Countdown für R/3-Upgrade

29.10.2003
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei SAP fallen R/3-Releases vor der Version 4.6C Ende des Jahres aus der Standardwartung. Nur gegen eine höhere Gebühr können Anwender den Wartungszeitraum bis Ende 2004 ausdehnen. Danach gibt es zwar noch Basissupport, aber keine vollständige Wartung für Altsysteme. Wer in vollem Umfang Maintainance-Leistungen der SAP beziehen will, muss bis spätestens Ende nächsten Jahres auf R/3 4.6C oder "R/3 Enterprise" migriert haben.

Wie alle Softwarehersteller ist auch SAP daran interessiert, möglichst wenige verschiedene Releases pflegen zu müssen. Zudem möchte der Softwarekonzern, dass seine Kunden auf die moderneren Produkte setzen, da sie nur dann zu den potenziellen Abnehmern der "Mysap"-Produktlinie und der Infrastrukturplattform "Netweaver" werden können.

Bild: Photodisc
Bild: Photodisc

Aus diesen Gründen kündigten die Walldorfer an, ältere Releasestände als 4.6C nur noch bis Ende dieses Jahres zu den üblichen Konditionen zu warten. Betroffen sind Anwender von R/3 3.1i, 4.0B, 4.5B oder 4.6B. Sie müssten noch in diesem Jahr auf 4.6C oder auf das aktuelle ERP-Release R/3 Enterprise migrieren, um zu den gleichen Konditionen wie bisher Wartungsdienste in Anspruch nehmen zu können. Gegen eine erhöhte Gebühr von 19 statt 17 Prozent verlängert SAP die Standardwartung bis Ende 2004. Danach erhalten Anwender zwar noch Basissupport und Patches, jedoch keine gesetzlichen Änderungen für Module wie HR und FI. Außerdem garantiert SAP nach 2004 nicht mehr, dass auch weiterhin ein direkter Umstieg auf R/3 Enterprise für alle Alt-Releases möglich ist. Unter Umständen müssen Kunden, die die Frist verstreichen lassen, ein mehrstufiges Upgrade vollziehen.

Der Zeitpunkt für einen Releasewechsel kommt für viele Anwender denkbar ungünstig: Wegen knapper IT-Budgets fällt ihnen der Umstieg auf ein neueres Release schwer. Außerdem lässt sich der Firmenleitung schwer vermitteln, dass diese Investition notwenig ist: Nur bei sehr alten Systemen bringt ein Upgrade genügend neue Funktionen mit sich, die einen Umstieg rechtfertigen würden.

Wegen des Aufwands für eine R/3-Migration dürfte für viele Kunden ein Upgrade noch in diesem Jahr nicht in Frage kommen. "Für die meisten Kunden mit alten Programmen ist eine Wartungsverlängerung das Maß der Dinge", stellt Oliver Kohlmann, Operations Manager bei Unilog Integrata aus Frankfurt am Main, während einer Fachtagung des unabhängigen Beratungshauses fest.

Anwender hatten Druck gemacht

Die Verlängerung der Standardwartung kam erst auf Drängen der Deutschen SAP Anwendergruppe (DSAG) zustande. Firmen müssen die Ausdehnung des Supports schriftlich beantragen und haben dann bis 2004 Zeit für ein Upgrade. Ursprünglich wollte sich der Softwarekonzern sogar das Recht vorbehalten, selbst darüber zu befinden, ob er dem Antrag auf Wartungsverlängerung zustimmt ("Maintenance Extension Check"). Doch auf diese Klausel verzichteten die Walldorfer Ende September dieses Jahres - wiederum auf Drängen der DSAG (siehe CW 43/03, Seite 6).

Nach Angaben der Benutzervereinigung können Kunden nun einen Antrag auf Verlängerung des Supports stellen, ohne eine Analyse ihrer Systeme durch SAP über sich ergehen lassen zu müssen. Der Hersteller wollte über den Maintenance Extension Check feststellen, welche Module die Anwender von Alt-Releases einsetzen. Der Grund: Nicht für alle länderspezifischen Versionen von HR (Human Resources) oder FI/CO (Finanzbuchhaltung/Controlling) sollte die Wartungsfrist verlängert werden. Auch diese Einschränkung ist nun vom Tisch, verkündete die DSAG auf ihrer letzten Jahrestagung.

Begrenzte Wartung auch für R/3 4.6C

Anwendern von alten Releases, die den vollen Wartungsumfang wünschen, bieten sich zwei Möglichkeiten: Ein Umstieg auf 4.6C oder gleich auf das aktuelle Release R/3 Enterprise. Dabei gilt es beachten, dass SAP den Wartungszeitraum für 4.6C auf April 2006 begrenzt hat. Aus diesem Grund empfehlen Spezialisten und auch die DSAG den SAP-Anwendern, besser gleich auf R/3 Enterprise umzusatteln. Das Wartungsende dieses Produkts haben die Walldorfer bislang noch nicht genannt.

Viele R/3-Nutzer können direkt auf R/3 Enterprise umsteigen. SAP nennt hier die Releases 3.1i, 4.0B, 4.5B, 4.6B und 4.6C. Einzige Ausnahme: I-Series-Anwender. Sie müssen erst auf 4.6C migrieren, bevor sie R/3 Enterprise einführen können. Der Zwischenschritt ist notwendig, weil die ERP-Applikation vom Großrechnerzeichensatz EBCDIC auf den Ascii-Zeichensatz konvertiert werden muss. Anwender erhalten R/3 Enterprise im Rahmen ihres Wartungsvertrags. Somit fallen grundsätzlich keine zusätzlichen Lizenzgebühren an. Mit dem Einspielen der neuen Software ist es allerdings nicht getan: Je nach Release-Stand müssen Firmen für ein Upgrade neue Hardware anschaffen beziehungsweise die bestehende Systemumgebung ausbauen. Der zum Betrieb von R/3 Enterprise erforderliche zusätzliche Bedarf an CPU-Leistung und Arbeitsspeicherkapazität im Applikations-Server liegt bei 73 beziehungsweise 76 Prozent über dem von R/3 3.1i. Das schon im Juni 1998 freigegebene Programm - SAPs erstes Euro-fähiges Release - ist allerdings kaum noch im Einsatz.

Was wird aus den Modifikationen?