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Thema des Tages

Das Neueste aus der Linux-Welt

08.09.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Linux-Urheber Linus Torvalds hat im Rahmen des Computerkunst-Festivals Ars Electronica 1999 in Linz die "Goldene Nica" in der Kategorie ".net" für sein quelloffenes Betriebssystem Linux erhalten. Die Jury würdigte Torvalds stellvertretend für alle Mitglieder der weltumspannenden Entwicklergemeinde: "Linux wäre ohne das Internet so nicht denkbar gewesen. Und es ist eines der ersten Produkte aus dem Cyberspace, das enorme Auswirkungen auf die reale Welt hat." Darüber hinaus müsse man darüber nachdenken, ob nicht ein Quellcode selbst als Kunstwerk gelten könne.

Die kalifornische Company Red Hat Software, einer der populärsten Anbieter kommerzieller Linux-Distributionen, beweist, daß sich auch mit Open-Source-Software durchaus Geld verdienen läßt. Sie kann nämlich mit ihrem größten Investor Frank Batten Jr. bereits den ersten Milliardär vorweisen - zumindest auf dem Papier. Nach dem Börsengang von Red Hat sind die 15 Millionen Anteilscheine, die Batten sein eigen nennt, beim aktuellen Kurs von 108 Dollar zusammen 1,62 Milliarden Dollar wert. Firmengründer und Chief Technology Officer (CTO) Mark Ewing mit seinen 9,09 Millionen Aktien und CEO Robert Young (9,08 Millionen Anteilscheine) sind ebenfalls auf dem besten Weg, Milliardäre zu werden.

Unterdessen hat Konkurrent Caldera, Red Hats Erzrivale im kommerziellen Linux-Geschäft, die neue Version 2.3 seiner Distribution "Open Linux" präsentiert. Zu den Features gehören ein neues "Lizard"-Installationsprogramm, das mehr Grafik- und Soundkarten erkennt und Standardoptionen (Heimanwender, Business-Nutzer, Software-Entwickler, Server) vorgibt. Red Hat hat derweil die erste Beta seiner neuen Distribution namens "Lorax" veröffentlicht, die ebenfalls mit einem verbesserten Installer namens "Anaconda" glänzt.

Nach einer Vielzahl von Konkurrenten (darunter Compaq, IBM, Hewlett-Packard und Dell) hat sich nun auch Direktanbieter Gateway dazu durchgerungen, auf seinen Servern - die unter dem "ALR"-Label vertrieben werden - auf Wunsch auch Linux als Betriebssystem zu installieren. Gateway greift dabei auf die Distribution von Red Hat zurück.

Die Applix GmbH hat mit der Auslieferung der neuen Version 4.4.2 ihres Office-Pakets "Applixware" für Linux begonnen. Das Programm besteht aus den Einzelanwendungen "Words", "Spreadsheets", "Graphics", "Presents", "Mail" sowie "Data" und verfügt laut Hersteller über eine zugrundeliegende Open-Source-Architektur, durch die Entwickler Zugriff auf die Kern-Laufzeitumgebung haben. In der neuen Version ist Applixware voll kompatibel zum hauseigenen Entwicklungs-Toolset "Shelf" (ähnlich Visual Basic), das ebenfalls quelloffen ist. Außerdem unterstützt Applixware 4.4.2 die Dateiformate von Microsoft "Office 2000" und das Euro-Währungssymbol. Eigens für den (kostenlosen, allerdings englischsprachigen) Support hat der Hersteller die Website "Smartbeak.com" eingerichtet. Applixware gibt es bei der Nürnberger SuSE GmbH als Bestandteil der knapp 120 Mark teuren "Linux Office Suite 99". Ein Update von den Vorversionen ab 4.3 kostet knapp 60 Mark.