CW-Marktübersicht POS-Systeme

Datenkassen unter der Lupe

06.05.1977

MÜNCHEN (CW) - Insgesamt 15 Hersteller enthält unsere Kassen-Übersicht mit freilich sehr unterschiedlichen Programmen. Bei der POS-Hardware können normalerweise drei Systemstufen unterschieden werden. Auf der untersten Stufe stehen die sogenannten Elektronischen Registrierkassen, die in der Regel die gleichen Funktionen erfüllen wie ihre mechanischen Kollegen. Einziger Unterschied: Elektronische statt mechanische Bauteile. Diese Kassen sind nicht systemfähig.

Auf der nächsthöheren Stufe befinden sich "Datenkassen", die sowohl als Stand-Alone-Geräte als auch in Online-Systemen eingesetzt werden können. Stand-Alone-Versionen besitzen häufig einen freiprogrammierbaren Speicher, Magnetbandkassetten zur Datenaufzeichnung und recht komfortable Funktionen. Die Datenerfassung wird entweder über die Tastatur, über einen Lesestift (für Strichcode-Etiketten), eine OCR-Lesepistole oder einen "Scanner" vorgenommen.

Wenn Datenkassen in einem Online-System von einem Rechner gesteuert werden, spricht man in der Regel von einem "Point-of-Sale-System" (POS) Besitzen in einem POS-System die angeschlossenen Kassen keine Stand-Alone-Fähigkeit, muß für den Backup-Fall ein Ausweichrechner bereitstehen. Dies ist um so wichtiger, je höher das System entwickelt ist. Bei einem voll ausgebauten "Price-look-up"-System wäre ein normaler Verkauf in einem Einzelhandelsgeschäft ohne einen Stand-by-Rechner im Falle eines Systemausfalles nicht mehr möglich.

Im Handel spricht man von einem "Warenwirtschaftssystem", wenn nicht nur der Verkauf am POS, sondern auch der Wareneingang (POR) artikelgenau erfaßt und das Sortiment durch eine warenorientierte Anwendungssoftware optimiert wird. Integrierte Systeme dieser Art werden zur Zeit in einigen Großbetrieben des Handels realisiert. Problem dabei ist bisher vor allem die Software geblieben. Qualitative Systeme, die beispielsweise eine Prognoserechnung oder Bestellvorschläge unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlich, relevanter Faktoren (Lagerkosten Wiederbeschaffungszeit, Saisonimplikationen, Trends etc.) ermöglichen, stehen im Handel zur Zeit hoch im Kurs und werden verstärkt realisiert.

Data General

Seit etwa zwei Jahren bietet Data General ein nunmehr auch für den bundesdeutschen Markt freigegebenes Supermarkt-System an. Das System basiert auf einem Duplex-Computer, besitzt einen Scanner zum Erfassen der Artikelcodes, einen Drucker für die Warenauszeichnung (Etikettenerstellung), eine alphanumerische Kundenanzeige und einen Bildschirm zur Kommunikation mit einem zentralen Rechner. Der Vertrieb des "Data General Supermarkt-Systems" wird von der Litton-Sweda-Gruppe vorgenommen, die außerdem noch ein eigenes System anbietet.

Data Terminal Systems

Data Terminal Systems, ein amerikanischer Hersteller mit Vertretungen in Düsseldorf und Tamm bei Stuttgart, bietet eine Datenkasse mit der Modellbezeichnung "Serie 400" an. Dieses Gerät ist primär für den Einsatz in Restaurants, Supermärkten, Drogerien und anderen Einzelhandelsgeschäften, nicht aber für Cash-and-Carry-Betriebe vorgesehen. Data Terminal Systems (DTS) arbeitet mit dem System 400 mit Rockwell-Mikroprozessoren, hauptsächlich der Typen PPS 4/1, 4/2 und 4.

Esselte Citizen

Mit zwei Modellen, der ECR 3000 und der ECR 5000, hat sich auch Esselte Citizen an die Krämerzunft gewagt. Die ECR 3000 ist eine elektronische Aufrechnungskasse mit MOS-Technologie (1 Chip), Tagesumsatzspeicher und Summenspeicher für Mehrwertsteuerbeträge und Kreditverkäufe. Die ECR 5000 besitzt vier Warengruppenspeicher, vier Verkäuferspeicher, 20 Summenspeicher, Prozentrechnung und Multiplikation.

