Die vier großen Trends
Doch auf welche Initiativen sollten sich Unternehmen konzentrieren, damit die IT zum Hebel für wirtschaftliches Wachstum wird? Gartner empfiehlt CIOs, sich an vier großen Trends zu orientieren, die sowohl die IT als auch Unternehmen als Ganzes in den kommenden zehn Jahren veränderten:
1. Context-Aware Computing
Laut Gartner geht es beim Context-Aware Computing darum, relevante Informationen aus dem Umfeld eines Endbenutzers (zum Beispiel Aufenthaltsort, Zeit, Aktivität) so zu nutzen, dass mit Hilfe darauf abgestimmter Software die Produktivität des Anwenders erhöht wird oder ein anderer zusätzlicher Nutzen entsteht. Am Ende entständen daraus neue Geschäftschancen, die weit über die bekannten Location-based Services hinausgingen. Für Unternehmen komme es künftig viel stärker darauf an, ihre Kunden zu kennen. Dazu bräuchten Sie unter anderem Informationen zum Aufenthaltsort, zu den sozialen Kontakten und dem Kommunikationsverhalten.
2. Pattern-Based Strategy
Hinter dem kryptisch anmutenden Begriff steht das Bemühen, aus dem Wust an verfügbaren internen und externen Daten Muster zu erkennen, und daraus Strategien zu entwickeln, die das Unternehmen voranbringen. Gartner spricht auch von "Dynamic Analytics", mit deren Hilfe sich beispielsweise Veränderungen oder bestimmte Verhaltensmuster in Social Networks automatisiert erkennen ließen. In diesem Kontext prognostizieren die Analysten einen schnell wachsenden Markt für die benötigte "Pattern seeking Technology", sprich Software, die Muster automatisiert erkennt, modelliert und im Idealfall automatisiert mit vorher definierten Aktionen darauf reagiert.
3. Social Computing
Business gets social! lautet eine weitere Botschaft der Gartner-Analysten. Diese Erkenntnis gewinne vor allem im E-Commerce an Relevanz: Kunden kaufen im Web am liebsten auf Empfehlung von Personen, die sie kennen und schätzen. Unternehmen müssten sich diese Entwicklung zu nutze machen und sich viel stärker in Social Networks engagieren. Andererseits drehe sich Social Computing nicht nur um Twitter oder Facebook, wie Gartners Forschungschef Peter Sondergaard erläuterte. Ein wichtiger Effekt bestehe darin, dass die Grenzen zwischen privater und geschäftlicher IT-Nutzung immer mehr verwischten. So spiele Social Computing beispielsweise auch in unternehmensinternen Collaboration-Systemen eine wachsende Rolle.
4. Cloud Computing
Auch wenn so mancher IT-Manager das "C-Word" nicht mehr hören mag: Cloud Computing eröffne Unternehmen derart große Potenziale, dass kein IT-Manager das Thema ignorieren könne, argumentiert Gartner. Immer mehr CIOs würden die Vorteile des Konzepts erkennen und entsprechende Initiativen anstoßen. Im Jahr 2009 lag das weltweite Marktvolumen für Cloud-Services nach Gartner-Berechnungen noch bei 58,6 Milliarden Dollar. Bis zum Jahr 2014 soll der Wert auf schwindelerregende 148,8 Milliarden Dollar steigen.
Fazit
Erst die Kombination aus den genannten vier Technologien ermögliche Einsatzszenarien, die Unternehmen neue Geschäftschancen eröffnen, resümieren die Gartner-Analysten. Dass ein breiter Einsatz entsprechender Systeme und Methoden nicht ohne Risiken und schon gar nicht kostenlos zu haben ist, leugnen sie nicht. Die eigentliche Kunst bestehe darin, eine Balance zu finden zwischen Kosten, Innovationen, Geschäftsnutzen und Risiken. Sondergaard drückt es so aus: "No risk, no business value." (wh)
- Juristische Checkliste für 2011
Die Practise Group Technology & Sourcing der internationalen Wirtschaftskanzlei DLA Piper aus München hat zusammengetragen, welche rechtlichen Hausaufgaben die Unternehmens-IT für das kommende Jahr zu erledigen hat. - 1. Projektverträge interdisziplinär aufsetzen
Verträge sollten so konzipiert sein, dass die Leistungen des Auftragnehmers sowie die jeweiligen Mitwirkungsleistungen beider Partner klar definiert sind. Damit ein Interessensausgleich aller Parteien innerhalb eines knappen Zeitfensters möglich wird, gehören kaufmännische, technische und auch rechtliche Entscheider schon in der Projektierungsphase an einen Tisch. - 2. Cloud Computing: Datensicherheit hat Priorität eins
Experten erwarteten für 2011 den zunehmenden Einsatz von Cloud-Diensten. Im Hinblick auf die Sicherheit werden die beteigten Parteien entsprechende Service-Levels vereinbaren. Diese lassen sich leichter einhalten, wenn die Daten nicht in eine Public Cloud, sondern in die Private Cloud ausgelagert werden. - 3. Cloud Computing: Risiko Datenmigration
Beim Cloud Computing sollten sich die Parteien schon bei Vertragsbeginn auf das Datenformat und die Art und Weise der Rückgabe sowie über die damit verbundenen Kosten einigen. Geht der Vertrag erst einmal zu Ende und ist für den Anbieter erkennbar, dass eine Datenmigration auf ein anderes System bevorsteht, so wird seine Kooperationsbereitschaft niedrig sein. - 4. Cloud Computing: Speichern der Daten außerhalb des EWR
Unternehmen, die Dienste von Cloud-Anbietern in Anspruch nehmen, sollten unbedingt prüfen, in welchem Land die personenbezogenen Daten gespeichert werden und ob der Anbieter das vom deutschen Datenschutzrecht geforderte Schutzniveau gewährleistet. - 5. Der Handel mit gebrauchter Software
Im Frühjahr 2011 wird der Bundesgerichtshof darüber entscheiden, ob und unter welchen Voraussetzungen der Handel mit gebrauchter Software und Softwarelizenzen aus zweiter Hand rechtmäßig ist. Die Unternehmen könnten dann ihre Beschaffungsvorgänge daran ausrichten. - 6. Arbeitnehmerdatenschutz: Vorsicht beim grenzenlosen Datentransfer
Beim grenzüberschreitenden Datentransfer sollten die betroffenen Unternehmen 2011 auf die strengen Anforderungen des deutschen Arbeitnehmerdatenschutzes achten. Das deutsche Datenschutzrecht macht die rechtmäßige Übermittlung personenbezogener Daten an eine andere Konzerngesellschaft von denselben Voraussetzungen abhängig wie die Übermittlung an einen fremden Dritten. - 7. Compliance: geschäftliche Nutzung sozialer Netzwerke
Im kommenden Jahr müssen sich die Unternehmen gezielt mit Social Media auseinandersetzen. Sie sollten festlegen, in welcher Form sich ihre Mitarbeiter "geschäftlich" in sozialen Netzwerken bewegen dürfen. Am besten ist es, gemeinsam mit dem Betriebsrat interne Richtlinien zu erstellen. - 8. Outsourcing: mehr Provider, mehr Risiken
Je zersplitterter die Provider-Landschaft, desto größer die rechtlichen Risiken. Daher ist darauf zu achten, die Schnittstellen sauber zu definieren und Klarheit über die jeweiligen Verantwortlichkeiten zu schaffen. Bei einer Multi-Vendor-Strategie müssen Outsourcing-Verträge auf etwaige Schwachstellen untersucht und gegebenenfalls nachverhandelt werden.