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Bull stellt neuen Rettungsplan vor

21.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der französische Computerpionier Bull hat am gestrigen Donnerstag beschlossen, mit Hilfe von frischem Kapital und Schuldenerlass einen finanziellen Neuanfang zu wagen: Wie Bull-CEO Pierre Bonelli bekannt gab, hat der mit 726 Millionen Euro verschuldete ehemalige Staatskonzern daher den Rekapitalisierungsplan von bestehenden und neuen Investoren angenommen. Demnach wollen France Télécom und NEC zu Bulls geplanter Kapitalerhöhung um 44 Millionen Euro je 7,5 Millionen Euro beisteuern. Weiterhin teilnehmen werden Axa Private Equity (sieben Millionen Euro), die Finanzgruppe (und Bull-Kunde) Debeka (drei Millionen Euro) und Groupe Artemis (zwei Millionen Euro). Außerdem wollen 350 Bull-Manager insgesamt sechs Millionen Euro aus der eigenen Tasche zuschießen. Der Wert der Bull-Anteile von Altaktionären wird durch die Maßnahme allerdings stark verwässert.

Die Kapitalaufstockung wird von einer nicht minder drastischen Entschuldung begleitet: Der französische Hardwarehersteller und IT-Dienstleister will auf der Hauptversammlung am 11. Dezember Pläne vorstellen, um den Wert der ausgegebenen Anleihen um 90 Prozent zu senken. Sollten diese Vorschläge bei den Aktionären Zustimmung finden, ist der französische Staat ebenfalls bereit, auf 90 Prozent eines im Vorjahr zugestandenen Kredits von 450 Millionen Euro zu verzichten. Als Entschädigung wird Frankreich mit bis zu 30 Prozent am Profit beteiligt, wenn Bull innerhalb der nächsten acht Jahre einen Jahresgewinn von mehr als zehn Millionen Euro vor Steuern erzielt.

Der Plan müsse noch von der EU-Kommission gebilligt werden, so Bull-CEO Bonelli. Alternativen im Falle eines Vetos gebe es allerdings nicht. Die Brüsseler Behörde hat im Fall Bull wegen nicht eingeforderter Rückzahlung von Staatsbeihilfen vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) bereits Beschwerde gegen Frankreich eingereicht (Computerwoche online berichtete). (mb)