen Sprach- und Datenverkehr über ein und denselben Server, dann fällt in der Tat beides aus, wenn dieser down ist. Größere Mittelständler, die mehrere Filialen steuern, können deshalb erwägen, für die Zentrale einen zweiten Server anzuschaffen.

9. Preise und Kosten sehr genau vergleichen

Kai-Oliver Detken, Geschäftsführer der Decoit GmbH, eines Full-Service-Anbieters aus Bremen, weist auf einen Trick hin, dessen sich viele Anbieter bedienen: Das Telefonieren innerhalb des Internets ist umsonst, dafür fallen aber üppige Gebühren an, wenn per Internet-Telefon ein externer Teilnehmer angerufen wird, der eine ganz normale ISDN-Anlage betreibt. Die Minutenpreise liegen hier, so Detken, zum Teil erheblich über jenen, die beispielsweise die Deutsche Telekom erhebt. Deshalb gilt: am besten eine Probezeit von drei Monaten ausmachen. In dieser Zeit kann der Kunde in Ruhe testen, wie teuer oder wie billig ihn die neue Technik am Ende wirklich kommt.

10. Realistisch Bilanz ziehen

Ist die neue Technik installiert und läuft sie eine bestimmte Zeit, gilt es, Bilanz zu ziehen. Und hier müssen alle Aspekte mit einbezogen werden. Also nicht nur die Kosten, sondern auch die Ausfälle, Sprachqualität und Erreichbarkeit. Was sagen Kunden am anderen Ende der Leitung: Sind sie nach wie vor mit der Qualität der Kommunikation zufrieden? Denn einem Grundsatz muss jede Investition verpflichtet sein: Etwas muss besser, nichts darf schlechter werden.

Christoph Lixenfeld ist freier Journalist in Hamburg.