Update: Neues SAP-Mittelstandsprodukt "A1S" setzte Agassi unter Druck

30.03.2007
Nach den Worten von Yvonne Genovese, Vice President und Distinguished Analyst bei Gartner, fühlte sich das scheidende SAP-Vorstandsmitglied Shai Agassi durch das neue Mittelstandsprodukt unter Druck gesetzt. Der Grund: Im Gegensatz zu den anderen Lösungen unterstand dieses für den Konzern als sehr strategisch angesehene System nicht seiner Führung.

"SAPs Produktplan, mehrere Lösungen für unterschiedliche Märkte aufzulegen, hatte Agassi stark unter Druck gesetzt, mit den ihm unterstehenden Produktlinien Mysap Business Suite, All-in-one und Business One erfolgreich zu sein", so die Analystin im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Agassi verantwortete die Entwicklung aller SAP-Produkte und galt als Vordenker für die "Netweaver"-Plattform. A1S hingegen, auf das der Softwarekonzern große Hoffnungen setzt und mit viel Geld zum Erfolg führen will, steht vornehmlich unter der Ägide von SAP-Vorstandsmitglied Peter Zencke (siehe auch SAP macht Ernst im Mittelstand).

Genovese zufolge wird sich auch nach Agassis Fortgang die SAP-Strategie in Sachen SOA und Netweaver nicht ändern, bis auf die Tatsache, dass der Softwarekonzern künftig mehrere Produktlinien auf dieser Grundlage anbietet. Der scheidende Manager habe eher darauf gebaut, die bestehende Mysap-Suite durch Composite Applications zu ergänzen.

SAP hatte Ende letzten Jahres Pläne verkündet, SOA-basierende Software künftig in zwei verschiedenen Formen auf den Markt zu bringen: "SOA by Evolution" in Form von Mysap ERP 2005 und Netweaver sowie "SOA by Design", was dem künftigen A1S entspricht.

Allerdings gab A1S nicht den Ausschlag, es überwogen bei der Entscheidung, den ERP-Marktführer zu verlassen, Agassis Karriereperspektiven. Die unlängst beschlossene Vertragsverlängerung von Firmenchef Henning Kagermann bis 2009 machte dem 38-jährigen Agassi offenbar einen Strich durch die Rechnung. "Nach Verlängerung des Vertrags von Henning Kagermann bis 2009 wurde deutlich, dass sich Shai Agassi mit einer zehn- bis 15-jährigen Bindung an die SAP schwer getan hätte, da dies zeitlich nicht seiner persönlichen Karriereplanung entsprochen hätte", umschreibt der Konzern den Entscheidungsgrund. Agassi sollte neben Leo Apothéker Co-CEO werden. Letzterer ist nun zum alleinigen Stellvertreter Kagermanns ernannt worden. (fn)