Zugfahrten auf dem Bildschirm im Bundesbahn-Experiment: Rechnerunterstützte Zugüberwachung

28.11.1980

MÜNCHEN (pi) - Auf Bildschirmen, wie sie ähnlich bei der Flugsicherung den Fluglotsen zur Verfügung stehen, soll in Zukunft auch der Zugverkehr überwacht werden. In Überwachungszentralen der Deutschen Bundesbahn können dann die Zugdisponenten großflächig den gesamten Verkehr auf Strecken von 100 oder noch mehr Kilometer Länge verfolgen, teilt Siemens als Hersteller mit.

Bisher erhielten die Disponenten von den Stellwerken per Telefon oder fallweise auch schon automatisch ausgedruckt die Meldungen, wo sich die Züge auf der überwachten Strecke befanden. Nach diesen Angaben mußten sie den Fahrtverlauf der Züge in Form eines Ort-Zeit-Diagramms aufzeichnen, um daraus ihr tatsächliches Fahrverhalten abzuleiten und um zu prüfen, wo sie sich beispielsweise begegnen oder überholen können.

Diese zeitraubende Arbeit übernimmt jetzt in dem neuen System ein Siemens-Prozeßrechner 330, der die automatisch erfaßten Positionsmeldungen der Züge auswertet und die Anzeige des Ort-Zeit-Diagrammes auf einem kreisförmigen Bildschirm steuert. So sieht der Disponent auf einen Blick, wo sich die Züge gerade befinden, wie schnell sie fahren und wie groß die Abweichung von der fahrplanmäßigen Zeit ist. Damit kann er sich ganz auf seine Dispositionsaufgabe konzentrieren und beispielsweise dem Fernzug Vorrang vor dem Güterzug oder dem verspäteten Personenzug Gelegenheit zum Zeiteinholen geben. Die entsprechenden Anweisungen gibt er entweder per Telefon dem Fahrdienstleiter im betreffenden Bahnhof, oder er setzt sich über Zugfunk direkt mit dem Lokführer in Verbindung.

Nach der Erprobung dieses neuen Systems auf der Strecke München-Treuchtlingen will die Bundesbahn zunächst noch andere Strecken im Bereich der Zentrale München nach dieser Methode überwachen. Später soll dann für alle Strecken mit Zugüberwachung die computergesteuerte Bildschirmüberwachung eingeführt werden.