Zusammenfassung von 80 Rechenzentren an elf Standorten geplant Siemens strafft auch die interne RZ-Organisation

04.02.1994

MUENCHEN (ciw) - Im Rahmen eines grossen Inhouse-Outsour- cing- Projekts will die Muenchner Siemens AG 80 deutsche und europaeische Rechenzentren an elf Standorten zusammenfassen. Auch die bisherigen SNI-RZs in Muenchen und Paderborn sollen kuenftig vom eigens dafuer geschaffenen unternehmensinternen Dienstleister Rechen- und Kommunikationsdienste (RK) betrieben werden. Von der Konsolidierung verspricht sich der Konzern jaehrliche Einsparungen von 100 Millionen Mark.

Zunaechst schien die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG nicht betroffen. In Deutschland sollten urspruenglich nur die 50 Rechenzentren der Siemens-Zweigniederlassungen und - Geschaeftsbereiche konzentriert und unter RK-Kuratel gestellt werden. Geplant war, die Siemens-RZs in Muenchen, Berlin, Fuerth und Erlangen zusammenzufassen.

Da die wirtschaftliche Situation der SNI aber "Verbesserungspotential" aufweise und Einigkeit darueber bestehe, dass der Betrieb von Rechenzentren in den meisten Faellen nicht zum Kerngeschaeft eines Bereiches zaehle, habe man auch die SNI- Standorte Paderborn und Muenchen-Perlach genau analysiert, berichtet Horst Morgenbrod, Direktor der Siemens-Rechen- und Kommunikationsdienste. Aufgrund der insgesamt moeglichen Kostenkuerzungen, die der RK-Chef gegenueber dem Geschaeftsjahr 1991/92 auf jaehrlich rund 100 Millionen Mark schaetzt, musste das SNI-Management wohl den Plaenen der Mutter zustimmen. Werden diese Einsparungen erreicht, muessen auch die SNI-Bereiche weniger fuer DV-Dienste zahlen.

Beide SNI-Standorte sollen erhalten, der in Perlach sogar ausgebaut werden: "Wir wollen unsere eigenen Rechner - das heisst das Equipment der Rechen- und Kommunikationsdienste - in den Raeumen des dann ehemaligen SNI-RZs in Perlach unterbringen, das technisch hervorragend fuer diese Aufgabe geruestet ist", erklaert Morgenbrod.

Zur Zeit laeuft der Konzentrationsprozess auf Hochtouren. So seien bereits die meisten deutschen Siemens-Zweigniederlassungen und einige Geschaeftsbereiche Mainframe-frei. An den Standorten, wo nicht zusaetzlich dezentrale DV betrieben wird, verbleiben dann lediglich so- genannte Output-Zentren. Die RK wollen ihre Dienste auch fuer andere IT-Techniken offerieren: "In Muenchen betreiben wir beispielsweise bereits Kommunikationsanlagen oder auch lokale Netze und Arbeitsplatzsysteme", freut sich Morgenbrod.

Einen Hinweis auf die Groessenordnung der angestrebten Zusammenlegung, die ausschliesslich die kommerziellen Siemens- und SNI-RZs betrifft, geben die folgenden Zahlen. Im Geschaeftsjahr 1991/92 lieferten die RZs in Berlin, Erlangen, Fuerth und Muenchen zusammen etwa 6300 Tera-Operationen (TOP). Nach der Konsolidierung, im Geschaeftsjahr 1994/95, sollen es mit 17700 TOP fast dreimal so viel sein. Der Transport der Daten erfolgt ueber den weltweiten Datenverbund des Konzerns, das Siemens Corporate Network.

Unberuehrt von den Massnahmen bleiben die zwei Rechenzentren der hundertprozentigen SNI-Tochter Sietec Consulting, die neben Integrations- und Beratungsdiensten auf Basis der Bankensoftware "Cordoba" auch Outsourcing fuer externe Kunden anbietet. Allerdings bediene sich die Sietec - speziell bei den Mainframes - auch des Know-hows und der Ressourcen des Siemens-Dienstleisters RK, wenn die eigenen Kapazitaeten nicht ausreichten. Morgenbrods Bereich hat dagegen "zur Zeit kein Mandat", Services jedweder Art extern anzubieten.

Die RK beschraenken sich auf reine Betreiberleistungen. Morgenbrod hofft, dass die Bereiche dem Trend zu mehr Standardsoftware folgen.

Die 30 Rechenzentren im europaeischen Ausland sollen zunaechst auf sechs Standorte reduziert werden. Allerdings sind hier die Planungen noch im Fluss. "Mittelfristig wird es sicher eine weitere Konsolidierung geben", erklaert der Siemens-Direktor.

Zur Zeit verfuegt RK - inklusive der SNI-RZ-Mitarbeiter - ueber einen Personalstamm von rund 1300 Mitarbeitern. Diese Zahl duerfte im Zuge der Zusammenlegung reduziert werden. Laut Morgenbrod ist keine Zielgroesse fuer die Zeit nach der Konsolidierungsphase angegeben. Ein moeglicher Abbau werde sich "hoffentlich in moderaten Grenzen halten".