Berliner IBM-Tochter bedient bundesweit die Klientel

02.12.1994

Die Firmengeschichte der Computer Service Partner GmbH (CSP) beginnt mit der Wende. Gegruendet als Joint-venture zwischen IBM und drei ehemaligen Robotron-Betrieben, wartete der Berliner Dienstleister nach der Aufloesung des ostdeutschen DV-Giganten die aus DDR-Zeiten verbliebenen ESER-Mainframes. Mit IBM im Ruecken hat sich das Marzahner Unternehmen nun zu einem gefragten Serviceanbieter entwickelt.

Fuer den Geschaeftsfuehrer der Berliner CSP, Juergen Nicolaus, ist es "ein Segen", eine Tochter der IBM zu sein. Die engen Beziehungen zum Mutterhaus haetten dem Unternehmen den Schritt in die Marktwirtschaft erleichtert.

Der in Brandenburg geborene und vor seinem CSP-Engagement bei IBM taetige Manager fand es nach der Wende "spannend und attraktiv, bei der deutschen Vereinigung mitzumachen". Schliesslich sei es ein grosser Unterschied, ob man als Fuehrungskraft der dritten Ebene fungiere oder als Geschaeftsfuehrer ein neues Unternehmen aufbaue.

1991 als ein Joint-venture zwischen IBM, dem Robotron-Vertrieb Berlin (spaeter Computer Vertriebs-Union GmbH), der Buerotechnik Karl-Marx-Stadt und dem Robotron-Vertrieb Erfurt entstanden, begann die CSP mit einem Kern von Ex-Robotronern im DV-Geschaeft mitzumischen. Doch allein mit den Diensten fuer die wenigen noch vorhandenen DDR-Rechner "waeren wir drei Jahre spaeter pleite gewesen", weiss der Geschaeftsfuehrer. Auf der Suche nach einem neuen Markt half IBM, die damals 49 Prozent der Kapitalanteile besass: Man uebergab den Berlinern die Betreuung aller in den neuen Laendern genutzten Banken- und Kassengeraete des Konzerns. Hinzu kamen der komplette Service fuer PCs und Drucker sowie die in den Kreditinstituten bundesweit installierte Technik.

Trotz der Zugehoerigkeit zum Big-Blue-Konzern, der Ende 1992 den anderen Gesellschaftern ihre Anteile abkaufte, sei einem nichts geschenkt worden, resuemiert Nicolaus: "Auch als 100prozentige IBM- Tochter mussten wir uns an den Ausschreibungen beteiligen und beweisen, dass wir es mit unserem Know-how schaffen koennen", und geschafft scheint man es zu haben: Das mit etwa 110 Beschaeftigten und einem Umsatz von zehn Millionen Mark gestartete Unternehmen - 1993 wurden 2,4 Millionen Mark investiert - wird laut der Geschaeftsfuehrung in diesem Jahr mit rund 500 Mitarbeitern einen Umsatz von 60 Millionen Mark verbuchen. Neben den Diensten fuer die Produkte des Mutterhauses bieten die Berliner, die vom Bezirk Marzahn aus agieren, auch Service fuer Produkte anderer Hersteller an wie HP, SNI, Mitsubishi und Panasonic, erklaert Reinhard Geissler, Leiter des technischen Kundendienstes und bis 1993 bei IBM fuer den Support in den alten Bundeslaendern zustaendig. Als Neuling im Unternehmen will er mit seinen Erfahrungen helfen, "ein perfekt funktionierendes Servicenetz" zu spannen.

Besonders stolz sind die CSPer auf ihren Einstieg in den Netzwerkbereich: "Gleich zu Beginn", so Nicolaus, "haben wir damit rund zwei Millionen Mark umgesetzt". Dabei konzentriert man sich vorwiegend auf die ersten drei Schichten des OSI-Modells - den Physical-, Datalink- und Network-Layer. Wert legen die Netzspezialisten bei Installationen vor allem auf die verwendeten Kabel und Steckverbinder - den sogenannten Layer Null. Er sei die "Basis fuer ein gut funktionierendes und ausfallsicheres Netz", sind sie ueberzeugt.

Da Qualitaet beweisbar sein muss, haben sich die Marzahner ihren Netzwerkservice nach ISO 9000 zertifizieren lassen. Auch fuer das gesamte Unternehmen wollen sie das Qualitaetssiegel noch in diesem Jahr erwerben.

Die Vision, den "besten Endbenutzerservice jederzeit an jedem Ort anbieten" zu koennen, haelt das Berliner Unternehmen staendig auf Trab, so dass "Wachstum gleichzeitig Freude und Last sein kann", konstatiert Nicolaus. Von den "schwachen Momenten" duerfe der Kunde jedoch nichts merken. Er verlange nur ein gutes Leistungsangebot. Kuenftig gehoeren dazu neue Services wie etwa die Entsorgung von alter DV-Technik. Derzeit kooperiere man mit den Genossenschaften der Behindertenwerkstaetten, um "unsere soziale Verantwortung zu erfuellen und auch koerper- und sehbehinderte Menschen aktiv mit einzubeziehen".