Der Markt für Netzausrüster

Der Markt für Netzausrüster: Zwei Hochzeiten, noch kein Todesfall

27.09.2006

Die Neugründung, in der die Finnen den Ton angeben, wird nach einer Bereinigung des Produktspektrums weltweit einen Umsatz von etwa 16 Milliarden Euro verbuchen. In Deutschland dürfte der Umsatz schätzungsweise bei etwas mehr als drei Milliarden Euro liegen. Damit avanciert die finnisch-deutsche Gemeinschaftsunternehmung zum größten Netzausrüster im Land. Die Chancen, dass die Liaison erfolgreich sein wird, stehen gut: Während Siemens seine Stärken im Bereich Festnetze hat, speziell auf dem Gebiet IP-gestützte Kommunikationssysteme, steuern die Finnen Know-how auf dem Mobilfunksektor bei.

Stärke durch Fusion

Ebenfalls auf Stärke durch Fusion setzen Alcatel und Lucent. Die Konstellation ist ähnlich wie bei Siemens und Nokia: Alcatel ist ein alteingesessenes Unternehmen mit besten Verbindungen zu Carriern wie France Télécom, BT und der Deutschen Telekom. Lucent dagegen hat nach einer langen Durststrecke in den vergangenen Jahren wieder Tritt gefasst. Die US-Firma hat zwei Stärken: ihre Kompetenz und Marktpräsenz im Mobilfunkbereich, speziell in Nordamerika, und ihr technisches Know-how bei IP-gestützten Telekommunikationssystemen, Stichwort IMS.

Das dürfte auch der Grund gewesen sein, weshalb Alcatel die erheblich umsatzschwächere Lucent zur Fusion überredete. Die französische Firma ist vor allem in Bereichen stark, die eng mit dem Festnetz verbunden sind, etwa Digital Subscriber Line, Fernsehen über Breitbandanschlüsse (IPTV) und Sprachübertragung über IP. Zwar betont Alcatel, dass Mobilfunk ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil des Produktportfolios sei. Doch auf diesem Gebiet weist Lucent innovativere Lösungen vor.

Berücksichtigt man die Umsätze der neuen Gemeinschaftsunternehmen, ergeben sich in der Rangliste der Netzausrüster erhebliche Verschiebungen, nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern auch in Europa und auf dem Weltmarkt. Alcatel-Lucent und Nokia-Siemens verdrängen die bisher Führenden Ericsson und Cisco Systems. Nortel Networks rangiert weiterhin auf dem fünften Platz, zumindest in Europa.