General

Die Firma General ("The General Corporation Japan") war in Hannover, mit mehreren Modellen vertreten. Sie bietet Elektronische Registrierkassen von 2300 Mark (Modell "Teknika" GX-021N) bis 4900 (GX 081NP) an. Die Geräte verfügen über alle notwendigen Kassenfunktionen, besitzen mehrere Speicherwerke, 10er Tastatur und Bondruck. Dazu gibt es modernste MOS-LSI-Technik.

Gier Electronics

Gier Electronics ist Newcomer unter den POS-Herstellern: mit zwei Modellen des Systems TRW 2001 war Premiere in Hannover. Die Stand-Alone-Versionen arbeiten mit Kassetten zur Datenaufzeichnung, während das POS-System mit einem Gier-Rechner kommunizieren soll. Zu den weiteren Systembestandteilen gehören ein Druckeranschluß (wichtig für die Ausgabe einer Klartextrechnung im Cash-and-Carry-Handel) und ein Markierungs-Handleser. Die beiden Datenkassen besitzen Datenkassen besitzen eine 10er Tastatur.

Gesellschaft für Registrierkassen

Die GfR - Gesellschaft für Registrierkassen und Abrechnungssysteme mbH - bietet 13 elektronische Kassensysteme an. Die GfR tritt in der Bundesrepublik als Vertriebsfirma für den japanischen Hersteller Omron auf. Die GfR-Kassen liegen im Preis zwischen 3955 Mark und 6955 Mark. Alle Modelle besitzen, mehrere Funktionstasten, Speicherwerke und 10er Tastaturen. Die GfR-Kassenmodelle sind nicht systemfähig.

Hugin

Die Elektronische Registrierkasse Hugin 300 ist in ihrer ersten Ausbaustufe als Stand-Alone-Version konzipiert. In Zukunft ist daran gedacht, die hohe Leistungsfähigkeit der Kasse auch im Rahmen von Verbundsystemen zu nutzen, und zwar innerhalb eines Offline-Datensammelsystems mit zentraler Magnetbandaufzeichnung oder als Terminal mit zusätzlichem instore-Computeranschluß. Auch der Einsatz als Masterterminal mit zentralisierter Datenerfassung aus mehreren Kassen und konzentriertem Datenoutput ist vorgesehen. Die Hugin

300 als Stand-Alone-Version wird von einem Mikroprozessor gesteuert.

Hugin bietet zu dieser Systemkasse ein eigenes Softwareprogramm an.

ICL/Singer

ICL hat nach Übernahme der Singer Business Machines Division auch die Singer-POS-Systeme, mit übernommen und bietet heute sechs "MDTS"-Kassenterminal-Systeme an. Zwei Modelle sind nicht systemfähig, alle anderen sind auch für einen Anschluß an einen Zentralrechner vorgesehen. Zum erweiterten POS-Programm von ICL gehört ein Magnetband-Kassettensystem, ein Kassettenkonverter sowie ein OCR-A-Handleser zur Etikettenlesung. Die Modellpreise bewegen sich zwischen 10950 und 15600 Mark.

IBM Deutschland

IBM kam 1973 mit zwei Verbundsystemen auf den bundesdeutschen Markt: Mit dem System 9650 für Kauf- und Warenhäuser und mit dem System 3660 für SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte. Beide Systeme sind als Verbundlösungen konzipiert und sollen mit einer IBM/370 zusammenarbeiten. Beide Systeme basieren auf ähnlichen Konzepten: eine Leitzentrale soll pro Haus die angeschlossenen Kassen steuern; Verbundelement ist eine Ringleitung. Im back-up-Fall sollen alle Kassen an die Leitzentrale eines anderen Hauses angeschlossen werden. Zum Gesamtsystem gehören Auszeichnungsgeräte, eine Aufsichtsstation und eine "Beschaffungsstation" für die Abwicklung des Bestellwesens.

