Münchner Elektroriese steigt aus PCM-Markt aus

BASF übernimmt bei Comparex die Mehrheit

25.03.1988

HANNOVER (IDG) - Der Ausstieg der Siemens AG aus dem Markt der IBM-kompatiblen Großrechner (PCM) geht weiter. Jetzt verkaufte der Münchner Konzern 16,5 Prozent seiner bisherigen 50-Prozent-Beteiligung an der Comparex Informationssysteme GmbH in Mannheim an den Partner BASF. Damit sinkt der Siemens-Anteil auf gut ein Drittel des Kapitals.

"Ein Unternehmen von BASF und Siemens" - so steht es im Firmensignet der Ende 1986 gegründeten Comparex GmbH. Die Reihenfolge - Hitachi-Importeur BASF an erster, Fujitsu-Partner Siemens an zweiter Stelle - deuteten Insider schon früh als Indiz dafür, daß der Elektroriese in der Gemeinschaftsfirma nicht die erste Geige spielen wollte. Vom Beginn eines "geordneten Rückzugs" war die Rede, zumal alle für das Marketing wichtigen Managementpositionen mit BASF-Leuten besetzt wurden, während Siemens "nur" das Controlling übernahm. Auch bei den Produkten zeigte sich bald, daß Comparex auf der BASF-Schiene fuhr: Bei den Zentraleinheiten blieb nur Hitachi im Angebot.

Wie richtig die Einschätzung war, daß Siemens sich nicht langfristig Konkurrenz im eigenen Haus machen würde, bewies nun Comparex-Geschäftsführer Rolf Brillinger ehemals Manager bei BASF Datentechnik. Die Entscheidung der Siemens AG, die Beteiligung zurückzuschrauben, sei unumgänglich geworden, weil die Rivalität zwischen den Münchnern und den Mannheimern stetig gewachsen sei. Besonders bei Hochgeschwindigkeitsdruckern sei man sich in die Quere gekommen, sagte Brillinger gegenüber dem IDG-Nachrichtendienst.

In Hannover gab Comparex außerdem die Geschäftsergebnisse für 1987 bekannt. Das Ziel, über eine Milliarde Mark umzusetzen, wurde nicht erreicht - es blieb bei 954 Millionen Mark. Allerdings weist das Unternehmen einen Reingewinn von 40 Millionen Mark aus, entsprechend einer Umsatzrendite von über vier Prozent. Die Hälfte der Einnahmen stammt aus dem Peripheriegeschäft, wobei Speichereinheiten die Hauptrolle spielen. Die andere Hälfte verteilt sich etwa pari auf Mainframes und Dienstleistungen.

Für das laufende Jahr gibt sich Comparex-Chef Brillinger gedämpft optimistisch: Zehn Prozent Wachstum sollten es sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn schon werden. Allerdings beginne sich der Wettbewerbsdruck seitens der IBM wieder zu verstärken. Die Zeiten für die PCM-Branche - so auch die Einschätzung der Marktforscher von IDC Europa - werden härter.

Um weiter zu wachsen, sucht die Comparex einen Zugang zum amerikanischen Markt; das Unternehmen will aber keinen Alleingang wagen. Den geeigneten "großen US-Partner" hat Brillinger noch nicht gefunden. Gleichwohl kam in Hannover das Gerücht auf, Comparex suche eine Liaison mit dem amerikanischen Hitachi-Vertreiber National Advanced Systems, der auch in Europa aktiv ist.