Carrier sahnen ab

Carrier sahnen ab Videokonferenzen sehr gefragt

22.01.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Starkes Wachstum melden Analysten bei Videokonferenzen. Die Gründe hierfür seien sowohl bessere Produkte als auch sinkende Preise. Dennoch muß die Branche mit hohen Übertragungskosten kämpfen.

Rund drei Milliarden Dollar betrug der Umsatz 1997 im europäischen Markt für Videokonferenz-Systeme. Diese Zahl veröffentlichte das Marktforschungsinstitut Frost & Sullivan jüngst in einer Studie. Gleichzeitig stellten die Analysten sinkende Preise für das Equipment fest, wodurch die wirtschaftliche Entwicklung des Segments ihrer Meinung nach weiter angeheizt werde. Folglich ließe sich im Jahre 2004 mit Videokonferenz-Lösungen ein Umsatz von knapp 23 Milliarden Dollar erzielen (siehe Grafik).

Die Anbieter indes dürfen angesichts dieser positiven Prognosen nicht in Euphorie verfallen, denn den Löwenanteil in diesem Markt schnappen sich die Carrier. Mehr als 90 Prozent des Umsatzes entfallen auf die Übertragungskosten, so Frost & Sullivan. Darüber hinaus werden die Netzbetreiber eigene Dienstleistungen in dem Bereich anbieten und somit den Wettbewerb für unabhängige Anbieter zusätzlich verschärfen.

Nach Meinung der Analysten seien Hersteller von Equipment gezwungen, die Gratwanderung zwischen Standardisierung und Spezialisierung zu meistern. Den Schlüssel für die Vereinheitlichung bildet der Standard H.323, der allerdings in Zukunft noch weiter spezifiziert werden muß. Er regelt die Kompression und Übertragung von Audio- und Video-Daten über Netze, die ursprünglich nicht für diese Verbindungen konzipiert worden waren.

Auf der anderen Seite müssen Anbieter ihre Produkte mit Zusatznutzen ausstatten, um sich von den Wettbewerbern zu unterscheiden. Nachgefragt werden Videokonferenz-Systeme häufig in Nischenmärkten wie dem Gesundheitswesen oder dem Ausbildungssektor. Die Spezialisierung könne sich somit zur eigentlichen Chance für einige Hersteller und Dienstleister entwickeln, stellt Frost & Sullivan in der Studie fest.

Auch wenn die Zukunft in dem Segment rosig scheinen mag, stehen doch einige Hindernisse dem raschen Siegeszug der Technologie im Weg. Die Kapazität des Internet ist immer noch zu gering, um den Anforderungen von Video-Übertragungen in TV-Qualität gerecht zu werden. Ferner verfügen nur wenige Unternehmens-Backbones über die erforderliche Bandbreite. Darüber hinaus veröffentlichte die amerikanische CW-Schwesterpublikation "Computerworld" unlängst in Testberichten, daß der Anwender beziehungsweise User-Support mit wahren "Installations-Alpträumen" rechnen muß.

So nahm die Einrichtung eines stabilen Systems mit der "Pro- share"-Video-Lösung vier Stunden in Anspruch - mit telefonischer Unterstützung durch den Hersteller Intel. Signifikant an Proshare ist, daß ein Großteil der Rechenlast auf die CPU ausgelagert wird, was angesichts des Anbieterprofils nicht weiter verwundert. Folglich kann das System seine wahren Video-Qualitäten erst unter einem teuren Pentium-II-Rechner unter Beweis stellen.

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Der Anbieter Vtel, Gundelfingen, hat seine Produktlinien "Smartstation" und "WG500" mit zusätzlichen Features versehen. Beide Systeme lassen sich jetzt auch durch die Unterstützung des Standards H.323 über das Internet einsetzen. Ferner erlauben die Lösungen den Betrieb unter Windows 98 und NT.

Auch Vcon hat sich den IP-Netzen und dem Standard H.323 verschrieben. Das Unternehmen mit Sitz in Langen bietet ab sofort ein Paket zum Preis von knapp 20000 Mark an. Darin enthalten sind ein ISDN-Gateway von Radvision sowie fünf "Escort"-Videokonferenz- Systeme. Das Bündel läuft ebenfalls unter allen Microsoft- Betriebssystemen.