Litton/Sweda

Litton/Sweda gehört mit zu den Marktführern, in der Bundesrepublik. Zur Produktpalette gehört eine Elektronische Registrierkasse (Modell 50) sowie ein POS (Verbund-) System (System 500). System 500 soll im Verbund mit dem Back-Office-Rechner Sweda 80 arbeiten. Zwei Ausbaustufen sind vorgesehen: auf der ersten Stufe kommt das "Basis-POS-System" Sweda 500/80 zum Einsatz. Auf der Systemstufe 2, die hardwaretechnisch ebenfalls aus den Systemen 500 und 80 besteht, wird eine Erweiterung des POS- zu einem Warenwirtschaftssystem vorgenommen. Für die Realisierung dieser Stufe ist der Anschluß eines Wareneingangs-Terminals notwendig.

National Cash Register

NCR, fahrender POS- und Kassenhersteller in der Bundesrepublik und weltweit, bietet eine sehr umfangreiche Produktpalette an. Das NCR-Produktespektrum besteht aus zwanzig Modellen für rund zehn verschiedene Einsatzzwecke: für C+C-Betriebe, Fach- und Spezialgeschäfte, SB-Restaurants usw. Seit Januar dieses Jahres bietet NCR auch ein neues Wareneingangssystem an, das in einem Arbeitsgang die Wareneingänge erfaßt, die Daten zur Weiterverarbeitung auf Kassette aufzeichnet und lesbare Etiketten druckt. Kernstück dieses Datenerfassungs- und Auszeichnungsplatzes ist ein Mikrocomputer NCR 3295 mit acht K Kernspeicher, der alle Abläufe überwacht und kontrolliert. Wesentlicher Bestandteil des Systems ist eine Diskette.

Nixdorf

Nixdorf bietet ein Stand-Alone- und ein POS-Verbundsystem an. Die "Computerkasse" Nixdorf 710 arbeitet autonom und ist damit von separaten Steuereinheiten oder Kontrollrechnern unabhängig. Zur Peripherie gehören ein automatischer Rückgeldgeber, eine separate Kundenanzeige, ein Handleser für OCR-A-Schrift sowie ein Etikettendrucker. Das Verbundsystem (Nixdorf 8862) besitzt als wesentliche Komponenten ein intelligentes Handels-Terminal, einen intelligenten Bildschirm-Arbeitsplatz und das Zentralsystem Nixdorf 8862 mit einem Manager-Terminal. Für die Datenerfassung kann entweder ein OCR-A-Leser oder ein optisch-elektronischer Handleser, der in gemischtem Betrieb sowohl den EAN-Code als auch den Nixdorf-Strichcode lesen kann, eingesetzt werden.

Honeywell Bull

Auch Honeywell Bull setzt neuerdings auf das Geschäft mit POS-Terminals: In Hannover wurde ein derartiges System, in Verbindung mit den neuen Serie 6-Minicomputern demonstriert. Es handelt sich dabei um das Terminal KTC 400 von Steinmetz Krischke Systemtechnik GmbH, Karlsruhe, das der Mainframer auf OEM-Basis bezieht.

Sharp Electronics

Mit sechs Elektronischen Registrierkassen bietet Sharp für verschiedene Betriebsgrößen im Handel Lösungen, die auch unterschiedlichen Branchen gerecht werden können. Während die Modelle ER-1500 und ER-2000 auf den Bedarf kleinerer Betriebe zugeschnitten sind, entspricht das Modell ER-2510 mit zwei Warengruppenspeichern, größerer Speicherkapazität, Rückgeldrechnung und Multiplikationstaste den Ansprüchen eines Supermarktes. Die Typen ER-3700, ER-5700 und ER-6700 besitzen Zuordnungsmöglichkeiten von sechs bis zu mehr als 40 Warengruppen.

Tokyo Electric

Die Firma Tokyo Electric vertreibt ein breites Angebot Elektronischer Registrierkassen der japanischen Muttergesellschaft, die in Japan zu den Marktführern zählen soll. Die TEC-Geräte werden überwiegend in Supermärkten eingesetzt und sind nicht systemfähig. Das Angebot umfaßt insgesamt sechs Modelle im Preis zwischen 2499 Mark und 6580 Mark.