Stats Monkey

Software schreibt automatische Sportnachrichten

26.10.2009
Von pte pte
Wissenschaftler haben eine Software entwickelt, die aus den Fakten eines Baseball-Spiels einen Text erstellt. In Grundzügen ließe sich das auch auf den Wirtschaftsjournalismus anwenden.

Wenn es nach der Vorstellung einiger Studenten des Intelligent Information Laboratory der Northwest University in Chicago geht, sind Sportjournalisten bald überflüssig. Die findigen jungen Forscher haben ein Computerprogramm entwickelt, das aus grundlegenden Daten wie Team- und Spielernamen oder Spielergebnissen völlig selbstständig eine passende Nachrichtenmeldung erstellt. Bislang ist das "Stats Monkey" getaufte System zwar lediglich bei einem Baseball-Spiel erprobt worden, in Zukunft könnte sein Einsatzgebiet aber auch auf andere Ressorts ausgedehnt werden.

Für die automatische Generierung einer Meldung müsse man das Programm nur mit den wesentlichsten Spielinformationen, die großteils online verfügbar seien, füttern, erläutern die Projektverantwortlichen auf ihrer Homepage. "Endergebnis ist ein automatisch generierter Text, der die allgemeine Dynamik des Spielverlaufs einfängt und alle wichtigen Schlüsselaktionen und -akteure beinhaltet", heißt es weiter.

"Ich halte es für ausgeschlossen, dass Journalisten vollkommen durch Computer ersetzt werden können", stellt Eva Werner, stellvertretende Pressesprecherin des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), im Gespräch mit pressetext fest. Dies gelte nicht nur etwa für das Feuilleton, sondern auch für den Sportjournalismus. "Auch in diesem Bereich dürfen nicht immer dieselben Meldungs-Schemata bemüht werden", betont Werner. Qualität könnten nur gut ausgebildete Journalisten liefern. "Journalisten haben nicht nur die Aufgabe, ein Geschehen wiederzugeben. Sie müssen die jeweilige Situation bewerten und unterhaltsam schildern. Das alles kann ein Computer einfach nicht leisten", fasst Werner ihre Bedenken zusammen. Dafür brauche es professionell arbeitende Journalisten.

Dass das "Stats Monkey"-System zumindest in der Theorie durchwegs brauchbare Ergebnisse liefern kann, beweist ein Testbericht der "New York Times". Als Musterbeispiel wurde dabei ein Playoff-Spiel der US-amerikanischen Baseball-Liga Major League Baseball zwischen den Los Angeles Angels und den Boston Red Sox herangezogen. Das Computerprogramm lieferte dazu einen passenden Nachrichtentext inklusive Überschrift und Foto des wichtigsten Spielers der Begegnung.

Den Projektentwicklern zufolge soll ihr automatisiertes System auf fast alle Sportarten anwendbar sein. Auch im Bereich des Wirtschaftsjournalismus, wo oft nach ähnlichem Muster über Börsenkurse und Gewinn- oder Verlustnachrichten von Aktiengesellschaften berichtet werde, sei ein Einsatz problemlos vorstellbar. (pte)