Mitarbeitertraining als neue Aufgabe des Info-Managers:

Anforderung und Qualifikation zur Deckung bringen

26.07.1985

MÜNCHEN - Bekanntlich liegen die Schlüsselinvestitionen eines Unternehmens auch in seinen Mitarbeitern. Nur qualifizierte Fachleute und Entscheider garantieren Erfolg und können andererseits Verluste verhindern. Um mit aktuellen Know-how-Defiziten fertig zu werden, ist Ausbildungs-Consulting eine der Abhilfemöglichkeiten.

Die Notwendigkeit eines Informations- und Ressourcenmanagements gilt heute für jedes Unternehmen, das eine strategisch günstige Position im Markt aufbauen, festigen und halten will. Für viele Unternehmen ist es absolut zwingend, auf den immer enger werdenden Verdrängungs-Märkten rechtzeitig die Voraussetzung für ihre unternehmerische Zukunft derart sicherzustellen.

Ein weiteres Vorsorgemittel ist eine unternehmenszielorientierte, langfristig angelegte Aus- und Weiterbildung sowohl in der Informationstechnik als auch in ihrem Umfeld. Betrachtet man die Entwicklung der letzten 35 Jahre in unserer Wirtschaft und Gesellschaft, so ist sie geprägt durch technische Innovationen und ihre schnellen Anwendungen, verbunden mit einem überproportional wachsenden Anstieg des dafür notwendigen Wissens. Die immer kürzeren Innovationszeiten und ihre Dynamik - vor allem in den Bereichen der Mikroelektronik und Computertechnik - bewirken, daß nur noch solche Unternehmen am (Export-)Markt wettbewerbsfähig sein werden, die Informationstechnologie nicht nur implementieren, sondern auch zielgerecht nutzen können.

Dies setzt jedoch voraus, daß das erforderliche Grundlagen- und Anwendungswissen für die entsprechende Technik vorhanden ist und wirkungsvoll umgesetzt werden kann. "Technologie-Nutzen" kann im wirtschaftlichen Sinn nur dann erreicht und optimiert werden, wenn die jeweiligen Entscheidungsträger, Anwender und Benutzer den damit einhergehenden, ständig wachsenden Qualifkationserfordernissen Rechnung tragen. Das technikbedingte "Anforderungsprofil" eines jeden Arbeitsplatzes muß durch das "Qualifikationsprofil" des jeweiligen Stelleninhalbers immer gedeckt sein; Inkongruenz bedeutet Wirtschaftlichkeitsverzicht.

Die betriebliche Aus- und Weiterbildung im Sinne eines professionellen Informations- und Ressourcenmanagements ist folglich nicht mehr ein betriebliches Einzelproblem von untergeordneter Priorität, sondern ein langfristiges Erfolgspotential für das gesamte Unternehmen. Das "Strategische Investment in das Human-Kapital" ist kein Schlagwort mehr, sondern Schlüsselinvestition und zwingende Notwendigkeit.

Know how-Training überfordert Anwender

Deutlich erkennbar wird der zunehmende informationstechnische Wissens- und Trainingsbedarf in unserer Wirtschaft auch an der sich ständig vergrößernden Lücke zwischen tatsächlich vorhandenem und zukünftig notwendigem, das heißt zu erwerbendem Wissen. Die Wissensexplosion wird sich auf die Berufstätigen noch stärker auswirken als bisher. In den nächsten zehn Jahren werden nicht mehr nur etwa 30 Prozent, sondern weit über 70 Prozent aller Berufstätigen in irgendeiner Form an ihrem Arbeitsplatz mit der Informationstechnologie konfrontiert sein und auch effizient damit umgehen müssen (siehe hierzu auch die Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg, 1984, und ADV/Orga Research, Wilhelmshaven, 1984). Dies gilt für Topmanager ebenso wie für Spezialisten und Verwaltungskräfte und reicht vom General-Management-Bereich über das computergestützte Konstruieren und Fertigen bis hin zum spezifischen Programmieren.

