Zu viele installierte Anwendungen

Applikationen werden zur Last

25.03.2011

Mehr als 10.000 Anwendungen im Einsatz

Ist die Zahl der installierten Applikation angemessen? Vor allem große Unternehmen unterhalten zu viele Anwendungen.
Ist die Zahl der installierten Applikation angemessen? Vor allem große Unternehmen unterhalten zu viele Anwendungen.
Foto: Capgemini/HP

Das Problem ausufernde Applikationsinstallationen betrifft vor allem die großen Firmen. Weit über 60 Prozent der befragten Konzern-CIOs gab zu Protokoll, bei ihnen gebe es "mehr" beziehungsweise "weit mehr" Softwarelösungen als erforderlich. Je kleiner die Firmen werden, desto mehr verliert sich dieser Überfluss. Knapp drei Viertel der kleinen Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern hält beispielsweise der Zahl der Anwendungen für angemessen, 23 Prozent sehen sogar einen Mangel an Softwareinstallationen. Die meisten Firmen (84 Prozent) nutzen 50 Applikationen oder weniger, wogegen in Großunternehmen durchaus mehr als 10 000 Anwendungen lizenziert sind. Ihre Stilllegung scheitert in der Regel an den damit verbundenen hohen Kosten.

Was hindert Sie daran, die Applikationen abzuschalten? Die IT-Manager scheuen vor allem die damit verbundenen Kosten.
Was hindert Sie daran, die Applikationen abzuschalten? Die IT-Manager scheuen vor allem die damit verbundenen Kosten.
Foto: Capgemini/HP

Zur besonderen Last werden die vielen Individualentwicklungen der Vergangenheit. Ein nicht namentlich genannter CIO veranschaulichte das Problem in dem Report folgendermaßen. "In den 80iger Jahren haben wir einige wenige sehr fortschrittliche Applikationen entwickelt. Unglücklicherweise wurden sie nicht auf Schnelligkeit und Leistung ausgelegt, allerdings war ihre Betrieb auch nicht teuer. Die Applikationen glichen einem schusssicheren Doppeldeckerbus. Wir haben den günstigen Migrationszeitpunkt verpasst, so dass wir nun einen schusssicheren Doppeldeckerbus für höchstens sechs Passagiere unterhalten müssen. Heute kostet der Betrieb ein Vermögen und wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir schwere Stahlplatten abrüsten."

Wenngleich es bestimmt einige Altanwendungen gibt, die geschäftskritisch und kaum zu ersetzen sind, halten Unternehmen auch deshalb an überholten Installationen fest, weil sie fürchten, den Zugang zu den Daten zu verlieren. Im Lauf der Zeit erzeugt jede Applikationsnutzung einen großen Datenberg, der zum Teil aufgrund gesetzlicher Bestimmungen archiviert werden muss. Zwar haben die meisten Firmen klare Vorgaben für die Datenhaltung, doch weniger als 50 Prozent der Befragten wollten sich für deren Einhaltung verbürgen. Überall dort, wo nicht sauber archiviert wird, halten Unternehmen aus Compliance-Gründe an den alten Applikationen fest.

Das Mittel der Wahl, um dieser vertrackten Sitaution zu entfliehen, ist Standardisierung (siehe Grafik). Zudem wollen viele Unternehmen die betroffenen Applikationen konsoldieren, migrieren, zum Teil auch ablösen. "IT-System effizienter zu gestalten, ist keine einfache Aufgabe", warnen die Autoren des Reports. Es verlange ein sorgfältiges Assessment, genaue Plannung und schrittweise Implementierung. (jha)

Komplexitätsfallen

Laut "Application Landscape Report" gibt es vier Ursachen für die ausufernde Komplexität in der Applikationslandschaft:

1. Mergers und Akquisitionen: Durch Zusammenschlüsse und Übernahmen von Unternehmen entstehen redundante Installationen mit doppelter Funktionalität.

2. Kundenspezifische Altapplikationen sind technisch überholt. Ihre Transformation in eine zeitgemäße IT ist zu komplex und teuer. Der Aufwand für Wartung und Betreuung steigt kontinuierlich.

3. Unternehmen halten an Applikationen fest, auch wenn sie ihren geschäftliche Nutzen verloren haben und für aktuelle Geschäftsprozesse belanglos sind.

4. Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen zur Vorhaltung und Archivierung von Daten scheuen viele Unternehmen, Altapplikationen abzuschalten. Sie fürchten die Zugangsmöglichkeiten zu den Informationen zu verlieren.