Datenflitzer mit angezogener Handbremse

15.12.2006
Zwar gehört die geteste Linkstation Pro nicht zu den schnellsten NAS-Modellen, dafür überzeugt die Active-Directory-Unterstützung beim Einsatz in Arbeitsgruppen.

Mit dem Siegeszug von Ethernet und WLAN im privaten Bereich erobert auch die NAS-Technik (Network Attached Storage) das untere Marktsegement. Waren die Netzspeicher bis vor kurzem noch professionellen Anwendern vorbehalten, so ist daraus nun ein Massenmarkt entstanden. Eine Entwicklung, von der auch der Business User profitiert: Ein NAS für kleine Arbeitsgruppen, die intern Daten gemeinsam vorhalten wollen, ist kein strategisches Investment mehr, sondern kann aus der Portokasse bezahlt werden.

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Plus Minus

-- Active-Directory-Unterstützung;

- integriertes Netzteil;

- im Betrieb praktisch nicht zu hören;

- Linux-Betriebssystem erlaubt eigene Tuning-Massnahmen.

- Keine Spitzen-Performance;

- nur geringer Funktionsumfang im Vergleich zur Konkurrenz.

Technische Daten

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Directory-Unterstützung

Aus der Masse des Angebots sticht unser aktueller Testkandidat, die "Linkstation Pro LS-250GL", durch ihre Active-Directory-Unterstützung heraus. Im Gegensatz zu anderen Modellen kann hier die Benutzerverwaltung in Windows-Server-Umgebungen automatisch über das Microsoft-Verzeichnis erfolgen. Ein Vorteil, der vor allem im professionellen Einsatz zum Tragen kommt, denn der Administrator muss hier Freigaben und Anwenderdaten nicht händisch eingeben und spart damit Zeit und Geld. Ansonsten entspricht das Gerät, das Hersteller Buffalo Technology als "NAS-Flitzer für Profis" bewirbt, dem aktuellen Stand der Technik. So gehört ein schneller Gigabit-Ethernet-Netzanschluss ebenso zur Ausstattung wie zwei USB-Schnittstellen für zusätzliche Festplatten. Intern verrichtete in unserem rund 330 Euro teuren Testexemplar eine 250 GB große Harddisk ihren Dienst. Buffalo offeriert die Linkstation Pro mit verschiedenen Speicherkapazitäten, wobei das für knapp 830 Euro erhältliche Topmodell LS-750GL mit einem 750 GB großen Speicher aufwartet.

Positiv fällt auf, dass Buffalo zu den wenigen Herstellern zählt, die in dieser Preisklasse nicht zu einem der billigen Steckernetzteile greifen, sondern die Stromversorgung im Gehäuse integrieren. Trotz der zusätzlichen Wärmequelle gelang dem Unternehmen dabei das Kunststück, dass der NAS im Betrieb praktisch nicht zu hören ist. Im Vergleich zu der früher von uns getesten "Diskstation DS-101g+" von Synology (siehe CW Nr. 14 vom 7. April, Seite 26, "Die Grenzen einer Billig-NAS") ist die Linkstation um Klassen ruhiger.

Einfache Installation

Die Inbetriebnahme des Geräts gestaltet sich denkbar einfach: Per Web-Browser hat der Systembetreuer über die IP-Adresse des NAS direkten Zugriff auf die Konfigurationsoberfläche. Auf die Installation der beiliegenden Buffalo-Software kann also verzichtet werden. Unter den Netzwerkeinstellungen kann der Anwender dann die Linkstation wie hier im Beispiel an einem Active Directory oder an einer Windows-Domäne anmelden. Gerade im professionellen Umfeld, wenn die Linkstation etwa in einer Arbeitsgruppe genutzt wird, ist das von Vorteil. Die Benutzer müssen so nicht mehr einzeln angelegt werden, sondern können automatisch von einem SMB-Authentifizierungs-Server oder dem Active Diretory übernommen werden, wobei die Linkstation sowohl auf hinterlegte User- als auch Gruppeninformationen zugreift. Das spart bei der Konfiguration Zeit und damit Geld.

Wer das Gerät dagegen im heimischen Umfeld oder in einer Nicht-Microsoft-Umgebung nutzt, muss die Benutzer und Netzfreigaben wie bei vielen anderen NAS auf die klassische Weise händisch anlegen. Weiß der Anwender dabei an dem einen oder anderen Punkt einmal nicht weiter, so erklärt ihm die integrierte Hilfefunktion wichtige Einstellungen.

