Streit um Application-Server-Konzepte

Bea liefert IBM Schlammschlacht

06.12.2002
MÜNCHEN (IDG/CW) - Ein Marketing-Gefecht der besonderen Art liefern sich derzeit die Application-Server-Anbieter Bea Systems und IBM. Vor allem Bea legt es darauf an, IBMs Middleware in schlechtem Licht dastehen zu lassen und die Kunden des Konkurrenten zu verunsichern.

Eigentlich wollte IBM nur nachweisen, wie vorteilhaft es für kleinere Software- und Systemhäuser sei, Business-Partner von Big Blue zu werden. Dazu gab das Unternehmen bei Reality Research & Consulting die Studie "IBM Business Partner Profitability" in Auftrag, deren Ergebnisse dann genauso ausfielen wie vorgesehen. Offenbar hatten die IBM-Marketiers aber nicht mit der kreativen Auslegung der Daten durch Wettbewerber Bea gerechnet, der das Zahlenwerk geschickt für seine Zwecke nutzte.

In dem Bericht heißt es etwa, an jedem Dollar, den IBM mit Middleware einnehme, verdienten die Business-Partner 11,60 Dollar aufgrund ergänzender Serviceleistungen. Schön für die Partner, schlecht für die Kunden, kontert das Bea-Management. Der Einsatz der IBM-Produkte ziehe für die Klientel offenkundig unkalkulierbare Kosten nach sich. IBM lässt in der Studie weiter vorrechnen, jeder Dollar, der für Middleware-Produkte wie Websphere, MQ Series, DB2 oder Tivoli-Software ausgegeben werde, habe Kosten von 21 Dollar zur Folge, die seitens der Anwender für zusätzliche Hardware, Software und IT-Services aufgewendet würden - ebenfalls ein gefundenes Fressen für den Wettbewerber. In einer offiziellen Stellungnahme von Bea zu dem IBM-Report hieß es, Big Blues Ansatz stehe im krassen Kontrast zu dem, um was es der Softwareindustrie eigentlich gehe. Im Idealfall soll demnach das Softwaredesign eine Reduzierung der operativen Kosten beim Kunden bewirken und nicht die Beratungseinheiten der Anbieter und ihre Partner mästen. Bei dieser Gelegenheit verwies der IBM-Konkurrent auch gleich auf den kostentreibenden Zeitaufwand bei der Implementierung der komplexen Integrationsprodukte der Armonker. Im Gegensatz dazu biete Bea mit "Weblogic" eine vereinheitlichte, einfache Softwareplattform.

Bei IBM sieht man das naturgemäß anders. Die hauseigenen Produkte böten in Sachen Einsatz und Management den besseren Komfort, da man es hierbei - anders als bei Beas Weblogic-Server - mit Bestandteilen einer integrierten Lösung zu tun habe, erklärte Mark Hanney, Vice President ISV Alliances bei IBM. "Wir hängen zu 100 Prozent von Partnern ab, die Applikationen liefern", fügte der IBM-Manager hinzu. Schließlich handele es sich beim heutigen Softwaregeschäft weniger um den Verkauf einzelner Anwendungen als um das Angebot von Komplettlösungen.

Als sei die Attacke gegen den übermächtigen Rivalen nicht genug, legte Bea vergangene Woche noch einmal nach. In einem Gespräch mit dem britischen Informationsdienst "Computerwire" sagte der für Produkt-Marketing zuständige Manager Marko Saarinen, IBMs "Websphere 5.0" weise schwerwiegende technische Defizite auf. So berge der Einsatz des für Konfiguration, Verwaltung und andere Aufgaben konzipierten Administration Servers ein unkalkulierbares Risiko. IBM habe hier einen so genannten Single Point of Failure geschaffen: Falle dieser Server aus, sei mit dem gesamten Application Server kein Arbeiten mehr möglich.

Auf seiner Website pflegt Bea in der Rubrik "Was Kunden wirklich wissen müssen" weiter seine Aggressionen. IBM-Anwendern wird empfohlen, ihren Lieferanten gründlich nach den Integrationseigenschaften von Websphere sowie nach der Zuverlässigkeit zu befragen. Sei die Datenbankverbindung zum Application Server unterbrochen, müsse das ganze System neu hochgefahren werden. Bea kritisiert ferner die komplexe Entwicklungsumgebung und die angeblich eingeschränkte Cluster-Fähigkeit. (hv/kf)

Weblogic Workshop 2.0

Bea Systems wird Release 2.0 der Entwicklungsumgebung "Weblogic Workshop" voraussichtlich Mitte nächsten Jahres herausbringen. Das berichtet der Informationsdienst "Computerwire" mit Bezug auf unternehmensinterne Quellen. Betatester erhalten demnach auf der Anfang März 2003 stattfindenden Bea-Konferenz "eWorld" eine Vorabversion der grafischen Programmierumgebung.