Anbieterporträt Proalpha

Börsengang rechtzeitig gestoppt

06.10.2005
Von uk 
Fokussierung ist das Erfolgsgeheimnis der Proalpha AG: Die klare Ausrichtung auf einzelne Branchen bescherte dem ERP-Hersteller zehn Jahre Wachstum und Profitabilität.

WENN ES DARUM GEHT, die heutige Marktsituation seines Unternehmen zu beschreiben, holt Leo Ernst, der Kaufmännische Vorstand von Proalpha, gern ein wenig aus: „Als wir im Jahr 2000 an die Börse gehen wollten, hat man uns verglichen mit Bäurer, Brain, Infor und PSI. Heute existiert davon nur noch PSI als eigenständiges Unternehmen“, konstatiert er. Die Ernst-Brüder ließen sich bei der Entscheidung Zeit und sagten den Börsengang schließlich eineinhalb Tage vor der geplanten Emission ab - gegen den Rat des Emissionskonsortiums. Anders als von den Analysten vorhergesagt, sei man nicht nur seit 1995 konsequent gewachsen, sondern auch durchgängig profitabel.

Um dieses Wachstum fortsetzen zu können, stellt sich Proalpha immer stärker international auf. Derzeit ist man in Österreich, Schweiz, Frankreich, USA, Ungan, Polen, Spanien, Tschechien und Großbritannien vertreten. Dabei geht es zunächst vor allem darum, international agierende Firmen aus dem deutschsprachigen Raum auch im Ausland betreuen zu können. Dabei arbeitet Proalpha im Vertrieb teils direkt, teils mit Partnern. In Deutschland gibt es zwar Partner, Ernst akquiriert aber keine neuen, da man hier im Direktvertrieb stark ist: „Wir wissen aus Erfahrung, wie man die Geschäftsführer im Mittelstand anspricht.“

Dieses Direktvertriebs-Know-how bringt 80 Prozent des Umsatzes in Deutschland. Die Voraussetzung dafür liegt in der Spezialisierung auf die Branchen Handel und Industrie, meint Ernst. Mit dieser Fokussierung auf den Direktvertrieb in einzelnen Branchen, so Leo Ernst, gewinnt Proalpha dann immerhin in zwei Dritteln der Fälle gegen SAP. Damit das auch so bleibt, arbeitet man technologisch bereits am Aufbau einer Service-orientierten Architektur (SOA). Sie soll innerhalb von 18 Monaten realisiert werden. Beim Ausbau der Funktionalität wird künftig ein Schwerpunkt auf den Anforderungen der Automobilbranche liegen, denn nach dem Ausscheiden von Brain aus dem Markt sieht der Stratege Ernst hier ein Marktlücke.

Auf diese Lücke setzten Leo Ernst und sein Bruder Werner von Anfang an: „Wir wussten, worauf wir uns einlassen, als wir 1992 anfingen, ein ERP-System völlig neu zu entwickeln. Wir wussten, dass es nicht nur SAP gab, sondern rund 200 „PPS-Häuser“ in Deutschland.“
Dazwischen jedoch, zwischen SAP und den vielen kleinen Konkurrenten, sahen sie die Lücke, so Ernst: „Es gibt im gehobenen Mittelstand eine große Zahl von Unternehmen, die mehr brauchen als eine Insellösung für die Produktionsplanung und -steuerung. Gleichzeitig suchten diese Firmen aber in der Regel eine Lösung, die wesentlich weniger Komplexität aufweist als SAP R/3.“