Fragen beim Vorstellungsgespräch

Auf diese Fragen sollten Bewerber gefasst sein

06.02.2021
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Einen seiner ersten Artikel schrieb René Schmöl, Jahrgang 1982, mit 16 Jahren für die Tageszeitung Freies Wort. Es war ein Interview mit Hape Kerkeling. Dieser Erfolg motivierte ihn, weiterzumachen. Nach sieben Jahren im Lokaljournalismus und einer Ausbildung zum Verlagskaufmann folgte ein Volontariat bei der Verlagsgruppe Handelsblatt. Seit 2007 ist René Schmöl in unterschiedlichen Positionen für Foundry tätig. Momentan als Chef vom Dienst online für cio.de.
Im Vorstellungsgesprächen geht es oft weniger um das technische Wissen als um die Persönlichkeit des Kandidaten. Manche Fragen beim Vorstellungsgespräch sind geläufig, andere weniger.
"Wie viele Kühe gibt es in Kanada?" Auch mit ungewöhnlichen Fragen müssen Bewerber im Vorstellungsgespräch rechnen.
"Wie viele Kühe gibt es in Kanada?" Auch mit ungewöhnlichen Fragen müssen Bewerber im Vorstellungsgespräch rechnen.
Foto: Jacob Lund - shutterstock.com

Jeder Personalchef oder Abteilungsleiter stellt den Bewerbern in der Regel die gleichen Fragen beim Vorstellungsbespräch. Darunter befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine Lieblingsfrage. Unsere amerikanische Schwesterpublikation Computerworld hat IT-Experten zu ihren Lieblingsfragen im Bewerbungsgespräch befragt.

1.) Erzählen Sie mir von einem Vorgang, den Sie für andere dokumentiert haben

Diese Aufforderung nutzt Joe Schmitt von der U.S. Bank gern in Vorstellungsgesprächen, um mehr über einen Kandidaten zu erfahren. Die Antwort verrät dem Network Support Manager, wie wichtig dem Bewerber Teamwork ist und ob er sein Wissen anderen zugänglich macht. Generell möchte Schmitt in diesen Gesprächen herausfinden, ob Kandidaten den richtigen Mix an Neugierde, Leidenschaft und Einsatz mitbringen. Das lässt sich seiner Meinung nach mit Fragen wie der nach der Dokumentation viel besser herausfinden als mit Fragen zu den technischen Fähigkeiten.

2.) Erzählen Sie mir von einem Projekt

Stellt Thad Neal von der ERP-Beratung Junction Solutions einem Kandidaten diese Frage, geht es ihm nicht vorrangig um das Projekt. Neal bohrt mit Detailfragen nach und möchte genau wissen, wie sich der Bewerber im besagten Projekt an welcher Stelle verhalten hat. Den Kandidaten kann er dann gut einschätzen, wenn er detailliert auf seine Fragen antwortet und dabei auch auf persönliche Herausforderungen, komplexe Aufgaben und Einschränkungen eingeht.

Neal möchte damit herausfinden, ob Kandidaten wissen, an welchem Punkt sie die Hilfe anderer benötigen und ob sie so wenig selbstbezogen sind, dass sie diese Hilfe dann auch in Anspruch nehmen. Er rechnet es einem Bewerber zum Beispiel hoch an, wenn dieser im Gespräch sagt, dass er die Antwort nicht kennt, aber weiß, wo sie sich recherchieren lässt.

3.) Was könnten Sie mir über Details zur Programmierung von … sagen?

IT-Experte Joseph Morgan von Netsmart wird regelmäßig wegen seiner mehr als 25 Jahre Berufserfahrung gebeten, bei Bewerbungsgesprächen dabei zu sein. Anders als viele fragt er durchaus nach IT-Themen. Manchmal verpackt er in diesen Fragen Fallen, bei denen er gezielt nach etwas fragt, was technisch überhaupt nicht möglich ist. Damit möchte er herausfinden, ob Kandidaten zugeben, dass sie etwas nicht wissen, oder ob sie anfangen zu bluffen.

Generell findet er, dass man als Fragensteller nicht zu sehr auf eine einzige Antwort eingeschossen sein sollte, die man vom Kandidaten erwartet. So hat er einmal etwas zu einer Programmierung gefragt und mit einer kurzen, prägnanten Antwort gerechnet. Der Kandidat hat ausschweifend zur Architektur geantwortet. Das hatte Morgan überhaupt nicht erwartet, doch es war eine sehr gute Antwort, die viel über die Kompetenzen des Kandidaten verraten hat.

4.) Wie würden Sie das Thema einem Nicht-IT-Experten erläutern?

Diese Frage zählt für Aundrea Marchionna, die als Technical Architect bei der Agentur MRM Worldwide arbeitet, zu einem ihrer Favoriten. Sie versucht einen nicht in eine Falle zu locken, sondern ist klar verständlich und vorhersehbar.

Am angenehmsten hat die IT-Expertin ein Bewerbungsgespräch bislang empfunden, wenn bereits im Gespräch klar wurde, dass bei diesem Arbeitgeber das Verhältnis zwischen der IT und dem Business stimmt. Ihre bisher schlimmste Erfahrung hat sie bei einem Gespräch gemacht, in dem der Personaler ihr von Aufgaben und einer Unternehmenskultur berichtet hat, die sie so später überhaupt nicht vorgefunden hat. Das Unternehmen hat sie damals schnell wieder verlassen.

5.) Sie können ein Projekt rechtzeitig und unvollständig oder vollständig und verspätet abschließen. Wofür entscheiden Sie sich?

Die Frage ist die Lieblingsfrage eines Lesers, wie er in seinem Kommentar zum Artikel schreibt. Er stellt sie regelmäßig in Vorstellungsgesprächen und wundert sich, wie unterschiedlich die Antworten auf seine Frage ausfallen. Sehr viele, auch darüber wundert er sich, entscheiden sich schnell und ohne langes Nachdenken. Nur selten erhält er die Antwort, die ihn wirklich zufrieden stellt: Die wäre, dass der Kandidat sich mit dem Projektleiter und dem Team zusammensetzt und sie gemeinsam nach der besten Lösung suchen.

Ungewöhnliche Fragen stellen

Doch auch das Stellen ungewöhnlicher Fragen im Bewerbungsgespräch erfreut sich bei vielen Unternehmen großer Beliebtheit. Personaler fragen dann zum Beispiel
"Wie viele Kühe gibt es in Kanada?" (Google)
"Auf welche fünf Arten kann man ein Loch in Blech bohren?" (Apple)
"Welche Songs beschreiben Ihre Arbeitsmoral?" (Dell)
"Wie würden Menschen in einer perfekten Welt kommunizieren?" (Novell)

Ob solche Fragen tatsächlich Aufschluss darüber geben, wie geeignet jemand für eine Stelle ist, ist umstritten. Bei Google sind so genannte Brainteaser in Vorstellungsgesprächen mittlerweile verboten. Stellen Unternehmen diese Aufgaben nach wie vor, ist fraglich, was ihnen die Antwort über die Eignung des Kandidaten verrät.

Gerade bei IT-Positionen vertreten viele Personalexperten die Meinung, dass technische Fähigkeiten im Bewerbungsgespräch keinen Schwerpunkt bilden sollten. In der Regel sollte sich das Unternehmen vor der Gesprächseinladung davon überzeugt haben. Im Gespräch wolle man mehr über die Einstellung und die Sozialkompetenz des Kandidaten wissen und herausfinden, ob derjenige zur Unternehmenskultur passt.