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AOL Time Warner: AOL-Gründer Case hält die Stellung

20.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Steven Case, AOL-Gründer und Chairman bei AOL Time Warner wird vorerst seinen Sitz im Verwaltungsrat des weltgrößten Medienkonzerns behalten. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers stand Cases Abwahl beim Aufsichtsratstreffen am gestrigen Donnerstag gar nicht auf der Tagesordnung. Entgegen den Spekulationen habe der Topmanager einen starken Rückhalt im Board, hieß es.

In den vergangenen Wochen mehrten sich die Gerüchte über einen drohenden Rauswurf. Dabei wurde spekuliert, einige Mitglieder des Verwaltungsrats planten, bereits auf der Sitzung am Donnerstag den Rücktritt des AOL-Gründers zu fordern (Computerwoche online berichtete).

Case wird von vielen als der Hauptverantwortliche der glücklosen Fusion zwischen AOL und Time Warner gesehen. Seit Abschluss des 106 Milliarden Dollar schweren Deals im Januar vergangenen Jahres ist der Kurs der Aktie um gut 70 Prozent gefallen. Investoren, darunter auch Vize-Chairman Ted Turner, haben durch den Kurseinbruch Milliardenverluste verbucht. Grund für den Sturzflug der Aktie war, dass der Zusammenschluss die optimistischen Versprechungen nicht einhalten konnte, gleichzeitig stagnierte das Wachstum der Internet-Sparte America Online. Untersuchungen der US-Börsenaufsicht wegen künstlich aufgeblähter Werbeeinnahmen bei AOL vor der Fusion taten ein Übriges, um die Aktionäre zu verärgern.

Nachdem bereits CEO Gerald Levin und Robert Pittman, COO und Interims-Chef von AOL das Unternehmen verlassen hatten, fragten sich viele Anleger, wann Case als letzter der maßgeblich Beteiligten im Konzern das Schicksal der beiden teilen wird. Die verärgerten Aktionäre haben erst im Frühjahr nächsten Jahres auf der Hauptversammlung die Gelegenheit, über die Ablösung des AOL-Gründers im Verwaltungsrat abzustimmen. (mb)