Hohe Entwicklungskosten erzwingen Allianzen

AMD und Fujitsu: Gemeinsames Führungsstreben im Flash-Markt

31.07.1992

MÜNCHEN (CW) - If you kan't beat 'em, join 'em: Nach diesem Motto bröckelt die Chip-Autarkie-Front in den USA zusehends ab. Letztes Beispiel ist die Advanced Micro Devices Inc. (AMD), deren Chairman William Sanders III, notorischer Kampfer gegen japanische Dominanz, jetzt ein Flash- und EPROM-Abkommen mit der Fujitsu Corp. abzeichnete.

Gleich auf hohem Level steigen AMD und Fujitsu ein: 350 Millionen Dollar will jedes der beiden Unternehmen hinlegen, um eine Fertigungsstätte für Wafer zu bauen, auf denen eine Leitungsdicke vom zweimillionsten Teil eines Meters (0,5 Mikron) aufgebracht werden kann. Der Standort soll in Japan sein. Ab 1994, so die Planung, sollen hier Flash-Memories und EPROMs hergestellt werden. Außerdem wollen sich AMD und Fujitsu wechselseitig mit bis zu fünf Prozent aneinander beteiligen.

Genauere Angaben zur Höhe der gegenseitigen finanziellen Durchdringung wurden bislang nicht gemacht; der Modus soll jeweils Aktienerwerb für Bargeld sein. Jedenfalls ist die Allianz Fujitsu/AMD die bisher weitestreichende in einer Reihe von Flash-Abkommen amerikanischer mit japanischen Unternehmen: Intel tat sich mit Sharp zusammen, desgleichen IBM mit Toshiba. Auch zwischen Fujitsu und Intel gibt es Bande: Die Japaner fertigen Flash-Produkte des kalifornischen Chip-Riesen, ein Abkommen, das nach Angaben einer Intel-Sprecherin von dem AMD-Fujitsu-Deal nicht berührt werde.

Den Gesinnungswandel von anti- zu pro-japanisch, den nun auch AMD vollzogen hat, begründet Chairman Sanders wie folgt: "Ich glaube, daß die Welt sich geändert hat und daß die Zukunft im Globalen liegt." Eher prosaisch äußerte sich ein anderer Sprecher des kalifornischen Mikroprozessor-Cloners: Weil Speicherprodukte sich immer mehr zur Massenware entwickelten, koste es "einfach zu viel für einen einzelnen Hersteller, alles allein zu machen".

Fujitsu ist umsatzmäßig mehr als 20mal so groß wie AMD; dennoch geht AMD das mit einem Einstieg der Japaner verbundene Risiko ein. Dafür handelt man sich die Chance ein, die Führungsrolle im Flash-Markt zu übernehmen: Das Joint-venture will 20 Prozent Anteil realisieren an einem Markt, dessen Volumen Dataquest bis 1995 auf 1,5 Milliarden Dollar schätzt. Quellen der "Financial Times" gehen davon aus, daß bis zum Ende der Dekade jährlich fünf Milliarden Dollar mit Flash-Produkten umgesetzt werden.

Bislang ist AMD nach Fast Monopolist Intel (85 Prozent des Weltmarktes) der zweitgrößte Anbieter der Speicherprodukte, die ihren Inhalt auch bei Stromausfall nicht verlieren und durch den Verzicht auf mechanische Teile ausgesprochen sparsam im Stromverbrauch sind. Fujitsu hatte bis jetzt keinen Zugang zur Flash-Technik und kommt mit dem AMD-Deal wohl billiger davon, als das mit Eigenentwicklungen möglich wäre.

Wie AMD unterdessen bekanntgab, sollen bereits ab Herbst 1992 AMDs Flash-Speicherkarten nach dem PCMCIA-Standard aus der Fertigung der amerikanischen Neugründung Du Pont Connector Systems auf den Markt kommen.