Konfigurations-Management

Das Ziel ist kontrollierte und rasche Softwarefertigung

04.09.1998

Klassischen Workflow-Systemen ähnlich zwingen Systeme für Konfigurations-Management (KM) die Entwickler zu hoher Disziplin bei der Teamarbeit und sichern einen kontrollierbaren Arbeitsablauf sowie die erforderliche Produktqualität. Programmiergenies fürchten KM jedoch aus denselben Gründen als bürokratischen Kreativitäts-Killer

In einer Zeit der kurzen Innovationszyklen sind jedoch keine entwicklungstechnischen Geniestreiche gefragt, die schwer in Gesamtkonzepte einbindbar und oft noch schwerer zu warten sind. Vielmehr geht es um schnelle Entwicklungsprozesse, Qualitätssicherung und optimale Übersicht über die verschiedensten Code-Varianten. Außerdem muß die Arbeit immer größerer und zum Teil weltweit versprengt arbeitender Teams koordiniert werden. Am Ende steht das Ziel, ein zuverlässiges Produkt noch vor dem Mitbewerber auf den Markt bringen zu können.

Das Konfigurations-Management dient also einer kontrollierten Softwarefertigung und erlebt daher seit einigen Jahren einen Boom. So wächst der Markt jährlich um 50 Prozent. Im Jahr 2000 soll damit ein Umsatz von einer Milliarde Dollar zu erzielen sein, so die Analysten der Ovum Ltd., London.

Die inzwischen breite Akzeptanz für das Konfigurations-Management hängt auch mit der sukzessiven Modernisierung der einschlägigen Techniken und Verfahren zusammen. Anfangs ging es vor allem darum, nicht den Überblick über die verschiedenen an einem Programm beteiligten Module und Dateien sowie deren Reifegrad zu verlieren, und immer wieder Code-Stände zu fixieren, auf die man später im Entwicklungsprozeß zurückgreifen konnte. Diese Funktion des "Base- lining" ist heute umgeben von Versions-Management, Änderungs-Management, Build-Management (Zusammenführen der Komponenten) und Prozeß-Management (siehe Kasten rechts).

Dem Prozeß-Management kommt heute eine besondere Bedeutung zu. Immer mehr Entwickler arbeiten in zum Teil weltweit verteilten Teams. Hier haben sich inzwischen Internet-Browser als Benutzerumgebungen etabliert. Die Probleme sind jedoch weniger technischer als oragnisatorischer Natur. So bleibt es nicht aus, daß gleichzeitig mehrere Programmierer mit denselben Codezeilen arbeiten. Um hier den Projekterfolg sicherzustellen, ist ein streng kontrollierter Ablauf mit festgelegten Rollen und Qualitätschecks unabdingbar. Das sehen inzwischen immer mehr Entwickler ein, zumal sich einige Hersteller Mühe gegeben haben, den organisatorischen Teil der Software nicht allzu aufdringlich zu gestalten.

Relativ neu sind Ansätze, einen Standard für den Konfigurations-Management-Prozeß zu definieren. So hat das Institute of Configuration Management http://www.icmhq.com einen branchenneutralen unternehmensweiten KM-Prozeß unter der Bezeichnung Configurations Ma- nagement II (CMII) definiert, der in den USA zunehmend Verbreitung fand und auch hierzulande auf Interesse gestoßen ist.

IM TEST

Unter die Lupe genommen und bewertet (siehe Tabelle unten) wurden

-"PVCS 6.0" von Intersolv,

-"Clear Case 3.2" von Rational,

-"CCC/Harvest" von Platinum und

-"Continuus/CM 4.4" von Continuus.

Windows-Produkte wie "Visual Source Safe" von Microsoft und "Source Integrity" von MKS blieben außen vor, weil ihnen für den umfassenden Unternehmenseinsatz Funktionen für das Prozeß-Management fehlen.