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Bericht fordert stärkeren Einsatz von Regierung und Industrie

"Altersfreigabesystem von Spielen muss überarbeitet werden"

27.03.2008
Von pte pte
Das Altersfreigabesystem für Computer- und Videospiele muss dringend überarbeitet werden.

Zu diesem Schluss kommt eine heute, Donnerstag, präsentierte Untersuchung der Psychologin Tanya Byron, die diese im Auftrag der britischen Regierung durchgeführt hat. Wie die BBC berichtet, fordert die Forscherin darin die Einführung einer generellen Prüfung aller Spiele ab einem Alter von zwölf Jahren. Zudem sollen die Untersuchungskriterien, die bisher lediglich auf sexuelle und gewalttätige Spielinhalte beschränkt gewesen sind, erweitert werden. Vor allem die Verwendung vulgärer Sprache, das Auftauchen von Glücksspielelementen oder die Darstellung von Drogenkonsum seien laut dem Bericht in diesem Zusammenhang wesentlich. Weiters fordert die Psychologin ein einheitliches Set von Symbolen auf den Verpackungen von Spielfilmen und Videospielen, die Aufschluss darüber geben sollen, welche Inhalte den Käufer eines bestimmten Spiels erwarten. Auch die Sicherheit der jungen Internetsurfer sei nach Auffassung Byrons verbesserungswürdig. Sie fordert zu diesem Zweck eine staatliche Aufklärungskampagne und mehr Informationen, die den Eltern an die Hand gegeben werden.

"Ich fordere die Regierung und die Industrie dazu auf, sich stärker dafür einzusetzen, dass die digitale Welt für Kinder und jüngere Menschen sicherer wird", erklärt Byron im Rahmen der Präsentation ihres Forschungsberichts. Vor allem die Senkung des gesetzlich festgelegten Alters, ab dem Spiele dem Kontrollorgan British Board of Classification zur Prüfung vorgelegt werden müssen, sei ein längst notwendiger Schritt. Auch die Einführung einheitlicher Symbole auf den Verpackungen der Spiele sei dringend erforderlich. "Ich verlange eindeutige Symbole auf allen Spielen, die den Eltern wichtige Informationen für eine Kaufentscheidung bieten", fordert die Psychologin. Als Vorbild könne das auf europäischer Ebene zur Anwendung kommende PEGI-System herangezogen werden, das neben einer Alterempfehlung dem Käufer auch eine Inhaltsbeurteilung in Form von entsprechenden Symbolen zur Verfügung stellt.

Laut dem Bericht sei vor allem das mangelnde Gefahrenbewusstsein der Eltern im Umgang mit neuen Medien wie dem Internet ein ernstzunehmendes Problem. Dieser Umstand sei mitverantwortlich dafür, dass Kinder weiterhin anfällig für die in der digitalen Welt lauernden Risiken bleiben würden. "Kinder sind die digitalen Ureinwohner, Eltern die digitalen Einwanderer", erläutert Byron. Insofern bringe auch ein perfektes Altersfreigabesystem nichts, wenn den Eltern das entsprechende Bewusstsein für diese Problematik fehle. Um diesen Mangel zu beheben, schlägt die Forscherin die Durchführung einer breit angelegten staatlichen Informations- und Aufklärungskampagne vor. Im Gegenzug soll aber auch verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche wöchentlich mehr als 20 Stunden im Internet verbringen.

Auch die Spieleindustrie müsse der Psychologin zufolge einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten. Konkret fordert Byron diese dazu auf, mehr Verantwortung für Minderjährige bei der Veröffentlichung ihrer Produkte zu übernehmen. Die Branche solle künftig auch insofern reguliert werden, in welcher Form sie für ihre Spiele werben dürfe. Es wäre auch durchaus denkbar, technische Sperren in Spielen zu installieren, damit Kinder und Jugendliche nicht unbeobachtet auf für Erwachsene bestimmte Inhalte zugreifen können, so Byron. (pte)