Zunehmende Akzeptanz von SAN und NAS

Anwender fordern Speichervirtualisierung

28.03.2003
MÜNCHEN (kk) - Europäische Unternehmen nutzen bereits moderne Speicherarchitekturen wie SAN und NAS, warten aber auf einheitliche Standards für eine Interoperabilität der Lösungen. Außer iSCSI war auf der CeBIT Virtualisierung ein Thema.

Auf dem Roundtable der europäischen Sektion der Storage Networking Industry Association (Snia-E) wurden in Hannover die Ergebnisse einer von der Herstellervereinigung betriebenen Studie bekannt gegeben. 86 Prozent der befragten 100 Anwenderunternehmen verzeichnete im abgelaufenen Jahr einen Datenzuwachs von mehr als 50 Prozent. Dafür waren insbesondere Datenbanken (73 Prozent) und E-Mails (63 Prozent) verantwortlich. Für die nächsten zwölf Monate werden sich die Speicheradministratoren hauptsächlich mit Backup, Konsolidierung und Desaster Recovery beschäftigen. Gerade auf letzterem Gebiet herrscht Nachholbedarf: Testen und überarbeiten mehr als 40 Prozent ihre Backup- und Restore-Prozesse alle sechs Monate, so trifft das nur in 20 Prozent aller Fälle auf das Desaster Recovery zu - und knapp ein Viertel der Befragten kannte diesen Begriff gar nicht. Es verwundert deshalb nicht, dass 45 der 100 Unternehmen offen dafür sind, diese Aufgabe einem externen Dienstleister zu übertragen.

In puncto der verwendeten Speicherarchitektur zeigten sich die europäischen Firmen aufgeschlossener. Zwar verfügen immer noch zwei Drittel über Speichersysteme, die ihre Daten direkt von einem Server erhalten (Direct Attached Storage = DAS), aber mehr als die Hälfte setzt schon ein Speichernetz (Storage Area Network = SAN) und ein Viertel einen in das LAN eingeklinkten zentralen Speicher (Network Attached Storage = NAS) ein. Oft findet sich in den Unternehmen ein Mix aus den verschiedenen Verfahren, weshalb 42 Prozent der Befragten in diesem Jahr eine Konsolidierung in Richtung SAN und NAS vornehmen wollen.

Der Fibre Channel ist mit Abstand die am häufigsten eingesetzte Topologie. 62 der hundert Firmen nutzen ihn - mehr als SANs installiert sind. Die Nachfrage nach iSCSI wird stark steigen, soll aber meistens zusätzlich zum Fibre Channel, etwa zur Anbindung von Außenstellen, genutzt werden. Bei iSCSI wird das parallele SCSI-Protokoll auf TCP/IP aufgesetzt. Auch die Virtualisierung von Speicherressourcen rückt in den Fokus der Anwender. 29 Prozent wollen sich noch im ersten Halbjahr nach einer Lösung umsehen, 42 Prozent denken darüber nach. Bis jetzt gibt es viele verschiedene Lösungsansätze, wie den Servern zentrale Speicherpools zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung gestellt werden.

Derzeit bemüht sich die Snia, die Interoperabilität und das Management von vernetzten Speichern voranzutreiben. Nachdem im Herbst 2002 die Storage Management Initiative Specification (SMI-S) verabschiedet wurde, läuft nun die zweite Phase an, in der peinlich genau implementiert und getestet wird. Dazu hat sich das Storage Management Forum (SM-F) etabliert, das ein umfangreiches Testverfahren entwickelte.

Das Komitee hofft, dass bis 2004 rund 60 Prozent und bis 2005 alle relevanten Speicherprodukte den SMI-Spezifikationen genügen werden und sich dann eine einheitliche Schnittstelle für die Verwaltung etabliert hat.

Die Standardisierung dauert

Charles Inches, als Vertreter der Endanwender im Board der Snia-E, äußerte sich jedoch kritisch zum aufgestellten Zeitplan. Seiner Meinung nach dauert die Standardisierung viel zu lange, die Unternehmen bräuchten eine schnellere Lösung ihrer Probleme. Inches ist nicht der einzige, der dem langsamen Vereinheitlichungsprozess skeptisch gegenübersteht.

Gerade bei der Virtualisierung der Speicherressourcen tut sich die Industrie - von einigen Ausnahmen wie Datacore, Falconstor oder Storagetek abgesehen - nach wie vor schwer. Joel Schwartz, als Senior Vice President bei EMC verantwortlich für das Geschäft mit den "Clariion"-Speichern, beantwortete die Frage, wann seine Company mit entsprechenden Produkten auf den Markt kommt, so: "Virtualisierung ist sehr, sehr schwer." Da auch Hitachi Data Systems (HDS) und IBM auf diesem Gebiet seit langem entwickeln und Hewlett-Packard erst kürzlich ein Produkt vorstellte, drängt sich manchem Anwender der Verdacht auf, dass die großen Hersteller nicht wirklich an einem Virtualisierungskonzept interessiert sind. Es steht für sie nämlich zu befürchten, dass ihre teure und oft proprietäre Speicherhardware nicht mehr benötigt und durch billigere Arrays von der Stange ersetzt werden könnte.

IBM befindet sich nach eigenen Angaben mit seinem Virtualisierungsprodukt "SAN Volume Controller" im Betatest, HDS verlässt sich bei diesem Thema auf den Switch-Lieferanten Nishan Systems aus dem kalifornischen San Jose. Dessen "IPS-3000"-Switch unterstützt eine Vielzahl von Protokollen wie Fibre Channel (FC), SCSI, iSCSI, FC over IP und alle NAS-Interfaces. Nishan-Mitbewerber Inrange will sein neues Produkt, das unter dem Codenamen "Tempest" entwickelt wird, 2004 auf den Markt bringen. Wie CEO Ken Koch erklärte, soll es Software zur Virtualisierung und zur Protokollanalyse enthalten und außer dem FC auch IBMs Ficon-Kanäle unterstützen.

Abb: Was wird eingesetzt?

Von 100 befragten europäischen Unternehmen verwendet nur noch ein Drittel ausschließlich Speicher, die direkt am Server hängen. Quelle: Snia-E