G.fast macht Kupferkabel wieder attraktiv

Breitband für alle per Telefonkabel?

04.11.2015
Von 
 ist Director Fixed Access bei Alcatel-Lucent.

Vectoring bleibt wichtig

Um Übersprechen in den Telefonkabel zu verhindern, benötigt auch G.fast Vectoring.
Um Übersprechen in den Telefonkabel zu verhindern, benötigt auch G.fast Vectoring.
Foto: AVM

Eine Schlüsselrolle wird Vectoring, für G.fast als Vectoring 2.0 bezeichnet, dann spielen, wenn die Diensteanbieter alle Vorzüge von G.fast nutzen wollen. Die hohen Frequenzen, die G.fast benutzt, erzeugen ein starkes Übersprechen zwischen benachbarten Kupferkabelpaaren. Diese Übersprechdämpfung nimmt viel von den G.fast-Kapazitätszugewinnen weg. Deshalb muss Vectoring verwendet werden, um Übersprecheffekte zu unterbinden und das volle Potenzial auf jeder Leitung auszuschöpfen.

Vielfältige Anwendungsfelder

Für stationäre Anwendungen zuhause bietet es sich an, G.fast von Netzknoten, die sich nahe beim Endanwender befinden, bereitzustellen. Dank dieser Nähe können Provider Glasfaser tiefer in das Netz einbringen und gleichzeitig kurze Kupferkabelstrecken beibehalten. Die große Nähe hat einen weiteren Vorteil: Diensteanbieter können sich damit die Rückspeise-Funktion von G.fast-Netzknoten zunutze machen. Diese Funktionalität erlaubt es den Einheiten, sich mit Strom von den Kundenendgeräten zu versorgen, und zwar über die gleiche Telefonleitung die das G.fast-Signal transportiert. Diensteanbieter vermeiden es so, sich mit Versorgungsunternehmen abzustimmen und Straßen aufzureißen, um Stromkabel zu verlegen.

Höhere Übertragungsgeschwindigkeiten in Einfamilienhäusern und Mietshäusern verbessern auch die technischen Bedingungen für gemanagte Fernsehangebote über IP wie etwa Video-On-Demand. G.fast ergänzt und beschleunigt so den FTTH-Ausbau, da die Technologie mehrere parallele Video-Streams und Aufzeichnungen unterstützt.

Herausforderungen

Die Einführung von G.fast bringt indes auch neue Herausforderungen. So ist etwa sicherzustellen, dass G.fast-Installationen mit analogem UKW-Radio, Digitalradio und VDSL2-Diensten koexistieren. G.fast erleichert diese Koexistenz durch eine sehr variabel konfigurierbare Einstellmaske für die spektrale Leistungsdichte (power spectral density (PSD)). Diensteanbieter können die PSD-Blende nutzen, um Frequenzen auszuschließen, die potenziell jeden der benachbarten Dienste beeinträchtigen könnten. Für VDSL2 können Provider eine Startfrequenz konfigurieren, mit der sie die zwei Technologien spektral trennen und so ein Übersprechen verhindern können.

G.fast in den Startblöcken

Die ersten G.fast-Chipsätze sind nunmehr einsatzbereit und die Telekom Austria hat einen groß angelegten Feldversuch in Österreich gestartet. Die ersten kommerziellen G.fast-Produkte dürften spätestens Anfang 2016 auf den Markt kommen. Welche Empfehlungen leiten sich daraus für Diensteanbieter ab? Sie sollten G.fast bei ihren Glasfaserausbau-Plänen auf dem Schirm haben. G.fast wird ihnen helfen, FTTH schneller auszurollen - und das, ohne dabei jedes einzelne Haus, ob Einfamilienhaus oder mehrgeschossiges Wohnhaus, neu verkabeln zu müssen.