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Boom-Markt Online-Games

Darf's ein bisschen mehr sein?

20.09.2011
Die Anbieter von kostenlosen Online-Spielen werten minutiös aus, wie sich Nutzer in virtuellen Welten bewegen. Das Wissen um den kollektiven Geschmack hilft, die Spieler bei der Stange zu halten - und ihnen die Kreditkartendaten zu entlocken.

Geld verdienen, das war früher der Job des Vertriebs. Die Entwickler von Computerspielen lieferten ein fertiges Produkt mit hoffentlich wenig Bugs ab - und machten sich an die Programmierung des obligatorischen Nachfolgers. Heute ist das anders: Die Anbieter von Online-Spielen wie "Farmville", "Monster World" oder "Siedler Online" verdienen nicht mit dem Verkauf des Titels, sondern über virtuelle Güter. Damit sich das lohnt, müssen auch die Programmierer ans Verkaufen denken - und die Klick-Statistiken im Blick behalten.

Die Branche bezeichnet das Geschäftsmodell etwas irreführend als "free to play": Der Zugang ist kostenlos - die Spieler zahlen aber, wenn sie Missionen mit weniger Wartezeit erledigen oder ihre Figur aufhübschen wollen. Gerade Frauen und Ältere, die traditionell nicht so viel spielen, lassen sich davon locken.

Der Gratiszugang ist dabei Marketing: Ein Teil der Nutzer gibt Geld aus - und finanziert so das ganze Projekt. Wooga, Anbieter des Spiels "Monster World" spricht davon, dass 3 Prozent seiner 35 Millionen Nutzer ihre Figuren mit echtem Geld aufrüsten, also rund eine Million. Aus dem Börsenprospekt des Marktführers Zynga ist bekannt, dass "weniger als 5 Prozent" der aktuell mehr als 250 Millionen Spieler in virtuelle Bauernhöfe und Städte investieren.

Damit dieses Modell funktioniert, müssen die Unternehmen eine schwierige Balance hinbekommen: Einerseits soll das Spiel so packend sein, dass die Nutzer wiederkommen und am besten noch ihre Freunde einladen. Andererseits sollen sie nicht alle Wünsche erfüllt bekommen - sonst gibt niemand seine Kreditkartennummer her. Zu plump dürfen die Firmen nicht vorgehen, weiß Fabian Ahmadi vom kalifornischen Spieleanbieter Outspark: "Wenn man Spieler zu sehr auspressen will, gehen sie", sagte er kürzlich auf der Games Developers Conference in Köln.