Hinzu kommt, daß künftig generell mit höheren Anforderungen an den meisten Arbeitsplätzen zu rechnen ist - einer Verschiebung der Qualifikationspyramide nach wobenz - und die staatlichen Ausbildungsinstitutionen diese Ausbildungslücken immer weniger schließen können.

Auf der anderen Seite sind auch viele Unternehmen einfach damit überfordert, oder es ist wirtschaftlich für sie nicht sinnvoll, dem eigenen Bildungsbedarf durch interne Maßnahmen nachzukommen. Denn das bedingt nicht nur eine qualifizierte Trainingsbedarfsanalyse, sondern erfordert auch die Implementierung und Kontrolle ausgereifter und bewährter Trainingsmaßnahmen und -konzeptionen. Dies schließt den Einsatz modernster Technologien, computergestützter Ausbildungsmedien und permanenten Wissens- und Know-how-Update mit ein.

Gefordert ist daher nicht nur eine fundierte und erfahrene informationstechnische Beratung und Ausstattung, sondern ebenso eine darauf abgestimmte qualifizierte Trainings-Beratung und -Durchführung. Damit sind nun an erster Stelle die DV-Hersteller aufgerufen, diesem speziellen Bedarf gerecht zu werden.

So ist nicht nur eine umfassende Palette von speziellen Produkt-Trainingskursen in den Schulungzentren, beim Kunden, als Individualtraining/Selbststudienpaket mit und ohne Betreuung etc. anzubieten, sondern ein weit darüber hinausgehendes, breitgefächertes Seminar-, Kurs-, Vortrags- und Beratungsprogramm, das auch in seiner Tiefe und unternehmensspezifischen Abstimmung (Fix-Vario-Trainingsmodule) auf den jetzigen und künftigen Bedarf im Gesamtmarkt ausgerichtet ist.

Daneben sind genauso herstellerneutrale Kurse und Seminare wichtig, die grundlegende und hochaktuelle DV-Themen umfassen, etwa strategische Datenbankplanung, Netzwerke, Einsatz von Industrierobotern, Programmiermethoden der 5. Generation, modernes Management und Informationsmanagement.

Darüber hinaus sollten für die in den Unternehmen immer notwendiger werdende Planung, Durchführung und Weiterentwicklung von CAD, CAM und CIM sowie für den Bereich "Künstliche Intelligenz" Trainings- und Consulting, Curricula angeboten werden, die den neuesten technischen Entwicklungen entsprechen.

Bildungskonzepte für alle Branchen

Der Einsatz innovativer Medien (zum Beispiel MS: computergestützter Bildplattenunterricht) ist dabei selbstverständlich. Auch das sogenannte "Ausbildungs-Consulting" ist ein zusätzliches Dienstleistungsangebot, das sich von der konkreten Trainingsbedarfsermittlung bis hin zur (Re-)Organisation komplexer Ausbildungsabteilungen erstrecken kann.

Allgemeine DV-Ausbildung (für Berufsanfänger und -umsteiger), Übersetzungen, Dokumentation und Media-Service (von der SW-Übersetzung bis zum Satz und Druck in der eigenen Druckerei) sowie Selbststudienpakete und Verkaufsläden von Herstellern (Dokumentationen, relevante DV-Literatur etc.) können die Angebotspalette abrunden.

Zusammenfassend lassen sich fünf wichtige Punkte festhalten, auf die bei der Orientierung und Auswahl von Trainingsleistungen geachtet werden sollte:

- langjährige Erfahrung in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung von Unternehmen;

- spezialisierte Bildungskonzepte und -lösungen für alle wichtige Branchen;

- unternehmensindividuelle und praxisorientierte Trainings- und Beratungsprogramme;

- umfassendes Know-how sowie

- computergestützte Lehr- und Lernmethoden.

* Dr. Richard Hofmaier ist verantwortlich für Strategische Planung/Marketingplanung im Geschäftsbereich Aus und Weiterbildung der Digital Equipment GmbH in München.