Deutsche Bank steigt bei GFT ein

Zwei große Brüder für den Mittelständler

13.07.2001
FRANKFURT/M. (ajf) - Mit der strategischen Beteiligung durch die Deutsche Bank konnte sich der IT-Dienstleister und Softwareanbieter GFT in ruhigeres Fahrwasser manövrieren. Künftig sollen flexible Komponenten entwickelt werden, die sich auch an andere Unternehmen vermarkten lassen.

Rund 1500 Mitarbeiter, 175 Millionen Euro geplanter Umsatz im Jahr 2001 und mehr als 20 Standorte in Europa - die GFT Technologies AG ist beinahe über Nacht zu einem großen IT-Dienstleister und Softwareanbieter avanciert. Grund für das Wachstum ist die Eschborner Firma Emagine, die von ihrer Muttergesellschaft Deutsche Bank an GFT, St. Georgen, verkauft wurde. Im Gegenzug erhält der Finanzkonzern 25 Prozent der Anteile am fusionierten Unternehmen in Form von rund 6,6 Millionen neuen GFT-Aktien. Rund 18 Prozent der Papiere bleiben nach der Transaktion im Streubesitz.

GFT-Chef Ulrich Dietz bezeichnete das Ergebnis des Deals als "Wunschkonstellation", wobei die Mischung der Shareholder den Charme ausmache. Neben der Deutschen Bank hält dann nämlich noch die Deutsche Post zwölf Prozent der Anteile an dem Schwarzwälder Unternehmen. Zwischen den Schwergewichten sieht sich GFT selbst stark im Mittelstand verwurzelt, weshalb man flexibel und innovativ sei. Jedoch: "Zwei potente Verwandte in diesen schwierigen Zeiten sind gut", spielte Dietz auf die allgemeine Wirtschaftslage an.

Doch auch für den Bankkonzern hat die Loslösung der Tochter Emagine, ehemals GEFM Gesellschaft für Finanz-Marketing, einen gewissen Reiz. Man wolle mit dem Schritt gezielt die eigene Fertigungstiefe verringern, so Konzern-CIO Hermann Lamberti. Dabei dürfe jedoch die eigene Softwarekompetenz nicht aufgegeben werden: "Die Kontinuität der Softwareversorgung muss sichergestellt sein." Zudem erhalte die Deutsche Bank nun flexiblere Kostenstrukturen, als wenn weiterhin eine eigenständige Tochter unterhalten worden wäre.

Die gegenwärtig 25-prozentige Beteiligung der Banker an GFT soll mittelfristig Bestand haben. Laut Lamberti wird nicht bei Ablauf der Haltefrist desinvestiert, und auch eine Aufstockung ist nicht geplant, denn in letzterem Fall würde die eigene Nachfragedominanz der Deutschen Bank das GFT-Geschäft behindern. Mit ebendiesem Problem hatte auch Emagine zeitlebens zu kämpfen, wie von Insidern bestätigt wurde. Sollten externe Kunden akquiriert werden, behielt sich der Mutterkonzern häufig eine Art Erstzugriff auf die verfügbaren Ressourcen vor. Bankinterne Projekte hatten Priorität, externe Aufträge mussten zurückgestellt werden. Daher war auch ein Börsengang von Emagine keine realistische Option.

Im Duett mit GFT soll sich die Situation nun ändern. Das Unternehmen will neue Programme sowie Services entwickeln und diese auf dem freien Markt anbieten. Eine potenzielle Zielgruppe seien auch die internationalen Firmenkunden der Deutschen Bank, so GFT-Chef Dietz. Daneben sind die Schwarzwälder "bevorzugter strategischer Partner" der Deutschen Bank für integrierte IT-Lösungen. Hier gilt es, hieß es unter der Hand, schrittweise die Altsysteme des Konzerns zu modernisieren und flexibler zu gestalten. Dies deutet auch auf die zunehmende Neigung von Finanzdienstleistern hin, nicht mehr alle Programme um jeden Preis individuell zu schreiben, sondern auf fertige Lösungen mit behutsam vorgenommenen Anpassungen zu vertrauen.