Outsourcing im Mittelstand

Beiersdorf-Spinn-off lagert an Freudenberg IT aus

26.06.2009
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
Der IT-Dienstleister Freudenberg IT übernimmt unter anderem das SAP-Hosting, die Netzinfrastruktur sowie sämtliche Client-Services für den Medizinspezialisten.

Die Beiersdorf-Ausgründung BSN Medical, ein weltweiter Anbieter von medizinischen Produkten, hat einen Servicevertrag mit Freudenberg IT (FIT) unterzeichnet. Der Weinheimer IT-Dienstleister übernimmt das SAP-Hosting, den Betrieb der non-SAP-Systeme, die Netzwerkinfrastruktur (WAN und LAN), das Messaging sowie sämtliche Client-Services an 22 BSN-Standorten in elf Ländern. Je nach Standort werden die Dienste aus den Rechenzentren von FIT in Durham, USA, und Weinheim erbracht. Der Vertrag hat ein Volumen von rund 34 Millionen Dollar und eine Laufzeit von fünf Jahren.

BSN Medical verspricht sich von der Standardisierung und weltweit einheitlichen Prozessen mehr Flexibilität und Kostentransparenz. Laut Peter Stephany, Vice President IT bei BSN Medical, fiel die Wahl auf Freudenberg IT, da das Unternehmen "unsere Bedürfnisse als internationales Mittelstandsunternehmen versteht." Neben Qualität und Effizienz in der Projektumsetzung hat die persönliche Vor-Ort-Betreuung bei FIT einen besonders hohen Stellenwert, betont Michael Fichtner, CEO von FIT.

Der Vertrag ist laut Fichtner ein Beispiel dafür, dass Auslagern jetzt auch bei kleineren Unternehmen en vogue ist. Grund hierfür sei die Wirtschaftskrise: "Noch vor einem Jahr war das Thema im deutschen Mittelstand mehr oder weniger tabu. Mittlerweile sehen die Firmen im Outsourcing ein effektives Mittel zur Kostensenkung." Dabei gehe der Impuls, Bereiche auszulagern, häufig vom CFO aus, der zu Einsparungen gezwungen ist. Das Geschäft von FIT gliedert sich in die Bereiche Outsourcing, SAP-Beratung und Manufacturing Executions, also die Ausstattung von Produktionsmaschinen mit SAP-Systemen. Noch im letzten Jahr entfielen auf diese drei Bereiche etwa jeweils ein Drittel des Gesamtumsatzes. Angesichts der zunehmenden Nachfrage nach Auslagerungen wird sich der Outsourcing-Anteil im laufenden Jahr aber "deutlich erhöhen", ist Fichtner überzeugt.

Dabei boomt vor allem das Geschäft mit SAP-Hosting, beobachtet der Firmenchef. "Dieser Bereich ist so komplex geworden, dass die internen Ressourcen der Anwender häufig nicht ausreichen. Daher beauftragen sie Freiberufler, die aber relativ teuer sind. Mit Hilfe von Hosting-Modellen lässt sich da viel einsparen." Auch Application-Management-Services lägen im Mittelstand im Trend: "Vor allem durch den Trend zur Konsolidierung wird es immer wichtiger, die zur Hardware gehörigen Anwendungen ebenfalls zu optimieren", begründet Fichtner.

Die Nachfrage des Mittelstands ist laut Fichtner zweigeteilt: "Die kleineren, lokalen Mittelständler, die eine Schicht fahren, wollen vor allem eine Remote-Betreuung - etwa um Auslastungsspitzen abzudecken. Das ist also eine Art Support on Demand, bei dem die Anwender von den Erfahrungen unserer Spezialisten profitieren und ihre Kosten senken können. Den Betrieb der Systeme übernehmen sie selbst." Die zweite Kundengruppe von FIT sind größere Mittelständler, die im Ausland - etwa Osteuropa - produzieren und mehrere Schichten fahren. "Dadurch ist es für sie zu teuer, die Systeme selbst zu betreiben", erläutert der CEO.

Rund 70 Prozent der Einnahmen erzielt FIT außerhalb des Freudenberg-Konzerns - mit Unternehmen mit bis zu 10.000 Usern. Damit steht der IT-Dienstleister in direkter Konkurrenz zu Branchenriesen wie IBM und T-Systems, stößt dabei aber oft an seine Grenzen. "Wir können gut skalieren, aber ab einer gewissen Größe passt es einfach nicht mehr", räumt Fichtner ein. Das Hauptproblem sei jedoch die "fehlende Awareness" seines Unternehmens. Wettbewerbsnachteile entstehen auch dadurch, dass FIT keine Services in Niedriglohnländern erbringt, sondern auf Qualität "made in Germany" setzt: "Offshoring passt nicht zu unserer Firmenstrategie", so Fichtner. "Für uns ist es natürlich von Nachteil, wenn ein Kunde externe Services ausschließlich in Anspruch nimmt, um seine Kosten zu senken. Das sagen wir dann aber ganz offen - auch wenn wir damit riskieren, dass der Deal nicht zustande kommt."