Satire

Angebrochener Nachmittag

06.05.1994

Es gibt Dinge, die man zwar seit 20 Jahren weiss, ueber die man aber nie ernsthaft nachgedacht hat - doch ploetzlich wird ihre ganze Tragweite sichtbar. Konkretes Beispiel: die bevorstehende Pensionierung. Nicht, dass Trauerwein direkt betroffen waere - die Rede ist von Gerald Czarnecki. Der fuer das Early-Retirement- Programm der IBM Corp. zustaendige oberste Human-Resources-Manager im Gerstner-Kabinett wurde jetzt selbst gefeuert, weil er seinem Chef, der ihn im Sommer 1993 als Fireware-Mann geholt hatte, nicht rigoros genug war. Die von der IBM-Fuehrungsspitze veranlasste Aussonderung ueberfluessiger Mitarbeiter (Trauerweins deutsche Version des IBM-internen Buschtrommelkuerzels MIS, lang: "Management Initiated Separation") kam nur schleppend voran - als Quereinsteiger und Nichtkenner der Think-Kultur habe Czarnecki das Beharrungsvermoegen vieler Old Boys im Middlemanagement der IBM unterschaetzt, meinen Big-Blue-Beobachter. Daran sei er letztlich gescheitert. Sollen sich die Aussitzer jetzt selbst eliminieren? Kaum anzunehmen. Die Aussicht auf ein Comeback bei einem anderen Anbieter ist auch nicht gerade verlockend. Soeben hat der Ex-IBM- Marketier Ed Lucente bei Digital Equipment das Handtuch geworfen. Bleibt die Frage: Was macht man mit einem angebrochenen Karriere- Nachmittag? Trauerwein hat darueber noch nicht ernsthaft nachgedacht. Seine Ressource ist Information.