Einsatz von Mikrocomputern sorgt für neue Möglichkeiten:

Belegleser auch für kleine Firmen erschwinglich

20.01.1984

Keine allzu große Bedeutung in der Datenverarbeitung hat die direkte Beleglesung bis heute erlangt. Außer bei den Banken führte sie eher ein Schattendasein. Grund: Sowohl bei der Codierung als auch seitens der Lesetechnik war der Aufwand recht erheblich. Gerhard Karck, Geschäftsführer des Rechenzentrums der Ortskrankenkassen in Schleswig-Holstein,berichtet über einen neuen Trend, der den Einsatz der Beleglesung auch für kleinere Unternehmen interessant macht.

Mit der Einführung der DÜVO - Datenübertragungsverordnung mit der die An- und Abmeldungen der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung mittels Datenträger ermöglicht wurde, schien ein neuer Höhepunkt der Beleglesung gekommen. Große Unternehmen erhielten das Recht eingeräumt, ihre Meldungen mittels Magnetband oder anderer Datenträger vorzunehmen, die große Zahl der kleineren und mittleren Unternehmen war jedoch weiterhin auf die Papierlösung angewiesen. Die Rentenversicherungsträger setzten deshalb große Belegleser ein, um dieser Flut Herr zu werden, denn die pro Jahr bewegten Belege gehen deutlich über 100 Millionen.

Eingangsstelle für die An- und Abmeldungen sowie für die Jahresentgeltbescheinigungen sind die zuständigen Träger der Krankenversicherungen. Sie erhielten als erste Empfänger die Papierflut und setzten diese um in maschinell lesbare Datenträger. Dadurch kamen die Rentenversicherungsträger in den Genuß überwiegend sofort weiterverarbeitungsfähiger Datensätze. Damit aber zeichnete sich das Ende der großen Belegleser ab.

Durch die Mikrocomputer scheint die Belegelesung vor einem neuen Aufschwung zu stehen. Siemens präsentierte auf der Systems sein Schriftenlese-System SLS 9691 für die automatische Datenerfassung im Zahlungsverkehr. Zwei Kernstücke zeichnen das System aus, der eigentliche Schriftenleser und der Steuerrechner mit seiner Peripherie. Wichtig zur Wiedergeburt der Beleglesung scheint zu sein, daß das System mehr als 80 unterschiedliche Schriften sowie Handblockschriften mit immerhin 900 Belegen DIN A6 je Stunde verkraften kann.

Gelesen werden diese unterschiedlichen Schriften, die auch bei schwächerer Zeichendarstellung gut verarbeitet werden, mit einem neuen Verfahren, der Winkelschnittanalyse. Grundlage ist die Abtastung der

Zeichen unter verschiedenen Winkeln, die in einer rechnerischen Verdichtung zur eigentlichen Erkennung führt. Der Kaufpreis, der mit rund 400 000 Mark angegeben wird, liegt damit deutlich unter herkömmlichen Beleglesern, die mehr an monatlicher Miete kosteten.

Noch Erstaunlicheres gelang den Leuten von AEG-Telefunken. POLYFORM ist der Name eines Gerätes, das die AEG-Telefunken ebenfalls auf der Systems zeigte. Hier handelt es sich um einen opto-elektronischen Universalleser in kompakter Bauweise. Das Tischgerät kann 155 Maschinenschriften und ebenfalls Handblockschrift verarbeiten. Dazu gehören auch Schriften von Schnell- und Nadeldruckern. Die Belege können von DIN A6 bis DIN A4 groß sein - mit Zwischengrößen und einer Papierstärke von 0,08 bis 0,2 Millimeter. Für die möglichen Plausibilitätsprüfungen ist das Gerät frei programmierbar, denn neben der Möglichkeit der Schriftenerkennung, ist Mittelpunkt dieses Erfassungsplatzes mit Formularleser ein Telekomp T5600 mit drei Mikroprozessoren und 64 KB Speicher.

Der Preis des Systems liegt bei rund 100 000 Mark, was das System auch für kleinere Unternehmen interessant macht.

Zugleich weist der Hersteller auf die Möglichkeiten zum Direktverkehr mit einem Host hin, denn es werden Kopplungsprogramme zum Anschluß an Rechnersysteme von IBM (3270 BSC) und Siemens (MVS 1,2, LSV und TTY) angeboten. Die Formulardarstellung erfolgt durch interaktive Gestaltung der Formularmaske am Bildschirm.

Wenn nahezu alle maschinell erzeugten Schriften mit großer Toleranz gelesen werden, dazu Handblockschrift, dann würde die Wiedergeburt der maschinellen Beleglesung eingeläutet - und dies durch den Einsatz von Mikrocomputern zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen. Auch die Japaner haben das erkannt. Sie kommen mit neuen Multifont-Lesern in kompakter Bauweise in den Markt, wie beispielsweise dem TO-5000 von Totec, die jedoch noch nicht den Leistungsstandard der deutschen Systeme erreicht haben.