Das Laufwerk G steht künftig für Google

29.11.2007
Anwender sollen ihre Daten im Netz speichern.

Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge will Google seinen Nutzern die Möglichkeit eröffnen, im Prinzip all ihre Dokumente statt auf der lokalen Festplatte bei Google in der "Cloud" abzulegen. Sie wären dann via Internet von verschiedenen PCs und auch mobilen Endgeräten aus passwortgeschützt zugänglich und ließen sich auch mit anderen Nutzern teilen.

Der Dienst, zumindest zeitweise Google-intern unter dem Codenamen "My Stuff" gehandelt, könnte dem Bericht zufolge in einigen Monaten starten. Google werde eine begrenzte Menge Speicherplatz kostenlos offerieren und für die Verwaltung größerer Datenmengen Geld verlangen, heißt es weiter. Die dafür geplanten Preise sind aber noch nicht bekannt.

Einfache Benutzerführung

Online-Datenspeicher sind im Prinzip nicht neu und werden auch längst von vielen Anbietern, beispielsweise Omnidrive.com oder Xdrive.com, offeriert. Auf breiter Front konnten sie sich bislang zwar weder bei Privatnutzern noch in Unternehmen etablieren. Google mit seiner Omnipräsenz hätte aber vermutlich Chancen, das zu ändern. Zudem will sich der Internet-Riese durch gewohnt einfache Benutzerführung vom Wettbewerb absetzen: Neben einem Web-Interface sollen My-Stuff-Nutzer ihre Daten genauso verwenden können, als lägen sie auf einer physikalisch in ihrem PC befindlichen Festplatte. Gerüchte über ein solches "Gdrive" geisterten schon im vergangenen Frühjahr durch die Presse.

Mit dem Service dürfte Google allerdings mit neuen Proble-men konfrontiert werden, insbesondere was Datenschutz, Copyright, die nötige Storage-Infrastruktur und deren unterbrechungsfreien Betrieb derselben angeht. Auf der anderen Seite böte sich mit dem Online-Speicher die Möglichkeit, zentral über lokale wie im Netz gespeicherte Nutzerdateien zu suchen. Im Prinzip bietet Google seinen Kunden ja schon heute die Möglichkeit, Daten im Netz vorzuhalten so etwa bei G(oogle)mail, Google Docs oder dem Bilderdienst Picasa.

Wildern im Microsoft-Revier

Mit My Stuff könnte Google außerdem den Wechsel zu Web-basierendem Computing weiter beschleunigen und den Internet-Wettbewerb mit Microsoft verschärfen. Der Redmonder Konzern bietet seit kurzem ebenfalls verstärkt Web-basierende Dienste an und testet mit "Windows Live Skydrive" auch schon ein Online-Laufwerk (mit 1 GB kostenlosem Speicherplatz).

Microsofts Vice President Chris Capossela erklärte, sein Arbeitgeber gehe davon aus, dass die Nutzer sowohl Software auf ihrem Rechner als auch Internet-basierende Dienste wünschten. Viele Kunden trauten aber Web-basierendem Massenspeicher grundsätzlich nicht. Außerdem werde Google es mit seinem Online-Speicher nicht schaffen, Kunden auf seine anderen Dienste zu locken, wenn diese Angebote nicht auch für sich gesehen attraktiv seien. "Wir haben viel Zeit und Energie investiert, um zu verstehen, wie man Kunden ein Maximum an Schutz der Privatsphäre zusichern kann", so Capossela.

Dahinter will Google natürlich keinesfalls zurückstehen. "Das gehen wir ganz gewiss von unserer Seite mit äußerster Vorsicht an", erklär-te eine Firmensprecherin. "Wir haben schon jetzt umfassende Schutzmaßnahmen für unsere Nutzerdaten und eine in dieser Hinsicht sehr starke Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte." (tc)