Die freigegebenen Verzeichnisse, im Fachjargon als Shares bezeichnet, können auf dem Arbeitsplatz über die Funktion "Netzlaufwerk verbinden" wie ein normales Laufwerk in Windows XP eingebunden werden. Neben XP unterstützt der NAS noch Clients mit Windows 2000, ME, 98SE sowie Mac OS X v.10.3 und höher. Rechner mit anderen Betriebssystemen können auf die Daten per File Transfer Protocol (FTP) zugreifen. Der integrierte FTP-Server kann ferner für den Fernzugriff via Internet genutzt werden.

Auch das Thema Datensicherheit kommt in der Einstiegsklasse nicht zu kurz. Für automatische Backups des NAS eignen sich etwa USB-Festplatten. Weiterhin können über das Netzwerk gegenseitig Backups zu und von weiteren Linkstations ausgeführt werden. Lokale Anwenderdaten lassen sich mit Hilfe der beiliegenden Software Memeo-Autobackup automatisch oder benutzerdefiniert auf dem NAS sichern. Zeigt der Netzspeicher selbst Störungen, so benachrichtigt das System den Benutzer mit Hilfe seiner integrierten E-Mail-Funktion.

Nach der Konfiguration der Linkstation interessierte uns natürlich brennend, ob das Gerät in der Praxis wirklich mit flotten Transferleistungen aufwarten kann und dem Werbeslogan vom NAS-Flitzer gerecht wird. Zumindest auf dem Papier lässt die Kombination aus Gigabit Ethernet und schneller interner SATA-Platte ordentliche Übertragungsraten erhoffen. Als Messwerkzeug zur Erfassung der Transferraten diente der Disk-Benchmark von Atto Technologies. Dieser attestierte der Linkstation Pro eine Leserate von fast 21 MB/s und eine Schreibgeschwindigkeit von etwas über 12 MB/s. Werte, mit denen sich das Buffalo-Produkt deutlich vom Gros der günstigen NAS absetzen kann. Allerdings erreicht die Linkstation nicht die hervorragenden Werte der Diskstation von Synology. Mit einem Systempreis um die 340 Euro in der gleichen Preisregion wie das Buffalo-Produkt angesiedelt, glänzte sie damals mit Leseraten von 30 MB/s und schrieb die Daten mit fast 20 MB/s.

Zudem wartet die Diskstation im Vergleich zu Buffalos Linkstation mit deutlich mehr Funktionen auf. So gehören bei ihr Features wie integrierter Web-Server, Bild-Server, Druck-Server, Streaming-Media-Dienst sowie SQL-Server oder PHP-Unterstützung serienmäßig zum Lieferumfang. Solche Funktionen sucht der Anwender bei der Linkstation Pro vergeblich. Sie offeriert von Haus aus lediglich die bereits angesprochene FTP-Unterstützung. Da die Linkstation allerdings Linux als Betriebssystem verwendet, können versierte User die fehlenden Funktionen selbst nachrüsten. Eine gute Einstiegsseite zum Tuning ist das Linkstation-Wiki im Internet (www. http://linkstationwiki. net/index.php?title=Main_Page). Solche tiefen Eingriffe in das System geschehen allerdings auf eigene Gefahr und führen zum Verlust der Garantie. Zudem sollten Fachkundige dies tun. Der Abteilungs- oder Zweigstellenadministrator, der quasi im Nebenjob die IT am Laufen hält, sollte von solchen Operationen die Finger lassen.

Fazit

Wer Spitzenleistungen oder möglichst viele Server-Funktionen in einer Speicher-Appliance sucht, der wird von der Linkstation Pro enttäuscht sein. Sind dagegen Qualitäten wie einfache Administration, schnelle Installation oder automatische Benachrichtigung bei Störungen gefragt, dann ist das Produkt durchaus in die engere Wahl einzubeziehen. Vor allem die Active-Directory-Unterstützung prädestiniert die Linkstation als unabhängigen Netzspeicher für Windows-Server-Umgebungen in Arbeitsgruppen oder kleineren Zweigstellen. Und last, but not least kann die himmlische Ruhe, die das Gerät im Vergleich beispielsweise zur lärmenden Diskstation des Konkurrenten Synology verbreitet, in Büroumgebungen nicht hoch genug eingeschätzt werden.