Tauschen IBM und EMC Schnittstellen-Informationen?

Annäherung im Speichermarkt

04.04.2003
MÜNCHEN (CW) - IBM und EMC verhandeln angeblich über ein Abkommen zum Austausch von Application Programming Interfaces (APIs) ihrer Speicherprodukte. Während in den vergangenen Monaten auch andere Branchenvertreter darangingen, sich ihre Schnittstellen offen zu legen, wollen Vertreter von IBM und EMC die Gerüchte bislang nicht kommentieren.

Sollten sich die Spekulationen um einen Austausch von APIs zwischen IBM und EMC bewahrheiten, würde das Interoperabilitätsnetz im Storage-Sektor um einen weiteren Faden dichter. Bislang gibt es bereits entsprechende Vereinbarungen zwischen HP auf der einen und IBM, EMC und Hitachi Data Systems (HDS) auf der anderen Seite. Auch EMC und HDS haben Anfang März dieses Jahres ihre Patentstreitigkeiten beigelegt und die Weichen in Richtung Kooperation gestellt.

Angesichts sinkender Margen im Hardwaregeschäft setzen die Storage-Hersteller seit einiger Zeit verstärkt auf die Softwarekarte. Gerade für komplexe Speicherstrukturen wie zum Beispiel Storage Area Networks (SANs) entwickelt sich die Verwaltung der Daten zum kritischen Faktor. Da die Anwender proprietären Lösungen mehr und mehr den Rücken kehren und verstärkt auf die Interoperabilität von Geräten verschiedener Anbieter achten, versuchen die Hersteller, ihre Management-Konsolen mit APIs der Konkurrenz aufzuwerten.

In dem Wust an Vereinbarungen und Kooperationen verliert man jedoch leicht den Überblick, warnt Norbert Deuschle, Senior Consultant und Speicherexperte der Meta Group. "Seit zwei Jahren tauscht jeder mit jedem seine APIs." Für die Anwender habe sich im Grunde aber nur wenig geändert. Sie müssten sich nach wie vor für eine letztendlich immer noch proprietäre Management-Plattform entscheiden. Storage-Experten bemängeln, dass ein umfassendes Speicher-Management auch mit dem Tausch der Schnittstellen nicht zu gewährleisten sei. Zwar könnten damit zentrale Aufgaben der Storage-Administration vereinheitlicht werden. Einzelne Spezialfunktionen behielten die Hersteller allerdings gerne für sich, um den eigenen Wettbewerbsvorteil zu sichern.

Um hier Abhilfe zu schaffen, versucht die Herstellervereinigung Storage Networking Industry Association (Snia), die Entwicklung von allgemeingültigen Standards voranzutreiben. Unter dem Codenamen "Bluefin" sollen herstellerneutrale Spezifikationen erarbeitet werden, mit deren Hilfe sich heterogene Speicherumgebungen in den Griff bekommen lassen sollen.

Bis es so weit ist, wird es freilich noch einige Zeit dauern, meint Deuschle. Zwar könnten die aktuell diskutierten Spezifikationen der Bluefin-Version 1.1 noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Sie würden sich aber erst 2004 im Speichermarkt durchsetzen. Selbst dann müssten die Anwender allerdings weiter damit rechnen, dass spezielle Funktionen auf Geräte bestimmter Hersteller beschränkt blieben, warnt der Analyst. Diskussionen und Streitigkeiten um die Standardrichtlinien seien damit programmiert. Bis jedoch die Standards überhaupt verabschiedet sind, führt der einzige Weg zur Interoperabilität über den API-Tausch.

Dabei wollen sich die verschiedenen Protagonisten nicht in die Karten schauen lassen. So nimmt Malte Rademacher, Marketing-Leiter von EMC in Deutschland, keine Stellung zu den Spekulationen um die Gespräche mit IBM. Es sei aber die offizielle Haltung von EMC, den Austausch von Schnittstellen-Informationen mit Wettbewerbern anzustreben.

IBM-Sprecher Hans-Jürgen Rehm will von Verhandlungen mit EMC dagegen nichts wissen. Er habe keinerlei Hinweise, dass an den Gerüchten irgendetwas dran sei. Es sei Politik der IBM, derartige Spekulationen nicht zu kommentieren. Außerdem baue die IBM-Strategie auf den Standardisierungsbemühungen der Snia auf. (ba)