Von Köln nach Bonn

Ermittlungen wegen Datendiebstahl bei T-Mobile vor Wiederaufnahme

07.10.2008
Die Ermittlungen um den Diebstahl von 17 Millionen Datensätzen der Telekom-Tochter T-Mobile werden voraussichtlich neu aufgerollt.

"Die Staatsanwaltschaft Bonn hat die Akten zu dem Fall bei uns angefordert", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln am Dienstag. Seine Ermittlungsbehörde hatte die Untersuchungen des Falles im Juni eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Bonn prüfe nun, ob sie das Verfahren übernehmen wolle.

Den Bonner Ermittlern kommt bei den vielfältigen Datenpannen bei der Deutschen Telekom eine Schlüsselrolle zu. So untersucht die Behörde bereits die Bespitzelung von Journalisten und Aufsichtsräten des Bonner Unternehmens. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft in einem separaten Fall wegen Diebstahls von Telekom-Kundendaten. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX drängt die Telekom auf Wiederaufnahme der Ermittlungen und führt dazu Gespräche mit den Justizbehörden. Bei der Staatsanwaltschaft Bonn war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Die Telekom hatte nach dem Diebstahl der Kundendaten im Jahr 2006 Anzeige in Köln gestellt und den Fall damit ins Rollen gebracht. Bei Durchsuchungen und durch eine interne Ermittlung des Bonner Konzerns wurden umfangreiche Datensätze sichergestellt. Allerdings sind die Daten noch immer auf dem Markt, wie der Mainzer Erotikunternehmer Tobias Huch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX bestätigte. "Ich habe noch immer die Datensätze auf meinen Rechnern." Von der Staatsanwaltschaft sei er nicht kontaktiert worden.

Allerdings sei er am Dienstagmorgen von der Telekom um ein Treffen gebeten worden. "Da ich zwei Jahre lang nichts von denen gehört habe, habe ich sie an meinen Anwalt verwiesen." Ein Konzernsprecher bestätigte den Kontakt mit Huch. "Wir haben ihn erstmals aufgefordert, die Daten an uns zu übergeben."

Huch hatte die T-Mobile-Daten aus Österreich erhalten und kennt nach eigenen Angaben den vermeintlichen Datendieb. Zur Identität machte er keine Angaben. "Auch die Telekom kennt den Namen." Nach Huchs Einschätzung sind weit mehr als die genannten 17 Millionen T-Mobile-Kundendaten im Umlauf. Immerhin habe T-Mobile im Jahr 2006 rund 34 Millionen Kunden gehabt, sagte er.

Die Kritik am Telekom-Vorstand wegen des Umgangs mit den Datenpannen reißt nicht ab. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, wirft dem Unternehmen schwere Versäumnisse vor. "Es handelt sich hier um einen eklatanten Mangel im Datenschutzmanagement, für das die Unternehmensleitung die Verantwortung trägt", sagte er dem "Tagesspiegel" (Mittwoch). Die Führung um Vorstandschef René Obermann war nach dem Bekanntwerden des Datendiebstahls am vergangenen Wochenende unter Druck geraten, da die betroffenen Kunden nicht direkt informiert worden waren. (dpa/tc)