Die alten Kämpen melden sich zurück

Bull folgt Unisys bei Intel-Servern

18.04.2003
MÜNCHEN (CW) - Bull und Unisys, die einstigen DV-Schwergewichte mit langer Vergangenheit, bringen neue Intel-Server auf den Markt.

Die französische Bull SA hat sich nach dem Verkauf der Smartkarten-Abteilung CP8, der indischen Softwareentwicklung PSI und des Servicegeschäfts außerhalb von Frankreich und Italien offenbar auf das Kerngeschäft besonnen, und das hat den Bau von Servern zum Inhalt. Jetzt hat die Company aus Louveciennes mit "Novascale" ihre neue Server-Generation auf Basis von Intel-Prozessoren präsentiert. Die drei Modelle "4040", "5080" und "5160" nutzen jeweils Itanium-2-Chips mit 64 Bit, die mit Taktraten von 900 Megahertz (und 1,5 MB Cache) sowie 1 Gigahertz (mit 1,5 oder 3 MB Cache) aufwarten.

Die Mehrprozessorrechner bestehen aus Bausteinen mit jeweils vier CPUs auf einem Board. Der Novascale 4040 ist mit einem der Rechnerkarten bestückt, arbeitet also mit vier Prozessoren. Die Maschine lässt sich in ein 19-Zoll-Rack einbauen, ist laut Bull ideal für einen Cluster-Verbund geeignet und soll rund 20000 Euro kosten. Die größeren Brüder unterstützen acht (Modell 5080) beziehungsweise 16 (Modell 5160) Intel-Chips und sind ab 85000 und 95000 Euro zu haben. Später soll noch ein Modell mit 32 Prozessoren folgen.

Für das Hardwaredesign der SMP-Maschinen (SMP = Symmetrisches Multiprocessing) haben die Bull-Ingenieure die "Flexible Architecture for Multiple Environments" (Fame) entworfen, die als Kernstück Intels "E8870"-Chipsatz nutzt. Darauf aufbauend, sorgt ein skalierbarer Switch dafür, dass die Vier-Wege-Boards gekoppelt und Hauptspeicher sowie I/O-System optimiert werden. Laut Hersteller hat sich die Fame-Architektur bereits im Test bewährt: Der 4040-Server erreichte beim SAP-Benchmark Sales & Distribution (SD) unter Windows einen neuen Spitzenwert, als er simultan 490 Anwender mit einer Antwortzeit von weniger als zwei Sekunden bediente.

Die Novascale-Maschinen bedeuten für Bulls Kundschaft auch den Weg aus den proprietären Großrechnern, die unter dem Betriebssystem GCOS arbeiten. Das Mainframe-Betriebssystem soll demnächst auch auf den neuen SMP-Maschinen genutzt werden können. Dazu strickten die Franzosen die Software "Helios", "eine Virtual Machine, die oberhalb von Linux abläuft", erklärte Firmenchef Pierre Bonelli gegenüber dem "IDG News Service".

Auch für Mainframe-Kunden

Da Helios aber zusätzliche Rechenpower verlangt, soll diese Möglichkeit erst mit den zukünftigen Intel-Chips (Codename "Madison") angeboten werden. Bis dahin sind die Novascale-Rechner nur mit den Betriebssystemen Linux, Windows Advanced Server 2.1 und - wenn verfügbar - mit Windows Server 2003 zu haben.

Unisys hat den Umstieg auf Intel-Prozessoren schon länger gewagt und brachte mit der "ES7000" bereits im Jahr 2000 eine Maschine mit 32 Intel-CPUs auf den Markt, die wegen ihrer "Cellular-Multiprocessor"-Architektur (CMP) für Furore sorgte. Jetzt liefert der Hersteller mit der Server-Familie "ES7000/500" (Codename Dylan) eine Ergänzung dazu. Ebenso wie bei Bull bestehen auch bei Unisys die Server aus modularen Rechnerbausteinen, die sich koppeln lassen. Ein "Aries-510"-Modul arbeitet mit vier, sechs oder acht Chips vom Typ Pentium 4 Xeon MP ("Gallatin"), die mit 1,5 Gigahertz (1 MB Cache) oder 2 Gigahertz (2 MB Cache) getaktet sind. Maximal vier Module lassen sich zu einem System mit 32 Prozessoren koppeln. Der Einstiegspreis für ein Vier-Wege-System mit der Unterstützung für einen bis zu 16 GB großen Hauptspeicher, 16 MB L4-Cache und acht PCI-Steckplätzen liegt bei 35000 Dollar. Die Versionen mit sechs und acht Intel-Chips kommen mit einem 32 MB großen L4-Cache-Speicher.

Da die CMP-Architektur derzeit nur die Hardwarepartitionierung je Modul unterstützt, kann ein Aries-510-Server nicht zwei unterschiedliche Betriebssysteme verarbeiten. Unisys kooperiert deshalb mit Vmware, um dessen "GSX Server Virtual Machine" auf die Dylan-Server zu portieren, so dass über diesen Weg zusätzlich auch Linux auf einem Rechnerbaustein laufen kann.

Unisys bietet für höheren Leistungsbedarf das Modell "Aries 520" an - de facto zwei gekoppelte 510-Module, die sich dem Betriebssystem als Single System Image präsentieren. Der 520-Rechner beherbergt acht bis 16 CPUs, 32 MB L4-Cache je Chip und bis zu 32 GB Hauptspeicher. Modell "Orion 530" ist ein vorkonfigurierter Cluster-Verbund aus zwei voll ausgebauten 16-Wege-520-Modulen, das unter der Datecenter-Version von Windows 2000 oder 2003 arbeitet. "Orion 540" schließlich besteht aus vier 510-Boxen, wobei sich 16 bis 32 CPUs als Single System Image präsentieren. Der Kostenpunkt der Maximalausstattung: 375000 Dollar. (kk)