Dell greift Cisco und Co. an

05.02.2004
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Dell Powerconnect 6024: Kontra

Von 32 Anschlüssen lassen sich nur 24 Ports gleichzeitig nutzen;

keine Unterstützung des Link Layer Discovery Protocol;

gewöhnungsbedürftiges Command Line Interface;

etliche Features weisen im Detail störende Einschränkungen bei den Konfigurationsmöglichkeiten auf;

ausgefeilteres Management-Tool für VLAN, QoS etc. kostet rund 4500 Dollar Aufpreis.

Ebenfalls mit Einschränkungen muss der Anwender bei den Access Control Lists (ACLs) auf Layer-4-Ebene leben. Zwar können die ACLs mit einem physikalischen Port oder einem VLAN-Interface verbunden werden sowie Ports aggregieren, doch dies gilt nur für den eingehenden Verkehr. Einschränkungen zeigen sich ferner bei der Konfiguration der Quality of Services (QoS), denn der 6024 unterstützt nur acht Prioritätsklassen. Dafür gestaltet sich die Konfiguration der Klassen im Vergleich zu den Produkten anderer Hersteller relativ einfach. Schön gelöst hat Dell auch die VLAN-Konfiguration beim 6024. Der Anwender muss lediglich eine VLAN-Nummer vergeben, dem Interface eine IP-Adresse zuweisen und diesen Anschluss einem VLAN zuordnen. Voilà.

Ein auf den ersten Blick unbedeutendes Detail, aber in der Praxis sehr nützliches Feature ist der Ethernet-Management-Port, den der Switch zusätzlich zum üblichen seriellen Anschluss besitzt. Betreiber größerer Enterprise Networks sind so in der Lage, neben dem eigentlichen Produktivnetz dedizierte Management-Netze aufzubauen. Ebenfalls in den Bereich "nice to have" gehört ein anderes Ausstattungsmerkmal: der integrierte Kabeltester des 6024, mit dem Leitungen auf ihre Länge und mögliche Fehler überprüft werden können. Bedient wird der Kabeltester über das Web-Interface oder das Command Line Interface (CLI) des Switches.

Labortest belegt günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis

Insgesamt schlug sich Dells erster Core-Switch im Labor wacker und bewies mit Transferraten um 960 Mbit/s unter TCP seine Talente als performanter Switch. Der im Vergleich zur Konkurrenz günstige Preis lässt dann auch einige Schwächen wie die fehlende LLDP-Unterstützung oder die Einschränkung, dass sich beispielsweise DHCP-Dienste nicht für jedes VLAN einzeln einstellen lassen, verschmerzen.

Ob der 6024 sich endgültig mit der etablierten Konkurrenz von Cisco und anderen messen kann, wird sich erst im langfristigen Alltagsbetrieb erweisen. Zumindest eines zeigen die Labortests: Die Entwickler haben dem Powerconnect 6024 die wesentlichen Features für den Einsatz im Enterprise Network in die Wiege gelegt.

Während der Powerconnect 6024 in den USA ab Februar erhältlich ist, stand bis Redaktionsschluss für Deutschland noch kein Auslieferungstermin fest.

Darüber, ob Dells Implementierung des CLI gelungen ist oder nicht, lässt sich trefflich streiten. Während die einen wahrscheinlich die starke Orientierung an Ciscos Betriebssystem IOS schätzen werden, dürfte dies andere im Alltag ärgern. Die Dell-Syntax weist zwar eine sehr enge Verwandschaft zu Ciscos IOS-Befehlssatz auf, weicht teilweise aber um einen Buchstaben ab. Feine Unterschiede, die besonders Administratoren in gemischten Umgebungen anfangs zur Verzweiflung treiben dürften, da hier Verwechslungen drohen.

Ein anderer Punkt, in dem sich der 6024 und auch Dells Geräte der 3300er Baureihe positiv von den Angeboten der Konkurrenz abheben, ist der kostenlos mitgelieferte "Openmanage Network Manager". Über diese Oberfläche können Administratoren die Dell-Produkte verwalten. Das kostenlose Tool erlaubt beispielsweise die gleichzeitige Einrichtung mehrerer Switches im Push-Verfahren, gibt Überblick über die Netztopologie und archiviert die Konfigurationsdateien. Für Systembetreuer, die ausgefeiltere Konfigurationsoptionen in Sachen VLAN, ACLs oder QoS benötigen, liefert Dell das Werkzeug noch in einer 4995 Dollar teuren Advanced Edition.