Schmiergeld-Affäre

Siemens rechnet mit Milliardenstrafe

05.11.2008
Der Schmiergeld-Skandal kommt Siemens teuer zu stehen. Aber es gibt auch einen positiven Effekt: Durch die Strafe sinkt die Steuerquote des Konzerns.

Der Mischkonzern Siemens geht von einer milliardenschweren Strafzahlung im Schmiergeld-Skandal aus. Die Zahl, die das Unternehmen nun erstmals nannte, liegt aber weit unter den Erwartungen vieler Branchenkenner. In dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 werde eine Rückstellung über rund eine Milliarde Euro gebucht, teilte Siemens am Mittwoch in München mit. "Der Betrag basiert auf der Einschätzung des Stands der Gespräche mit den Behörden in Deutschland und in den USA", hieß es. Laut einer mit dem Vorgang vertrauten Person gibt es aber noch kein definitives Arrangement. Siemens selbst wollte sich nicht weiter dazu äußern.

In den vergangenen Monaten hatte es zahlreiche Spekulationen über die Höhe der Strafzahlungen gegeben. Dabei war von "mehreren Milliarden Euro" die Rede gewesen, die alleine die US-Börsenaufsicht SEC verlangen sollte. Siemens-Aktien reduzierten nach der Bekanntgabe der tatsächlich erwarteten Strafe ihre Verluste und lagen am Mittag noch 1,73 Prozent im Minus bei 49,51 Euro. Im frühen Handel waren die Papiere bis auf 47,40 Euro gefallen.

Die eine Milliarde Euro schwere Rückstellung kommt im Schlussquartal noch zu den rund drei Milliarden Euro hinzu, die Siemens als Lasten aus dem Konzernumbau einkalkuliert. Die Buchung hat einen steuerlichen Hintergrund: Zu Beginn des Geschäftsjahres hatte Siemens unterm Strich knapp 6,5 Milliarden Euro Gewinn aus dem Verkauf der Autozuliefer-Tochter VDO an Continental gemacht. Je höher die Belastungen nun im Schlussquartal sind, desto niedriger fällt die Steuerquote im Gesamtjahr aus.

Neben der erwarteten Strafzahlung lasten die Kosten für die neue Siemens-Stiftung, die groß angelegten Stellenstreichungen sowie für die Trennung vom Telefonanlagen-Bau SEN und der Schnurlostelefon-Tochter SHC auf dem Schlussquartal. Der Konzern legt am kommenden Donnerstag (13. November) seine Bilanz vor. (dpa/ajf)