Der IT-Consulting-Markt boomt

23.06.2006
Vor allem die europäischen Anbieter sind auf dem Vormarsch.
Trotz sinkender Einnahmen ist IBM nach wie vor die unangefochtene Nummer eins im IT-Consulting-Geschäft. Doch andere Player holen auf.
Trotz sinkender Einnahmen ist IBM nach wie vor die unangefochtene Nummer eins im IT-Consulting-Geschäft. Doch andere Player holen auf.

Das IT-Consulting-Geschäft boomt. Den Analysten von Kennedy Information zufolge hat der Markt im vergangenen Jahr weltweit um 7,7 Prozent zugelegt. Wer hier künftig zu den Top-Playern gehören und hohe Gewinne abschöpfen will, muss allerdings schneller wachsen als der Markt, warnen die Experten.

Vor allem IBM tut sich in dieser Hinsicht schwer. Trotz seiner unangefochtenen Marktführerschaft ist der Umsatz des Serviceriesen im IT-Beratungsgeschäft letztes Jahr sogar um 1,3 Prozent zurückgegangen. Nach Ansicht der Analysten ist es IBM bislang nicht gelungen, von der 2002 getätigten Übernahme des Beratungshauses Pricewaterhouse-Coopers im erwarteten Maße zu profitieren. Dank des Zukaufs verfüge Big Blue zwar über beachtliche Consulting-Fähigkeiten. An seinem Image als Technologieführer mit Beratungskompetenz müsse IBM aber noch arbeiten. Wichtig dabei seien vor allem eigene Konzepte wie das Component Business Modeling (CBM), kombiniert mit Business Transformation Outsourcing (BTO).

Starkes Wachstum bei Accenture

Accenture ist die Positionierung als führender Highend-IT-Consulting-Anbieter dagegen voll gelungen. Im vergangenen Jahr konnte der Branchenzweite seine Einnahmen aus dem IT-Beratungsgeschäft um 11,3 Prozent steigern. Von daher verwundert die jüngste Ankündigung des Unternehmens, in den Markt für Anwendungsentwicklung und Maintenance einzusteigen, in dem nur vergleichsweise geringe Margen zu erzielen sind. Damit weicht Accenture stark von seiner bisherigen Erfolgsstrategie - individuelle Consulting-Lösungen in End-to-End-Outsourcing-Services zu integrieren - ab. Den Kennedy-Analysten zufolge könnte es für den Anbieter schwierig werden, auch in Zukunft weiter steigende Umsätze bei zweistelligen Gewinnzuwächsen zu erzielen.

Als Aufstiegskandidat gilt derzeit Hewlett-Packard (HP). Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen den Anteil seines Geschäfts für IT-Consulting- und Systemintegration am gesamten Serviceumsatz von 0,4 Prozent auf 2,3 Prozent gesteigert. Dies verdankt HP nach Ansicht von Kennedy Information vorrangig dem Wachstum in Europa. Speziell die Übernahme von Triaton, dem ehemaligen IT-Dienstleister von Thyssen-Krupp, aber auch die Negativschlagzeilen über Verkäufe und Stellenstreichungen bei IBM Europe hätten HPs Position in der Alten Welt gestärkt.

Europäische Anbieter holen auf

Von den Chancen in Europa profitieren aber vor allem die hier ansässigen Konkurrenten: Über zweistellige Steigerungsraten konnten sich im vergangenen Jahr T-Systems (22,9 Prozent), Siemens Business Services (14 Prozent) und Logica CMG (13,1 Prozent) freuen. Allerdings ist der Markt - verglichen mit den USA - auch von einer recht kleinen Basis gestartet.

Nicht alle profitieren vom Boom

Trotz des boomenden Markts haben neben IBM noch einige andere Anbieter Probleme im IT-Consulting-Bereich. Vor allem der texanische IT-Dienstleister Affiliated Computer Systems (ACS) musste 2005 Federn lassen: Das Beratungsgeschäft brach um 35 Prozent ein. Bei Keane sanken die Consulting-Einnahmen um 3,7 Prozent - unter anderem wegen der Unsicherheit nach dem Rücktritt von Firmengründer Brian Keane. In diesem Jahr dürfte es aber wieder aufwärts gehen, da das Unternehmen vom australischen Staat Victoria einen 367 Millionen schweren Auftrag für ein Fahrscheinsystem erhalten hat. Bei EDS sank der Beratungsumsatz um ein Prozent. 2004 hatte der Rückgang aber noch bei acht Prozent gelegen. (sp)