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Antivirusexperten: Virenflaute ist nur vorläufig

26.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Während im vergangenen Jahr die beiden Würmer Code Red und Nimda ihr Unwesen trieben, blieben die Anwender in diesem Jahr (bislang) größtenteils vor gefährlichen Viren verschont. Lediglich das Klez-Virus, welches sich vor allem über das Adressbuch von Microsofts Mail-Programm "Outlook" vermehrte, sorgte durch seine Hartnäckigkeit für umfangreiche Schäden. Insgesamt jedoch werde 2002 die Zahl der neuen Viren im Vergleich zum Vorjahr nur um fünf Prozent ansteigen, schätzt Jimmy Kuo, Antivirusspezialist bei Network Associates. Seit 1990 hatte die jährliche Wachstumsrate dagegen rund 50 Prozent betragen.

Virenexperten schreiben den momentanen "Waffenstillstand" ihren Bemühungen zu, mit den Programmierern der schädlichen Codes Schritt zu halten. So habe es in der Vergangenheit genügt, den Quellcode eines bereits bekannten Virus oder Wurms geringfügig zu ändern, um ihn für Antiviren-Scanner unsichtbar zu machen. So geht Kuo davon aus, dass bis heute wahrscheinlich alle Privatnutzer mit Klez in Kontakt getreten sind, acht Monate nachdem die erste Version aufgetaucht war.

Dennoch gibt es keinen Grund für eine Entwarnung: Kuo geht davon aus, dass sich derzeit rund 200 Viren aktiv über das Internet verbreiten, nach Berechnungen eines Internet-Service-Providers (ISP) sind von 1000 E-Mails sechs bis sieben Briefe verseucht. Der gegenwärtige Friede halte daher nur solange an, bis die Gegenseite etwas komplett Neues entwickelt haben. Der Ausbruch der nächsten Virenepidemie sei daher nur eine Frage der Zeit. Die Angriffspause wollen die Antivirenforscher nicht ungenutzt verstreichen lassen: So kooperieren die Firmen etwa mit Microsoft, um Probleme im Windows-Betriebssystem zu lösen, die Virenscanner bislang in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt hatten. Mittlerweile sei damit die Qualität der Antivirus-Software enorm gestiegen, da etwa die Untersuchung von E-Mails nach schädlichen Inhalten nicht bei den Attachments endet.

Außerdem arbeiten die konkurrierenden Anbieter mittlerweile überraschend eng zusammen. So kümmern sich insgesamt 50 Mitarbeiter von verschiedenen Firmen darum, die "Wild List ", eine Sammlung der bekannten aktiven Viren, auf dem neuesten Stand zu halten. (mb)