IT-Sicherheit

Buzzwords, die verschwinden müssen

Kommentar  12.03.2018
Von  und
Fahmida Y. Rashid ist als Security-Autorin für unsere US-Schwesterpublikation InfoWorld tätig.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

"Next Generation"

Die IT-Security-Branche ist nicht die einzige, die sich an dieser Stelle schuldig gemacht hat. Viele Unternehmen bewerben inzwischen alles Mögliche mit dem Zusatz "Next Generation". Früher ging es bei diesem Begriff darum, einen echten technologischen Fortschritt zu beschreiben. Die Worte verdeutlichten einen echten Wandel bei der Lösung eines Problems. Unglücklicherweise scheint inzwischen jede halbwegs aktuelle (Security-)Technologie auf dem Markt als "Next Generation" vermarktet zu werden.

So wird der Begriff totgeritten, um überarbeitete User Interfaces oder besonders benutzerfreundliche Features zu promoten. Auch Lösungen, die mehr Traffic, User und Endpunkte aufnehmen können, sind regelmäßig "Next Generation". Es wäre schön zu beobachten, wenn er künftig ausschließlich zum Einsatz kommen würde, wenn es um neue Architekturen und überarbeitete Ansätze für entstehende Bedrohungen geht.

Sollte das nicht geschehen: Wie heißt dann eigentlich die nächste Innovations-Welle? "Next next generation"? "Ubernext generation"? Aus genau demselben Grund ist inzwischen auch jedes zweite Produkt "KI".

"Cloud"

Heutzutage ist einfach alles in der Cloud. Aber was bedeutet das eigentlich? Haben Sie eine Datei oder Applikation von ihrem Rechner auf den von jemand anderem geschoben? Es spielt inzwischen auch gar keine Rolle mehr, ob die Applikation auf einer virtuellen Maschine läuft oder die Daten in einem anderen Datacenter gespeichert werden. IaaS, SaaS und sämtliche Hosting-Plattformen sind "Cloud".

Der Begriff wirft aus Security-Perspektive eine Menge komplexer Fragen auf, etwa wenn es darum geht die Cloud-Umgebung selbst, den Zugriff darauf oder die Daten, die in ihr gelagert werden, zu schützen. Wer die Infrastruktur Dritter nutzt, tritt aber nicht automatisch alle Security-Probleme ab. Der Weg in die Cloud bedeutet zudem, dass Sie nicht mehr dieselben Dinge tun können, die auf lokaler Ebene möglich sind. Wenn es um Cloud-Applikationen geht, ist insbesondere das Konzept der Netzwerk-Perimeter ein völlig anderes. Wenn Sie den Schritt aus dem eigenen Datacenter wagen wollen, kommen darüber hinaus eine ganze Reihe von Herausforderungen bei der Identifikation und Authentifizierung von Nutzern auf Sie zu.

Inzwischen tendiert das Buzzword-Pendel allerdings deutlich stärker zu Edge Computing denn zu Cloud Computing. Ersteres bezieht das eigene Datacenter mit ein. Zeit für "Declouding"?

"Datengetrieben"

Die Datensammelwut kennt keine Grenzen. Inzwischen ertrinken wir alle gleichermaßen in Daten: Sensoren, Logfiles, Events, Transaktionsdetails - alles ist auf Muster untersuchbar. Auch so gut wie jede Security-Technologie arbeitet datengetrieben, egal ob sie nun Malware Samples untersucht oder Daten aus Sicherheitsvorfällen. Gibt man zu diesem Mix noch die User selbst, erhält man Daten aus "Behavioral Analytics".

Der bloße Besitz von Daten sagt indes noch nichts über den Wert selbiger aus. Natürlich gibt es Wege, gesammelte Daten auf sinnvolle Art und Weise darzustellen. Aber die Existenz einer Datenbank oder eines Logs führt nicht automatisch zu einem datengetriebenen Security-Produkt. Genau wie Kontext Bedingung für Threat Intelligence ist, impliziert "datengetrieben", dass Informationen auf zielführende Art und Weise genutzt werden.

"Echtzeit"

Weil Technologie immer schneller und effizienter wird, taucht auch immer öfter das Wörtchen "Echtzeit" auf - nicht nur in Form von Security-Versprechen. Die IT Sicherheit ist heute wesentlich mehr datengetrieben, als sie es einmal war. Nie zuvor wurden so viele Daten gesammelt. Deren Auswertung aber braucht Zeit - egal wie klein das dafür vorgesehene Zeitfenster sein mag.

Umso stärker Analytics die Security durchdringen, desto öfter taucht der Begriff Echtzeit auf - insbesondere, wenn es um die Analyse von Nutzerverhalten geht. Ehrlicher wäre es jedoch, den Begriff "Fast-Echtzeit" zu verwenden. Denn zwischen der Aggregation von Daten und der Visualisierung von Daten klafft natürlicherweise immer eine zeitliche Lücke.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation CSO Online.